• 09.08.2005 12:25

  • von Fabian Hust

"Kaizen" - Toyotas Erfolgsgeheimnis

Gascoyne und Marmorini über die Entwicklungsphilosophie von Toyota in der Formel 1 und warum diese Erfolg versprechend ist

(Motorsport-Total.com) - Wissen Sie, was "kaizen" bedeutet? Dies ist ein japanischer Begriff, der für stufenweise und niemals endende Verbesserungen steht, indem man kleine Details optimiert und den Standard immer ein weniger höher setzt. Und "kaizen" gibt die Antwort darauf, warum Toyota in diesem Jahr mit dem TF105 in der Formel 1 vorne mitfährt, obwohl die optische Ähnlichkeit zum TF104B offensichtlich ist, der bei weitem nicht so konkurrenzfähig war wie das diesjährige Modell.

Titel-Bild zur News: Mike Gascoyne

Mike Gascoyne hat schon bei Renault Erfolg bringende Prozesse installiert

"Wenn man sich all die Formel-1-Autos anschaut, die Toyota hergestellt hat, vom ersten TF101 bis zum TF104B, dem TF105-Roll-Out-Auto bis hin zum TF105, mit dem wir in Australien fuhren, und dem TF105, mit dem wir vor kurzem unterwegs waren, dann sieht man diese Art von Verwandlung ineinander", so Mike Gascoyne, Technischer Direktor des japanischen Rennstalls. "Mechanisch sind sie mehr oder weniger gleich, denn das Basispaket war grundsätzlich einwandfrei, dennoch hat es viele Detailverbesserungen gegeben."#w1#

Um den Entwicklungsfluss zu beschleunigen und sicher zu stellen, dass jene Dinge, die im Hightech-Windkanal als 50-Prozent-Modelle funktioniert haben, auch auf der Rennstrecke wunschgemäß arbeiten, ist die Aerodynamikabteilung der Toyota Motorsport GmbH gegen Ende des Jahres 2004 umstrukturiert worden.

"Wir haben eine Menge Ressourcen in die Veränderung der Arbeitsweise investiert", erklärt Gascoyne. "Damit wollten wird die Genauigkeit unserer Arbeit verbessern, mehr wissenschaftlich kontrolliert arbeiten. Wir testeten mehr Stunden als bisher, haben mehr gelernt, bessere Modelle hergestellt und das hat sich beim Ergebnis gezeigt. Mit 'wissenschaftlich' meine ich, dass man die gleichen Konfigurationen wieder und wieder wiederholt, sodass man sicher ist, dass man einen bestimmten Level an Genauigkeit reproduzieren kann."

"Wir können bis auf 0,03-Prozent Genauigkeit testen, wir können das Modell aus dem Windkanal herausholen, es auseinander- und wieder zusammenbauen und es erneut innerhalb dieser sehr kleinen Grenze testen", so der Brite. "Wenn dein Genauigkeitslevel nicht so eng gesteckt ist, dann kann man alle Teile testen und wird keine Verbesserung sehen. Unsere Philosophie ist jene, dass, wenn man einen sehr hohen Genauigkeitslevel hat, man eine Menge kleinere Verbesserungen findet - und die Summe dieser Teile ist ein großer Schritt in Bezug auf die Wettbewerbsfähigkeit."

Der Trend bei modernen Formel-1-Autos hat sich in die Richtung entwickelt, dass man das Heck sehr eng "packt", um das Volumen und die Qualität des Luftflusses zu verbessern, die zum Heckflügel strömt. In der Praxis bedeutet dies, dass man die Größe aller Installationen im Heck reduziert: beim Motor und dem Getriebe und der Hinterradaufhängung. Auf diesem Gebiet hat Toyota davon profitiert, dass man das komplette Auto "unter einem Dach" herstellt, das Design von Chassis und Motor integriert ist.

"Die Computer-Software, die wir verwenden, um das Auto zu designen, ist wesentlich ausgeklügelter als sie es vor zehn oder 20 Jahren war", so Luca Marmorini, Technischer Direktor Motor. "In den alten Tagen der Formel 1 mussten viele Elemente noch von Hand montiert werden, wenn man den Motor im Auto installierte. Das passiert nun nicht mehr."

"Dass man im gleichen Gebäude arbeitet bedeutet, dass wir eine viel engere Kommunikation mit den Motordesignern haben", so Gascoyne. "Luca kommt nicht bei uns mit einem Motor an und sagt 'Hier ist er, nun baue ihn in dein Auto ein'. Man kann die Effekte dieser Arbeitsbeziehung sehen - nicht nur in Bezug auf die Punkte, aber auch in Bezug auf die Seltenheit mechanischer Defekte."