• 05.07.2012 18:33

  • von Dieter Rencken

Kobayashi: "Eine schwierige Zeit"

Sauber-Fahrer Kamui Kobayashi spricht im Interview über die Form seines Teams, sein Qualifying und über den Zuschauerschwund in Suzuka

(Motorsport-Total.com) - Kamui Kobayashi wartet auf ein weiteres Erfolgserlebnis. Nur einmal hat der japanische Rennfahrer in diesem Jahr zweistellig gepunktet. Und der fünfte Platz von Barcelona liegt nun auch schon ziemlich lange zurück. Dabei wäre die Geschwindigkeit im Rennen eigentlich vorhanden, doch bei Kobayashi scheint es im Qualifying zu haken. Im Interview mit 'Motorsport-Total.com' geht der 25-jährige Japaner auf Spurensuche und versucht zu erklären, warum es bei ihm in letzter Zeit nicht ganz rund lief.

Titel-Bild zur News: Kamui Kobayashi

Kamui Kobayashi hat das Lachen nicht verlernt - und steigerte sich im Qualifying

Frage: "Kamui, die Leistung deines Teams schien in letzter Zeit nicht allzu konstant zu sein. Worauf ist das deiner Meinung nach zurückzuführen?"
Kamui Kobayashi: "Nun, ich denke, da spielen unterschiedliche Faktoren eine Rolle. Ein Punkt ist zum Beispiel, dass die Teams eine sehr ähnliche Geschwindigkeit aufweisen. Wenn da auch nur eine Kleinigkeit schiefgeht, stehst du hinten. Wir hatten in den vergangenen Rennen sicher das Tempo, um in die Punkte zu fahren. Leider hatte ich aber auch viel Pech. Es geht jedoch immer darum, bei der Musik zu sein und konstant zu agieren."

Frage: "Was ist die größte Baustelle? Die Arbeitsweise des Teams, der Reifenhaushalt?"
Kobayashi: "Wir hatten jetzt schon öfter ein Problem mit der Strategie. Beim jüngsten Rennen in Valencia gab es zudem ein paar Schwierigkeiten beim Boxenstopp. Das sind Kleinigkeiten. So steckten wir aber im Verkehr fest und büßten an Geschwindigkeit ein. Normalerweise sind wir schneller. Aufgrund meiner Position im Feld konnte ich aber nicht die gesamte Leistung abrufen."

Frage: "Auch im Qualifying lief es zuletzt nicht ganz nach Wunsch ..."
Kobayashi: "Nun, eigentlich hatten wir nur in Bahrain etwas zu kämpfen. In den restlichen Rennen schien es ziemlich in Ordnung zu sein."

Kobayashi macht Fortschritte

Frage: "Im Rennen scheint das Auto aber generell schneller zu sein als im Qualifying ..."
Kobayashi: "Es stimmt: Im Qualifying haben wir mehr Probleme als im Rennen. Ja, unser Auto ist schnell. Wir sind da nahe an den anderen dran."

Frage: "Du meinst, das Feld liegt sehr nah beisammen?"
Kobayashi: "Ja. Du kannst aufgrund von Kleinigkeiten schon eine Menge an Boden verlieren. Nehmen wir zum Beispiel das vergangene Rennen: Sebastian (Vettel; Anm. d. Red.) war zwar weit vorn, doch alle anderen waren nah beisammen. Das ist schon etwas Besonderes."


Fotos: Kamui Kobayashi, Großer Preis von Europa


Frage: "Wir haben nun beinahe die Saisonhälfte erreicht. Welche Note würdest du deinem Team auf einer Skala von null (schlecht) bis zehn (gut) geben?"
Kobayashi: "Drei."

Frage: "So wenig?"
Kobayashi: "Wir schlagen uns in diesem Jahr recht gut. Ich konnte mich im Qualifying noch einmal etwas steigern. Ich bin da besser unterwegs als 2011. Das stimmt mich zufrieden. In den Rennen gelingt mir meist ein guter Start. Durch die Strategie und die Boxenstopps fielen wir aber auch schon zurück. Es ist eine schwierige Zeit."

"Wir schlagen uns in diesem Jahr recht gut." Kamui Kobayashi

Frage: "Sauber beginnt eine Saison meist sehr stark, verliert dann jedoch oft ein bisschen den Anschluss ..."
Kobayashi: "In diesem Jahr ist das anders. Wir steigern uns."

Die Formel 1 hat einen schweren Stand in Japan

Frage: "Japan macht derzeit eine schwierige Phase durch. Ist es schwieriger als erwartet, dort Sponsorengelder aufzutreiben?"
Kobayashi: "Nun, ich habe den Eindruck, es bessert sich allmählich. In Japan ist die Elektrizität aber noch ein großes Thema. Ich rede von den Energiekosten. Geld ist nicht genug vorhanden, doch immerhin geht es den Leuten dort von Tag zu Tag besser."

Frage: "Zu den Zeiten von Ayrton Senna und Alain Prost war Suzuka stets restlos ausverkauft. Seither scheint das Interesse mehr und mehr nachgelassen zu haben. Wie erklärst du dir das? Haben die Japaner das Interesse an der Formel 1 verloren oder woran könnte das sonst liegen?"
Kobayashi: "Es liegt am lieben Geld. Nur am Geld."

Frage: "Bridgestone, Honda und Toyota sind nicht mehr dabei. Hat das vielleicht dazu beigetragen?"
Kobayashi: "Sicher. Die Medien spielen aber auch eine große Rolle. Es gibt keine Bilder. In der Vergangenheit war das anders. Der Motorsport wurde in Japan aber schon immer sehr rege verfolgt. Es ist halt eine sehr teure Angelegenheit. Dabei geht es um das Image. Und jedem ist bewusst, wie es um die Wirtschaft in Japan bestellt ist. Deshalb sind sie nicht mehr dabei."

"Der Motorsport wurde in Japan schon immer sehr rege verfolgt." Kamui Kobayashi

Frage: "Dass es in Suzuka also immer leerer wird, ist deiner Meinung nach eine Kombination aus dem Rückzug von Bridgestone, Honda und Toyota und der Wirtschaftslage?"
Kobayashi: "Ich denke, die Fanbasis ist sogar gewachsen. Das Problem ist aber: Die Konzerne haben in der Vergangenheit viele tausend Tickets ausgegeben. Jetzt ist es anders. Das ist besser für die Ticketverkäufer in Suzuka."

"Ein weiteres Problem ist aber, dass man die Formel 1 nicht im Fernsehen verfolgen kann. Sie (TV-Sender Fuji; Anm. d. Red.) zeigen die Formel 1 zwar noch, aber halt auf einem anderen Kanal. Du musst bezahlen, wenn du es sehen willst. Früher war es noch kostenlos möglich, die Formel 1 zu sehen. Das ist erst seit diesem Jahr der Fall."