• 04.10.2003 14:41

  • von Marcus Kollmann

Kotur: "Man muss auf das Unerwartete vorbereitet sein"

Ferraris Logistikchef über die ganz besonderen Herausforderungen die die Rennen in Übersee für die Teams mit sich bringen

(Motorsport-Total.com) - Viel Zeit, um den Sieg von Michael Schumacher beim US-Grand Prix zu feiern, blieb dem Ferrari-Team in Indianapolis nicht.

Titel-Bild zur News: Ferrari-Transporter

In Übersee müssen die Teams auf ihre Renntransporter verzichten

Nach der Siegerehrung war die Mannschaft aus Maranello nämlich schon damit beschäftigt das gesamte Equipment für den Transport zum finalen WM-Lauf nach Japan zu verstauen und aufzuräumen. Traditionell sind die Rennen in Übersee für die Formel-1-Teams ein großer logistischer Kraftakt, den man nur mit sorgfältiger Vorbereitung und militärischer Präzision erfolgreich meistern kann.

35 Tonnen Ausrüstung reisen von Italien nach Amerika nach Japan und zurück nach Italien

Bei Ferrari kümmert sich Miodrag Kotur darum, dass auch alles präzise klappt. "Es benötigt sehr genaue Planung. Wir verfrachten um die 35 Tonnen an Ausrüstung plus die vier Chassis. Alles muss in spezielle Behälter verpackt werden und in die Container die an der Strecke als Aufenthaltsraum und zum Arbeiten dienen", erläutert Kotur.

Der Flugtransport selbst wird von der FOM (Formula One Management) organisiert. Dafür dass das gesamte Material aber unbeschädigt von Amerika nach Japan transportiert wird sind die Teams selbst verantwortlich. "Alles muss sehr sorgsam verpackt werden, um Beschädigungen zu vermeiden. Die Autos werden auf speziell entworfenen Paletten transportiert. Wir entfernen dazu den Front- und Heckflügel und bringen zum Transport neben speziellen Rädern auch Schutzabdeckungen im Frontbereich und an den Seiten an."

Beschädigungen beim Flugtransport sind eine Ausnahme, beim Entladen an der Strecke aber schon oft vorgekommen

"In den zehn Jahren in denen ich diese Arbeit nun schon erledige ist mir aber noch nicht zu Ohren gekommen, dass ein Auto beim Flug beschädigt wurde. Allerdings hat es schon den Fall gegeben, dass welche beim Abladen von den Trucks an der Strecke Schaden genommen haben. Nächste Woche wird die FOM alles in Suzuka anliefern und wir müssen auf jede Eventualität eingerichtet sein. Es ist nicht ungewöhnlich, dass ein Chassis an der Strecke beschädigt wird und wir müssen einen Plan haben in diesem Fall Ersatz einzufliegen. Man muss immer auf das Unerwartete vorbereitet sein."

Koturs Aufgabe besteht aber nicht nur darin für den sicheren Transport von Ferraris Ausrüstung zu sorgen, sondern er ist auch dafür verantwortlich notfalls Ersatz aus Italien und das benötigte Verbrauchsmaterial zu organisieren. Da der Versand per Luftfracht extrem teuer ist, werden viele der benötigten Dinge vor Ort besorgt. Teilweise unterstützen die Rennveranstalter die Teams in Übersee schon durch das Bereitstellen von kleinen Büros und anderen Sachen wie Generatoren oder Trockeneis. Einige Sachen müssen die Teams aber dennoch heranschaffen. "Der gesamte Vorgang erfordert viele Kontrolllisten, denn man kann vor Ort sehr viel Zeit durch Dinge verlieren die man vergessen hat", weiß Kotur zu berichten.

Flüge für das Team zu buchen ist nicht immer einfach

Über die Ausrüstung hinaus muss aber auch für den Transport aller Mitarbeiter gesorgt werden. Bei 80 bis 90 Personen artet dies beim Buchen der Flüge schon in Arbeit aus, denn oftmals gibt es Änderungen in letzter Minute: "Flüge zu finden ist gar nicht so einfach, denn es muss auf Anschlussflüge geachtet werden und die Mehrheit des Teams reist zwischen dem US- und Japan-Grand Prix nicht nach Maranello zurück. Unser Personal könnte zur Bewältigung dieser Reise bis zu acht Flüge benötigen. Wir versuchen natürlich auch immer so viele Leute wie möglich zusammen reisen zu lassen, jedoch ist das nicht immer möglich."

Trotz des enormen Aufwandes und dem Stress der mit dem Transport von Material und Team einhergeht, sind die Übersee-Rennen für Kotur aber eine Herausforderung die er genießt: "Die Übersee-Rennen sind einfach aufregender und hinsichtlich der Logistik eine größere Herausforderung", erklärt er. "Durch die neuen Austragungsorte wie China und Bahrain wird der Job noch komplizierter und aufregenden werden", ist sich Kotur sicher und schon jetzt bei den Vorbereitungen für die Saison 2004, die wieder mit Rennen in Übersee beginnt.