Liuzzi: "Lewis war Nicos Albtraum"
Der Ex-Kart-Weltmeister analysiert im Exklusiv-Interview ausführlich jene Formel-1-Kollegen, mit denen er gemeinsam auf der Kart-Strecke unterwegs war
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Ich schätze, dass du gegen 60 Prozent des Feldes hier schon vor deiner Zeit in der Formel 1 gefahren bist - vor allem im Kart. Wo bist du gegen Kimi Räikkönen gefahren?"
Vitantonio Liuzzi: "Gegen Kimi bin ich in der Intercontinental A (Kart-Serie; Anm. d. Red.) gefahren, das muss um 1997 herum gewesen sein. Das war die Top-Kategorie des Kart-Sports, in der die besten Kart-Piloten gegeneinander fuhren. Wir fuhren einige Rennen gegeneinander."

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Liuzzi wurde 2001 Kart-Weltmeister und lernte dort Kollegen von heute kennen
"Ich muss sagen, dass Kimi schon ein sehr starker Fahrer war, als er Kart fuhr. Ich war zu dieser Zeit bereits ein offizieller Fahrer eines Top-Teams. Ich fuhr mit einem anderen Chassis als er und muss zugeben, dass er nicht das gleiche Material hatte wie ich. Das wäre ungefähr so, als würde ich heute in einem McLaren oder Ferrari sitzen. Deshalb lag ich meistens vorn."#w1#

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Im Kart-Sport hatte Räikkönen mit unterlegenem Material zu kämpfen Zoom
"Aber er zeigte sein Potenzial auf und stand bei den europäischen Rennen häufig auf dem Podium. Er zeigte den anwesenden Leuten also oft, dass er schnell war. Aber er erzielte nicht wirklich oft gute Ergebnisse, weil er nicht in einem der stärksten Teams in der Meisterschaft der damaligen Zeit war. Aber man konnte sehen, dass etwas in ihm steckt."
Frage: "Hattest du dir vorstellen können, dass er eines Tages Formel-1-Weltmeister wird?"
Liuzzi: "Es war natürlich noch etwas zu früh, um über die Formel-1-Weltmeisterschaft zu sprechen. Sie war noch zu weit weg. Zudem war ich zu Beginn nicht davon ausgegangen, dass dies der richtige Weg ist, um in die Formel 1 zu kommen. Aus diesem Grund sprachen wir nicht wirklich darüber, ob es ein Fahrer wie dieser in die Formel 1 schaffen kann. Er zeigte zwar, dass er Fähigkeiten besitzt, es war jedoch zu früh, um über die Formel 1 zu sprechen."
Frage: "Auch Fernando Alonso ist ein Weltmeister, wo bist du gegen ihn gefahren?"
Liuzzi: "Auch dort. Das dürfte 1998 oder 1999 gewesen sein. Ich muss sagen, dass ich eine Menge Respekt vor Fernando hatte, obwohl ich am Ende immer vorn lag und er Probleme hatte. Aber wenn ich mir zum Beispiel das Freie Training von außen anschaute, da war ich immer beeindruckt, wie er fuhr. Er fuhr immer am Limit und war in der Lage, alles aus seinem Kart herauszuholen. Er holte 110 Prozent aus seinem Kart heraus, fuhr Dank des Gummis auf der Strecke immer auf zwei Rädern durch die Kurve."
"Er beeindruckte mich immer sehr, denn ich mochte diesen Fahrstil. Aber wir kämpften nie wirklich miteinander, denn ich fuhr in einem Top-Team und er nicht. Wir fuhren aus diesem Grund auf der Strecke nie gegeneinander, aber es war für mich dennoch ein Vergnügen gewesen, einen Fahrer wie ihn im Kart zu sehen."
Frage: "Hat dich Fernando schlussendlich mehr beeindruckt als Kimi?"
Liuzzi: "Im Kart ja. Da war er wirklich beeindruckend. Man konnte von Anfang bis zum Ende sehen, dass er die Zukunft sein kann. Bei Kimi war das etwas anders. Er hat die Zeit des Lernens zwischen dem Kart-Sport, dem Formel-Sport und der Formel 1 maximiert. Nun bin ich ein großer Fan von ihm, ich denke, dass er hier im Feld ganz an der Spitze steht."
Frage: "Und Nico Rosberg?"
Liuzzi: "Bei Nico war dies anders, schließlich kam er mit einem großen Namen in den Sport, sein Vater war ein Formel-1-Weltmeister. Er startete immer mit gutem Material und hatte immer ein wirklich gutes Team hinter sich. Ihn verfolgte man schon vom jungen Alter an."

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Liuzzi: Nico Rosberg profitierte von seinem Namen Zoom
"Er erzielte ein paar sehr gute Ergebnisse, fuhr ein paar gute Rennen und lernte eine Menge. Er wusste von Anfang an, dass er aufgrund seines Backgrounds eine Zukunft haben würde. Er hatte ein paar Schwankungen und wir sprachen immer darüber, dass er noch lernen muss."
"Mit Sicherheit ist er nun ein kompletter Fahrer. Er hat alles, um in der Formel 1 zu sein. Aber zu dieser Zeit war es schwierig zu sagen, wer er ist. Er verfügte über die Fähigkeiten, um es zu schaffen, aber er zeigte nicht immer eine gute Leistung. Er hatte mehr Schwankungen."
Frage: "Gegen Jarno Trulli bist du nicht gefahren, aber du hast ihn fahren gesehen..."
Liuzzi: "Jarno war ein Held, als ich ein Kind war. Als ich jung war und mit dem Kart-Sport begann, da war er im Sport ein Held. Er gewann Meisterschaften und in Europa viele Rennen. Zu dieser Zeit war er der Top-Fahrer."
"Er fuhr immer gegen Giancarlo Fisichella, die beiden waren die Spezialisten zu dieser Zeit. Jarno war ein sehr sauberer Fahrer, er fuhr sehr präzise. Er fuhr immer mit Köpfchen und schonte seine Reifen, erzielte dadurch Ergebnisse."
"Aber ich mochte Giancarlos Fahrstil mehr. Er fuhr wesentlich aggressiver. Mit seinem Material war er nicht so konkurrenzfähig wie Jarno, aber er zeigte Herz, um bei der Musik zu sein. Als ich anfing zu fahren, da war ich ein großer Fan von Giancarlo. Er war mein Held."
"Man konnte sehen, dass er nicht über konkurrenzfähiges Material verfügte, aber er gab alles, um nach vorn zu kommen. Es gab zwischen ihm und Jarno wirklich großartige Kämpfe. Aber Jarno hatte die beste Ausrüstung und gewann die ganze Zeit über. Aber man konnte sehen, dass sie beide diejenigen sind, die es zu schlagen gilt. Damals war ich 11 Jahre alt und Jarno war bereits dreimaliger Weltmeister."
Frage: "Hattest du gedacht, dass es beide eines Tages in die Formel 1 schaffen würden?"
Liuzzi: "Zu dieser Zeit dachte ich nicht wirklich an die Formel 1, aber sie verfügten über großes Potenzial. Sie hatten zu dieser Periode im Kart die Nase vorn."

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Buttons Leistungen schwankten laut Liuzzi stark Zoom
Frage: "Und Jenson Button?"
Liuzzi: "Gegen Jenson fuhr ich nur ein paar Rennen, als wir jung waren. Wir waren damals 15 Jahre alt. Er war schnell, seine Leistungen schwankten jedoch. Er war eines jener jungen Talente, die heranwuchsen, und wir lieferten uns einige Zweikämpfe. Aber zu dieser Zeit war es schwierig zu sagen, ob er über ausreichend Fähigkeiten verfügt, um es in die Formel 1 zu schaffen."
Frage: "Was ist mit Anthony Davidson?"
Liuzzi: "Im Kart ist es so wie in der Formel 1, du bist vom Team abhängig, in dem du fährst. Manchmal war er herausragend, manchmal hatte er etwas zu kämpfen. Damals hatte man vielleicht nicht damit gerechnet. Ich denke, dass er seine größten Fortschritte im Formel-Sport gemacht hat. Im Kart war er einer der schnellen Fahrer, aber niemand herausragendes."
Frage: "Und Lewis Hamilton?"
Liuzzi: "Er war immer der Albtraum von Nico. Sie waren Teamkollegen und reiften im McLaren-Programm zusammen heran. Aber man konnte von Anfang an sehen, dass Lewis so etwas wie ein Rennfahrer-Tier ist. Er verfügte von Anfang an über die Fähigkeiten. Ich denke nicht, dass er technisch sehr versiert war, aber er war es fahrerisch und gab dort 100 Prozent. Aber angesichts der Unterstützung, die die beiden genossen, waren sie im Hinblick auf die Formel 1 auf dem richtigen Weg, mit Sicherheit."
Frage: "Welchen Fahrer hast du im Kart-Sport am meisten respektiert?"
Liuzzi: "Fernando und Heikki. Aber Heikki war im Kart-Sport ein bisschen ein verrückter Fahrer. Er hatte des Öfteren Unfälle und flog ab, war aber von Anfang an schnell. Und ich hatte eine Menge Respekt vor Fernando."

