• 30.03.2006 16:30

  • von Adrian Meier

Kovalainen hat auch als Testfahrer viel zu tun

Der Renault-Pilot erläutert, was er während der Rennwochenenden zu tun hat, und erzählt von seinen stressigen Tagen zwischen Malaysia und Australien

(Motorsport-Total.com) - Die Renault Stammpiloten Fernando Alonso und Giancarlo Fisichella konnten die beiden ersten Rennen der Saison für sich entscheiden. Unterstützt werden sie vom jungen Finnen Heikki Kovalainen, der als Ersatzfahrer bei jedem Rennen anwesend ist und einen Großteil der Testarbeit übernimmt.

Titel-Bild zur News: Heikki Kovalainen

Heikki Kovalainen hat auch in seiner Rolle als dritter Pilot viel Arbeit

Da Renault als amtierendes Weltmeisterteam an den Grand-Prix-Freitagen kein drittes Auto einsetzen darf, ist Kovalainen an den Rennwochenenden nur Zuschauer. Dennoch hat er viel zu tun: "Es gab bei diesen Rennen eine Menge an Promotion-Arbeit für mich zu erledigen - Sponsoren treffen, sich in der Hospitality sehen lassen und solche Dinge - denn damit haben die Stammfahrer ein bisschen weniger zu tun und können sich auf ihre technischen Programme konzentrieren", berichtet der 24-Jährige.#w1#

PR-Aufgaben und viel Lernen

"Jeder will wissen, was ich während der Rennwochenenden mache." Heikki Kovalainen

"Jeder will wissen, was ich während der Rennwochenenden mache, und das ist wirklich eine Frage des Zuschauens und Lernens", erklärt Kovalainen. "Natürlich ist da ein bisschen Frustration mit im Spiel, denn es ist hart, anderen Fahrern beim Rennfahren zuzusehen, wenn man selber nicht fahren kann, aber ich kann immer noch eine Menge an Tipps sammeln. Ich habe gelernt, wie die Ingenieure und Mechaniker arbeiten, was beim Setup wichtig ist, was keine Rolle spielt, und mir Dinge aufgeschrieben, die ich dann verwenden kann, wenn ich testen gehe", erzählt der Finne.

Viele dieser Notizen würde er dann bei Testfahrten ausprobieren, um sich selbst immer weiter zu verbessern, und um sicherzustellen, dass er dem Team das richtige Feedback geben kann. Die ersten beiden Rennwochenenden der Saison in Bahrain und Malaysia haben Kovalainen unterdessen sehr gut gefallen. "Zwei heiße Länder, vor allem Malaysia, und zwei, die ich genossen habe. Die Bedingungen sind nett, die Menschen sind freundlich, und es macht einfach viel Spaß, an Orten zu sein, an denen man sich richtig willkommen fühlen kann."

Rekordverdächtige Testwoche

Nach Malaysia flog der Finne Montagnacht zurück nach Europa, wo er in Paul Ricard direkt ein dreitägiges Testprogramm aufnahm. "Es war eine verrückte Woche - wir sind 1.800 Kilometer während des Tests gefahren, mit nur einem Auto. Das ist der gleiche Umfang, den wir normalerweise mit zwei Autos bewältigen! Das beinhaltete auch einen Tag, an dem ich 213 Runden gefahren bin, was bisher der Rekord für 2006 ist, und nahezu die Rekordreichweite, die das Team an einem einzigen Tag gefahren ist", berichtet Kovalainen über eine aufregende, aber dennoch auch sehr anstrengende Testwoche.

"Ich war an allen Tagen an der Spitze der Zeitenliste." Heikki Kovalainen

"Das zeigt, dass die Zuverlässigkeit sehr gut war, und die Leistung war ebenfalls sehr stark - ich war an allen Tagen an der Spitze der Zeitenliste", meint der Finne weiter. "Und wir haben einige nette Motorentwicklungen für die nächsten Rennen getestet."

Zwischenstopp in Japan

Danach konnte sich der Renault-Testfahrer jedoch keineswegs lange erholen: "Ich kam am Samstag nach Hause nach Oxford und war einen Tag lang dort. Es war Sonntagnachmittag, als ich mich gerade hingesetzt hatte, um das MotoGP-Rennen zu schauen, als es klingelte. Ich war ein wenig überrascht, meinen Fahrer Andy zu sehen - mein Terminkalender sagte, dass ich am Montag abgeholt werden sollte. Aber ich habe einige Anrufe gemacht und das überprüft, und herausgefunden, dass er Recht hatte, und dann musste ich meinen Koffer in fünf Minuten packen", erzählt Kovalainen, dass er fast seinen Abflug verpasst hätte.

"Ich erwarte nicht, erkannt zu werden, wenn ich irgendwo hingehe." Heikki Kovalainen

Danach jedoch verlief sein Flug ohne Probleme, wobei der Finne nicht direkt nach Melbourne unterwegs war, sondern zuvor in Tokyo einige Verpflichtungen zu erledigen hatte. Von den japanischen Fans, die er bei einer Demonstrationsfahrt seines Teams im Januar bereits kannte, ist er begeistert: "Die Leute sind so cool, wirklich enthusiastisch, sehr aufgeregt, wenn sie einen Fahrer sehen, und ich wurde ziemlich oft erkannt, was mich überrascht hat. Da waren einige kleine Mädchen, als Fernando, Fisi und ich ins Flugzeug nach Australien stiegen, und sie haben mich vor Fernando gesehen und mich erkannt! Das ist ehrlich gesagt ein wirklich cooles Gefühl, denn ich erwarte nicht, erkannt zu werden, wenn ich irgendwo hingehe", berichtet Kovalainen von seinem steigenden Bekanntheitsgrad.

Zuversicht vor Melbourne

Aus Japan flog der Finne anschließend weiter nach Melbourne. Die australische Stadt begeistert den Youngster: "Es ist eine großartige Stadt. Ich denke, sie haben einen extra-speziellen Aufwand für die Commonwealth-Spiele unternommen, aber alles ist sehr schön, sauber, und die Menschen sind sehr warmherzig und wollen einem helfen", schildert er seine Eindrücke.

In Melbourne hat der Youngster außerdem zum ersten Mal seine Eltern dabei. Für diese hat er jedoch nur wenig Zeit, denn die direkte Rennvorbereitung hat mit verschiedenen Meetings begonnen. "Wir wissen, dass unser Auto derzeit stark ist", dennoch glaubt er, dass McLaren-Mercedes und Honda bislang unter ihren Möglichkeiten geblieben sind und auch Ferrari und Williams nicht unterschätzt werden dürften. "Wir können es uns also nicht erlauben, uns auszuruhen, und das tun wir auch nicht", meint Kovalainen und sieht sein Team damit abschließend auch für den Grand Prix von Australien gut gerüstet.