• 10.06.2012 16:58

  • von Christian Sylt & Caroline Reid

Lotus schreibt weiterhin hohe Verluste

Trotz einer Steigerung des Umsatzes um 41 Prozent erwirtschaftete das Lotus-Team im Jahr 2011 einen Verlust in Höhe von 20,8 Millionen Britischen Pfund

(Motorsport-Total.com) - Obwohl das Formel-1-Team von Lotus laut neuestem Geschäftsbericht seinen Umsatz im vergangenen Jahr um 41 Prozent auf 115,7 Millionen britische Pfund (rund 143 Millionen Euro) steigerte, hat das Team 2011 einen Verlust von 20,8 Millionen Pfund (rund 26 Millionen Euro) vor Steuern erwirtschaftet. Das ist der vorläufige Höhepunkt einer Schwächephase des historischen Automobilherstellers Lotus Cars, welcher sich kürzlich von einem Vorstandvorsitzenden Dany Bahar getrennt hat. Der malaysische Besitzer DRB-Hicom steht nun vor der Entscheidung, das verlustbringende Unternehmen zu schließen oder zu verkaufen.

Titel-Bild zur News:

Das Lotus-Team schreibt auch im Geschäftsjahr 2011 rote Zahlen

Lotus wurde zu Beginn der Saison 2011 Titelsponsor der damaligen Renault-Teams und sorgte mit Zahlungen in Höhe von 33,5 Millionen Pfund (rund 41 Millionen Euro) am Ende des Jahres für einen Rekordumsatz. Weitere wichtige Faktoren waren die Zahlungen russischer und brasilianischer Sponsoren, darunter Lada und das brasilianische Telekommunikationsunternehmen Embratel, die damit ihre Landsleute Witali Petrow und Bruno Senna unterstützten. Dadurch reduzierte sich der Verlust, der im Jahr 2010 noch 40,5 Millionen Pfund betragen hatte. Da jedoch auch die Ausgaben um 12,1 Millionen Pfund auf 134,4 Millionen Pfund (rund 166 Millionen Euro) stiegen, ist das Team von einem ausgeglichenen Geschäftsergebnis noch weit entfernt.

Diese Verluste sind ein weiterer Wendepunkt in der Geschichte des Teams, welches zuletzt 2006 als Renault-Werksteam die Weltmeisterschaft gewann. Nach der Verwicklung des Teamchefs Flavio Briatore in die sogenannte "Crashgate-Affäre" beim Singapur-Grand-Prix 2008 verkaufte Renault das Team 2009 an Genii Capital. Durch den Skandal rund um den absichtlich verursachten Unfall von Nelson Piquet jr. wendeten sich zahlreiche Sponsoren ab, das Team fährt seitdem einem Sieg hinterher.

Zur Unterstützung der Lotus-Gruppe gewährte deren Besitzer, der malaysische Fahrzeughersteller Proton, dem Team im Vorjahr ein Darlehen in Höhe von zehn Millionen Pfund, wodurch sich die Verbindlichkeiten im Laufe des Jahres 2011 um 27,3 Millionen Pfund auf insgesamt 42,3 Millionen Pfund (rund 52 Millionen Euro) erhöhten. Im Februar dieses Jahres erhöhte Proton das Darlehen auf 30 Millionen Pfund, die durch die Vermögenswerte des Teams abgesichert waren. Dadurch konnte Lotus kurfristig fällige Verbindlichkeiten in Höhe von 16,4 Millionen Pfund bedienen. Einen Monat später erklärte Genii-Chef Gerard Lopez, dass die Lotus-Gruppe nicht länger Sponsor des Teams ist.


Fotos: Lotus, Großer Preis von Kanada


Das Formel-1-Engagement des britischen Automobilherstellers war vor allem von Bahar vorangetrieben worden, der den Sport durch seine Tätigkeit im Marketing von Red Bull und Ferrari kennt. Ironischerweise gehört Bahar weiterhin dem Vorstand des Formel-1-Teams an. Seine Entlassung überschattet das Formel-1-Projekt von Lotus Cars. Erste Zweifel tauchten schon im Vorjahr auf, als das Unternehmen einen Verlust in Höhe von 24,1 Millionen Pfund vor Steuern erwirtschaftet hatte. Damals wurden erste Gerüchte laut, nach denen DRB-Hicom Lotus Cars verkaufen wolle.

In diesem Jahr befindet sich das Formel-1-Team wieder im Aufschwung. So wurden unter anderem Sponsor-Vereinbarungen mit Konsumgüter-Hersteller Unilever und Software-Riesen Microsoft geschlossen, die schätzungsweise einen Umfang von jährlich sechs Millionen Pfund haben. Auch sportlich ist das Team nach der Verpflichtung von Kimi Räikkönen besser aufgestellt als im Vorjahr. 2011 beschäftigte das damalige Renault-Team im Durchschnitt 500 Mitarbeiter, nachdem 14 Stellen in der Ingenieurs-Abteilung abgebaut wurden. Dennoch erhöhten sich die Lohnkosten von 29,9 auf 31,5 Millionen Pfund.