Kubica: "Ich hatte so etwas erwartet"
Robert Kubica ist mit dem siebten Startplatz in Istanbul zufrieden: "Aber ich habe kein gutes Gefühl mit den weichen Reifen"
(Motorsport-Total.com) - Renault konnte beim glamourösen Grand Prix in Monaco glänzen. Robert Kubica fuhr den R30 sensationell auf das Podest. Doch in Istanbul kehrt nun wieder Normalität bei den Franzosen ein. Robert Kubica und Vitaly Petrov zeigten mit den Rängen sieben und neun im Qualifying, zu was der R30 in der Türkei imstande ist. Entsprechend zufrieden war der Pole am Samstag im Gespräch mit Miedenvertretern.

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Robert Kubica startet in der Türkei vom soliden siebten Platz
Frage: "Robert, war heute vielleicht sogar mehr drin?"
Robert Kubica: "Zwischen dem, wo man gern wäre und dem, wo man realistisch hingehört, gibt es immer einen Unterschied. Ich denke, dass Platz sieben unter den heutigen Voraussetzungen ganz okay ist. Ich hatte heute kein gutes Gefühl für die Kombination von Auto und weichen Reifen - speziell in einigen Kurven. Ich konnte nicht die letzten Zeitspäne herausholen. Meine Runde im dritten Segment war gut, so gab es dann eben Platz sieben."#w1#
Frage: "Wie machen sich eure neuen Updates bemerkbar?"
Kubica: "Wir haben einen neuen Frontflügel. Vom Gefühl her kann man die Auswirkungen nicht recht beurteilen, weil es nur eine kleine Veränderung ist. Die Daten zeigen, dass er etwas besser ist, mein Gefühl bestätigt diesen Eindruck in etwa. Es ist kein großer Fortschritt, vielleicht macht es eine Zehntelsekunde aus."
Frage: "Warst du heute weniger aggressiv im Auto?"
Kubica: "Nein. Man hat gesehen, dass ich mich in Monaco im Auto richtig wohlgefühlt habe. Hier habe ich mit den weichen Reifen bei hohen Temperaturen in den langen Kurven ein nicht ganz so gutes Gefühl. Mit der härteren Mischung fühlt es sich besser an, damit kann ich mehr herausholen. Es ist nun einmal eine ganz andere Streckencharakteristik. Es ist doch ganz normal, dass man auf einem engen Straßenkurs mit Bodenwellen und wenig Grip etwas anders fährt als auf einem Highway wie hier in Istanbul."
Frage: "Welches Resultat ist für dich im Rennen möglich?"
Kubica: "Es geht sehr eng zu, daher erwarte ich ein heißes Rennen. Der Reifenverschleiß ist besonders vorne rechts besonders hoch. Daher wird die Reifennutzung wohl der Schlüssel zu einem guten Rennen. Speed und Konstanz zählen sicherlich auch, aber es wird sehr wichtig sein, auf die Reifen zu achten. Nur so kann man das Auto auf einem guten Platz ins Ziel bringen."
Frage: "Du stehst vor beiden Ferraris. Seid ihr sogar besser als erwartet?"
Kubica: "Nein. Uns war vorher klar, dass es wohl ähnlich ausgehen würde wie in Barcelona. Das ist der Fall. Dort war ich Siebter, hier bin ich wieder auf Platz sieben. In Barcelona waren wir vor einem Ferrari und Rosberg war hinter mir. Hier ist er vor mir. Es ist eng wie erwartet. Mir war klar, dass es so kommt. Was mich etwas erstaunt ist, dass der Abstand zu Red Bull gar nicht mal so groß ist. Aber Barcelona passte dem Red Bull perfekt. Dort haben sie alle geschockt. Heute waren sie wieder vorne und der Abstand zur zweiten Startreihe liegt bei etwa drei Zehntelsekunden - wie in Barcelona."
Frage: "Alle sprechen von Kurve acht. Wie aufregend ist die Fahrt durch diese Ecke?"
Kubica: "Nicht sonderlich spannend. Wenn man zum ersten Mal dort hindurch fährt, dann muss man sich erst einmal die passende Linie suchen, um schnell zu sein. Aber nachher ist es nicht mehr schwierig. Man fährt Kurve acht voll, oder zumindest meist fast voll. Die einzige Schwierigkeit sind ein paar Bodenwellen in einem Scheitelpunkt. Man muss das Setup daraufhin anpassen und man darf nicht zu viel Untersteuern haben, denn das kostet Zeit. Vielleicht wäre man sogar schneller, wenn man sie nicht in einem Schwung mit Vollgas fahren würde."
Frage: "Hast du hier Chancen auf das Podium, oder musst du darauf jetzt länger warten?"
Kubica: "Wir planen ein großes Update für Montréal. Es kann aber sein, dass wir es nicht rechtzeitig fertig bekommen. Es wäre toll, wenn es klappen würde. Kanada könnte für mich persönlich ein guter Auftritt werden. Dort bin ich stark. Unser Auto könnte mit den Updates konkurrenzfähig sein. Ohne die neuen Teile bezweifele ich das allerdings. Aber wir hoffen darauf, dass die Strecke unserem Auto liegt - auch wenn sie Monaco überhaupt nicht ähnlich ist. Wir müssen am Freitag in Montréal dann mal sehen, wie es läuft."
Frage: "Ist Montéal nach deinem schweren Unfall und dem ersten Sieg dort eine besondere Station für dich?"
Kubica: "Ja und nein. Auf der einen Seite ist es einfach ein Rennen im Kalender. Dort gibt es die gleiche Punktzahl zu holen wie anderswo. Aber natürlich ist es immer toll, wenn man an den Ort zurückkehrt, wo man erstmals ein Formel-1-Rennen gewinnen konnte. Ich komme ja sozusagen als Titelverteidiger dorthin, denn seit meinem Erfolg sind wir dort nicht mehr gefahren."
"Aber nun an einen weiteren Sieg zu denken wäre nicht realistisch. Aber vor Kanada 2008 hatte ich auch nicht daran geglaubt. Montréal ist wieder eine ganz andere Strecke. Man muss mal abwarten. Es gibt dort enge, kurze Kurven. Man muss auf der Bremse gut sein und es ist Traktion gefragt. Topspeed ist auch ein Faktor. Wir haben keinen F-Schacht, darunter könnten wir leiden, denn der F-Schacht dürfte auf den langen Geraden ein großer Vorteil sein. In Monaco bringt ein solches System wenig, aber hier und in Montréal ist es nützlich. Auf der anderen Seite nutzt Red Bull auch keinen F-Schacht und ist trotzdem am schnellsten."
¿pbvin|512|2762||0|1pb¿Frage: "Viele Fahrer beklagen sich in Istanbul über schlechte Balance. Woran liegt das?"
Kubica: "Das ist in diesem Jahr hier offenbar so. Ganz ehrlich: Auch ich habe mit meinem Auto kein wirklich gutes Gefühl. In Kurve eins, oder in der neunten Ecke habe ich überhaupt kein Gefühl für das Limit. Kurve neun ist extrem wichtig, weil sich daran eine recht lange Gerade anschließt. Man versucht den Ausgang optimal zu erwischen, aber manchmal geht es dann einfach zu weit auf den Randstein. Es ist wirklich schwierig. Ich weiß nicht, ob es allen so ging, aber ich fand den heutigen Tag aus fahrerischer Sicht recht knifflig."
Frage: "Kannst du die beiden Mercedes im Rennen packen?"
Kubica: "Ich weiß es nicht. Beide Autos stehen erst einmal vor mir. Die haben offenbar ganz gute Verbesserungen am Auto. Ich denke, es könnte schwierig werden, wenn wir nicht noch zulegen können. Heute konnten wir sie nicht packen, aber demnächst vielleicht wieder. Im Renntrimm fühlt sich der Wagen ganz gut an. Auch Vitaly hat ein starkes Qualifying gezeigt, insgesamt haben wir also ein gutes Renault-Ergebnis. Nun hoffen wir auf Punkte im Rennen."

