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  • 13.05.2009 09:34

  • von Stefan Ziegler

Jordan: "Die Wogen werden sich wieder glätten"

Ex-Teamchef Eddie Jordan kann die Haltung Ferraris im Budgetstreit durchaus nachvollziehen, rechnet aber mit einer baldigen Beilegung des Konflikts

(Motorsport-Total.com) - Vor wenigen Tagen hat der Automobil-Weltverband FIA bekannt gegeben, unter welchen Regeln die Formel-1-Saison 2009 ablaufen wird. Den Rennställen will der Braten aus Paris aber nicht so recht schmecken und so wurden kurz darauf erste negative Reaktionen öffentlich gemacht. Der Paukenschlag folgte allerdings am Dienstag: Ferrari verkündete nach einer Vorstandssitzung, den Weg der FIA nicht beschreiten zu wollen, sollte das Regelwerk vor 2010 nicht mehr überarbeitet werden.

Titel-Bild zur News: Eddie Jordan

Der ehemalige Teambesitzer Eddie Jordan versteht die Bedenken von Ferrari

Damit stellen die Roten aus Maranello den Automobil-Weltverband vor die Wahl: Entweder eine Formel 1 ohne Ferrari oder ein weniger straff angesetztes Regelwerk - vor allem das geplante Zwei-Klassen-Reglement im Rahmen einer freiwilligen Budgetobergrenze von umgerechnet etwa 45 Millionen Euro stößt die Italiener vor den Kopf und lässt Ferrari gegen die Entscheidungen der FIA Sturm laufen.#w1#

Jordan zeigt Verständnis für Ferraris Reaktion

Der ehemalige Teamchef Eddie Jordan kann die Entrüstung im Lager der amtierenden Konstrukteursmeister durchaus verstehen, wie der Ire gegenüber 'Setanta' erläuterte. "Ferrari hat eine Menge Vorteile gegenüber den anderen Teams. Sie haben zum Beispiel eine eigene Strecke, riesige Windkanäle und richtig große Anlagen, die anderen Rennställen nicht zur Verfügung stehen. All das haben sie sich erarbeitet, indem sie über die Jahre hinweg erfolgreich gewesen sind."

"Sie denken also: 'Warum sollten wir uns auf das Niveau dieser kleinen Fische hinab begeben? Diese Teams sind es schließlich gewohnt, mit so kleinen Budgets zu operieren und werden uns für dieses Geld sicherlich einen heißen Tanz liefern. Sie könnten uns womöglich sogar überflügeln. Wenn wir nicht mehr unter den gegenwärtigen Regeln fahren, dann könnte unser Erfolgsfaden reißen' - Befürchtungen, die sich schon im Zuge der Umstrukturierungen für 2009 bewahrheitet haben.

"In diesem Jahr hat Ferrari ganz eindeutig an den Regeländerungen zu knabbern. " Eddie Jordan

Das sieht auch Jordan nicht anders: "In diesem Jahr hat Ferrari ganz eindeutig an den Regeländerungen und den veränderten Testbedingungen zu knabbern. Wenn die Regeln also noch straffer gefasst werden, dann wird die Lage für Ferrari nur noch schlimmer", meinte der Formel-1-Experte. "Da muss ihnen doch durch den Kopf gehen: 'Wenn wir das nicht lösen können, warum sollten wir dann überhaupt noch dabei bleiben, wenn wir ohnehin nicht mehr gewinnen können?'"

Ist die Formel 1 ohne Ferrari überhaupt denkbar?

"Es handelt sich doch um einen richtig großen Namen", erinnerte Jordan an den Markenwert von Ferrari. "Man muss sich nur einmal die Computerspiele anschauen, die von den Kids gespielt werden. Da fährt immer ein rotes Auto durch das Bild. Ferrari passt einfach unheimlich gut in die Formel 1. Könnte diese Serie ohne Ferrari überleben? Natürlich wäre das möglich. Es wäre allerdings sicher besser, wenn Ferrari dabei bleiben würde", stellte Jordan heraus.

"In den vergangenen Jahren haben sie uns doch eine sensationell aufregende Show geboten. Was wir momentan erleben, ist hingegen eine Art Wachablösung. Ferrari und McLaren schmeckt das nicht besonders, denn diese beiden Teams lagen quasi traditionell vorne. Sie haben den Aufstieg von Brawn und Red Bull miterlebt und als alteingesessene Rennställe gefällt ihnen das einfach nicht", erklärte der 61-Jährige. "Wird das von nun an immer so bleiben? Das glaube ich nicht."

"Was wir momentan erleben, ist eine Art Wachablösung." Eddie Jordan

"Mit der Zeit werden sich die Wogen wieder glätten", ist sich Jordan sicher. "Und ganz ehrlich: Wenn Bernie Ecclestone einmal keine Verwirrung und Aufregung vor sich sieht, dann denkt er sich doch: 'Da muss ich dringend wieder etwas in den Ring werfen.' Das macht letztendlich auch das Image dieses Sports aus - es geht schlichtweg um Höhen und Tiefen. Max Mosley und Bernie sind sehr clever, was solche Sachen anbelangt. Ob man das nun gutheißen will oder nicht - es zieht jedenfalls die Zuschauer an."