• 12.05.2013 10:20

  • von Dieter Rencken, Christian Nimmervoll & Stefan Ziegler

Kriegt Williams noch die Kurve?

Das britische Traditionsteam Williams kommt 2013 nicht in Fahrt: Was sind die großen Baustellen am Auto und ist ein Ende der sportlichen Talfahrt in Sicht?

(Motorsport-Total.com) - Ein Jahr ist vergangen. Und größer könnten die Unterschiede nicht sein: 2012 stand Williams mit Pastor Maldonado auf der Pole-Position zum Großen Preis von Spanien, 2013 startet der Venezolaner von Position 17 ins erste Saisonrennen auf europäischem Boden. Dass er am Sonntag an seinen überraschenden Grand-Prix-Sieg vom vergangenen Jahr anknüpfen kann, erscheint sehr unwahrscheinlich.

Titel-Bild zur News: Valtteri Bottas

Fahrt in eine ungewisse Zukunft: Bei Williams läuft es derzeit nicht sehr rund Zoom

Denn Williams fährt in dieser Saison bislang klar hinterher. Im Schnitt starteten Maldonado und Valtteri Bottas von Position 16 in die bisherigen Rennen, Punkte holte das Duo noch keine. Wirklich nah dran war das Team mit Bottas in Malaysia und mit Maldonado in Bahrain, wo die Piloten jeweils als Elfte über die Linie kamen. Doch das ist viel zu wenig, um der direkten Konkurrenz Paroli bieten zu können.

Dessen ist man sich in Grove, der Heimat des Rennstalls, bewusst. "Nach diesem Rennen müssen wir uns mal gemeinsam hinsetzen", meint Maldonado. Eine genaue Standort-Bestimmung soll her, außerdem ein Plan für die Zukunft. "Wir haben ja nicht nur ein Problem mit dem Auto, sondern mehrere Baustellen. Und deshalb müssen wir versuchen, alles auf die Reihe zu kriegen", sagt Maldonado.

Die Aerodynamik als großer Hemmschuh

Und was genau ist das Problem? Bottas versucht sich im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' an einer Erklärung: "Es hängt mit der Aerodynamik zusammen. Es geht auch um den Auspuff und wie wir das Abgas nach hinten wegführen. Die Sache ist ziemlich komplex. Ich würde sagen, der Frontflügel und der Unterboden sind die unsere größten Mankos." Und diese hat Williams bisher nicht im Griff.

"Ich würde sagen, der Frontflügel und der Unterboden sind die unsere größten Mankos." Valtteri Bottas

Weil auch die Konkurrenz nicht schläft, wie Chefingenieur Xevi Pujolar betont. "Das Team tut alles und arbeitet hart, um aufzuholen, doch jeder hier macht viel Druck. Wir haben das Gefühl, mit den neuen Teilen gute Fortschritte zu machen. Es machen aber alle Fortschritte", meint er. "Deshalb müssen wir jetzt am Ball bleiben und größere Schritte machen. Wir brauchen mehr, mehr neue Teile."

Der Williams FW35 verfüge jedoch über Potenzial und "es fehlt nicht viel", sagt der Chefingenieur des Traditionsteams. Einzig die jüngsten Updates hätten nicht so angeschlagen wie erhofft. "Neu sind ein paar Teile und das Bodywork. Ich kann da nicht allzu sehr ins Detail gehen", meint Pujolar und deutet eine weiter anhaltende Durststrecke an, wenn er sagt: "Silverstone wird unser nächster großer Test."

"Krisensitzung" in Grove nach Barcelona?

Dieser Grand Prix findet Ende Juni 2013 statt, liegt also noch geraume Zeit in der Zukunft. Was Williams den Spielraum gibt, auf Spurensuche zu gehen. "Wir müssen uns jetzt erst einmal über die Richtung, in die es gehen soll, klar werden", sagt Bottas. Außerdem, so Maldonado, gelte es, herauszufinden, weshalb das aktuelle Fahrzeug teilweise sogar langsamer sei als das Vorjahresauto.

Der einmalige Rennsieger verweist aber auch darauf, dass in der Formel 1 nicht jedes Auto ein absoluter Volltreffer ist. "Manchmal bist du vorn, manchmal nicht. So ist das in der Formel 1", meint er. "Nimm nur mal McLaren als Beispiel. Sie waren 2012 auch besser als sie es in diesem Jahr sind. Das gehört zum Geschäft." Was bleibt ist die Hoffnung, in den restlichen Rennen noch etwas zeigen zu können.


Fotos: Williams, Großer Preis von Spanien


"Wir hatten jetzt ein paar harte Rennen, müssen aber weiter viel Druck machen und dürfen nicht aufgeben", sagt Bottas. "Die Saison ist ja noch jung, es stehen noch viele Rennen aus. Ich freue mich auf ein besseres Auto und darauf, damit dann auch in die Punkte zu fahren. Wir machen schließlich ständig kleine Fortschritte. Die reichen aber nicht aus. Wir brauchen etwas mehr davon", meint er.

Und deshalb könnte direkt nach dem Europa-Auftakt der Formel 1 eine "Krisensitzung" in Grove anberaumt werden. "Die kommende Woche wird recht stressig in der Fabrik, vermute ich. Wir müssen einfach schauen, was wir tun können", erklärt Bottas und Maldonado merkt an: "Wir sind ja nicht alle von einem Jahr auf das andere plötzlich dumm geworden. Nun müssen wir einfach zusammenstehen."