Johannes Klien: "Fakten wichtiger als Wünsche"
Managervater Johannes Klien im Interview über die Vertragsverhandlungen seines Sohnes mit Spyker, Honda und mehreren ChampCar-Rennställen
(Motorsport-Total.com) - Seit sich Red Bull Racing von Christian Klien getrennt hat, kursieren über den Österreicher zahlreiche Gerüchte. Meldungen, wonach er sich beispielsweise mit Spyker bereits einig sei, entsprechend nicht den Fakten. Im Interview mit 'F1Total.com' brachte daher sein Managervater Johannes die Fans auf den neuesten Stand.

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Johannes Klien und sein Sohn Christian suchen derzeit nach Arbeit in der Formel 1
Frage: "Johannes, wie geht es deinem Sohn zu Hause? China war ja das erste Rennen seit langem, das er sich im Fernsehen anschauen musste..."
Johannes Klien: "Er war ja selber nicht dabei. Es war das erste Mal seit ungefähr zehn Jahren, glaube ich, dass er ein Rennen einer Kategorie, in der er normalerweise fährt, im Fernsehen angeschaut hat. Das war ein neues Erlebnis für ihn, aber ich war erstaunt über sein Verhalten - beziehungsweise es hat sich das bestätigt, was er in der Vergangenheit gemacht hat. Natürlich wäre er am liebsten selber gefahren, aber er sagt, das ist vorbei - und jetzt schaut er in die Zukunft."#w1#
Klien sen. wird im Fahrerlager oft angesprochen
Frage: "Wie ist denn die Stimmung im Team? Vermissen ihn die Leute?"
Klien: "Das muss man die Leute selber fragen. Ich werde oft von Leuten - auch von anderen Teams - auf das Thema angesprochen, die mir sagen, dass er es hoffentlich wieder schafft, weil sie sich darüber freuen würden. Das ist nett."
Frage: "Wie geht es denn weiter? Es heißt ja, ihr habt so viele Optionen und es sei alles schon fast in trockenen Tüchern. Stimmt das?"
Klien: "Ich weiß nicht, wer solche Fakten verbreitet. Fakten sind immer wichtiger als Wünsche und Einschätzungen. Christian hat ja in dem Interview, das er vor kurzem in Wien gegeben hat, ganz klar gesagt, wie der Stand der Dinge ist. Daran hat sich im Wesentlichen nichts geändert. Er verhandelt mit zwei Teams in der Formel 1, um seine Optionen auszusortieren. Parallel dazu sind auch Angebote aus der ChampCar vorhanden, wo er auch schon zu Gesprächen nach Amerika eingeladen wurde. Das ist Stand der Dinge. Was daraus wird, muss man sehen. Man muss natürlich bei jeder Option 100 Punkte erreichen, aber die sind momentan nicht erreicht."
Frage: "Die ChampCar-Variante ist aber unabhängig von Red Bull, oder?"
Klien: "Das war interessant, denn da werden manchmal Sachen vermischt. Vor lauter Red Bull und Red Bull Racing wissen manche Leute nicht mehr genau, was wo gesprochen wurde. Fakt war, dass Red Bull Racing im August erklärt hat, dass Mark Webber 2007 an Christians Stelle fahren wird. In der Folge kam von Red Bull ein Angebot, das ihm bei PKV in der ChampCar-Serie einen Sitz garantiert hätte - und dann kam die Deadline, dass er bis zum 9. September, am Monza-Wochenende, Ja oder Nein sagen muss."
"Christian hatte nur zwei Wochen Zeit, sich in der Formel 1 umzusehen, weil er seine Optionen prüfen wollte. Zu dem Zeitpunkt war das noch nicht abgeschlossen, was auch heute noch nicht der Fall ist, und aus dem Grund hat er dieses Angebot von Red Bull nicht annehmen können. Das ist der Punkt. In der Folge hat dann Red Bull Racing erklärt, dass die Saison für ihn zu Ende wäre und dass sie eben nicht mit ihm die letzten drei Rennen fahren."
ChampCar-Teams interessieren sich für Klien
Frage: "Die jetzigen ChampCar-Gespräche sind davon aber unabhängig, oder?"
Klien: "Als Christian gesagt hat, dass er dieses Angebot nicht annehmen kann, wurde von Red Bull kommuniziert, dass dieser spezielle ChampCar-Sitz für ihn nicht mehr zu haben ist. Darauf haben die anderen Teams reagiert, weil sie der Meinung waren, dass er schon unterschrieben hätte. Dann kamen die Kontakte zustande, die von Amerika herübergekommen sind, und diese Kontakte haben wir natürlich aufgenommen."
Frage: "Gespräche laufen auch in der Formel 1. Der Name Spyker ist kein Geheimnis mehr..."
Klien: "Nein, das ist kein Geheimnis. Christian hat ja in seinem Interview erklärt, dass er mit Spyker und Honda in Gesprächen ist. Daran hat sich nichts geändert."
Frage: "Sollte er als Testfahrer in der Formel 1 bleiben, muss man hoffen, dass die Freitagsregelung so bleibt wie dieses Jahr, nicht wahr?"
Klien: "Bei Christians Überlegungen geht es nicht um den Punkt der Freitagseinsätze. Er sagt ganz klar: Die Freitagseinsätze sind für Fahrer, die neu in der Formel 1 sind, sehr wertvoll und wichtig, weil sie sich in der Formel 1 präsentieren können, aber bei ihm liegt der Sachverhalt anders, denn er hat die Teams in den drei Jahren informieren können, was er kann. Die wissen das. Der Testfahrerplatz in einem Werksteam ist insofern interessant, als er sich dort noch mehr technisches Wissen aneignen könnte - er ist ja erst 23. Wenn eine Chance besteht, mittelfristig einen Rennsitz zu bekommen - in zwei Jahren ist er beispielsweise 25 -, dann ist das keine schlechte Option."
Frage: "Wie sieht die Familie Klien den WM-Kampf zwischen Michael Schumacher und Fernando Alonso?"
Klien: "Wir sehen das schon aus der Motorsportperspektive. Ich verfolge die Formel 1 seit 30 Jahren - und es ist in der Tat sehr spannend geworden. In China hat Renault aus verschiedenen Gründen die Karten ein bisschen aus den Händen gegeben. Andererseits muss man Michael Schumacher dafür Respekt zollen, was er mit unterlegenem Reifenmaterial aus dem Wochenende gemacht hat, das Rennen sogar gewonnen hat. Da muss man den Hut ziehen. Es ist wirklich spannend bis zum Schluss, bis zum letzten Rennen - außer es passiert hier etwas Ungewöhnliches, dass einer der beiden Piloten ausfällt."

