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  • 19.02.2010 17:02

  • von Roman Wittemeier

Jerez: Sonne scheint, Red Bull fliegt

Mark Webber lässt das Potenzial des Red Bull RB6 am Freitag in Jerez aufblitzen: Rekordrunde für 2010er-Fahrzeuge - Viel Betrieb bei guten Bedingungen

(Motorsport-Total.com) - Nach einem heftigen Wolkenbruch in der vergangenen Nacht präsentierte sich das Wetter in Jerez endlich einmal perfekt. Schon am frühen Morgen kämpfte sich die Sonne schnell durch den Dunstschleier, auch bei den Teammitgliedern hellten sich die Mienen deutlich auf. Die Formel 1 erlebte endlich einen Testtag mit durchgehend trockenen Bedingungen. Die Teams nutzten die günstigen Bedingungen, um die lang ersehnten Longruns und Rennsimulationen abspulen zu können.

Titel-Bild zur News: Mark Webber

Mark Webber sorgte mit dem Red Bull RB6 für eine neue Rekordrunde 2010

Das vermeintlich schnellste Auto hatte am Freitag Mark Webber. Der Australier setzte in 1:19.299 Minuten einen neuen Jahresbestwert auf die andalusische Bahn. Kleiner Makel: Bei seinen schnellen Runden kam der Red-Bull-Pilot bereits jeweils nach wenigen Runden zurück in die Box. Die Vermutung liegt nahe, dass man den neuen RB6 nicht gerade randvoll betankt hatte. Ein kleines technisches Problem sorgte am Mittag für einen ausrollenden Wagen. Der Defekt war jedoch schnell wieder behoben.#w1#

Ferrari läuft lange und schnell

Insgesamt gab es am Freitag sechs Unterbrechungen aufgrund von Zwischenfällen. Fast ganz ohne Sorgen absolvierten Ferrari und Williams den sonnigen Testtag. Fernando Alonso (2./1:20.115) war nicht nur schnell, sondern bei seiner Rennsimulation mit teils extrem langen Stints auch sehr konstant unterwegs. Im Renntrimm macht der neuen Ferrari F10 nach wie vor einen guten Eindruck. Die zahlreichen spanischen Fans hatten ihre Freude mit dem Nationalhelden im roten Auto.

Auch bei Williams dürfte man mit dem Tag zufrieden sein. Nico Hülkenberg spulte viele konstant schnelle Umläufe ab, die Mannschaft sammelte derweil viele wichtige Daten, um den neuen FW32 in Zukunft weiter verfeinern zu können. Am Ende des Tages ließ sich Hülkenberg eine persönliche Bestmarke von 1:21.432 Minuten notieren und rangierte damit auf einem guten vierten Platz. Williams führte zwischenzeitlich auch Boxenstopptrainings durch.

Mark Webber

Auch beim Tagesschnellsten ging nicht alles gut: Der Red Bull RB6 am Haken Zoom

Ebenfalls sehr fleißig waren Weltmeister Jenson Button, der im McLaren-Mercedes nur teilweise konstante Rundenzeiten erzielen konnte sowie Jaime Alguersuari, der die Standfestigkeit des Toro Rosso STR5 eindrucksvoll darlegte. Button führte das Tagesklassement zwar lange Zeit an, konnte aber zum Ende kaum noch zulegen, sodass er in 1:20.394 Minuten Rang drei einnahm. Alguersuari (9./1:22.564) war konstant einige Sekunden zurück.

Einen unauffälligen Testtag absolvierte Mercedes. Michael Schumacher war beim Werksteam im Einsatz und spulte rund 80 Runden ab. Zwar erwies sich der MGP 001 auf Longruns als durchaus konstant, aber einen furchteinflößenden Speed hatte der Rekordchampion am Freitag nicht. Von technischen Problemen war nichts zu sehen. Auch Renault blieb am vorletzten Jerez-Testtag blass. Robert Kubica wurde in 1:21.916 Minuten auf Platz sechs geführt.

Der neue Force India VJM03, der von den Piloten bislang immer gelobt wurde, zeigte sich ebenfalls nicht weit vorne. Adrian Sutil spulte im Gegensatz zur Konkurrenz vergleichsweise wenige Runden ab. In 1:21.939 Minuten war der Deutsche im Mittelfeld der Zeitenliste zu finden. Bei Force India wurde im Tagesverlauf oft und länger an der Box gearbeitet, über ein möglicherweise hartnäckiges Technikproblem wurde bisher jedoch nichts bekannt.


Fotos: Testfahrten in Jerez, Freitag


Sauber, Lotus und Virgin mit Problemen

Die größten Sorgen hatten am Freitag Sauber sowie die beiden Neulinge Lotus und Virgin. Kamui Kobayashi verbrachte mit dem Sauber-Ferrari lange Zeit an der Box. Der Japaner war am Vormittag spät in den Testbetrieb eingestiegen und dann bereits nach wenigen Runden ausgerollt. Viele Stunden dauerte die Reparatur eines Fehlers bei der Benzinzufuhr. Am Ende kam Kobayashi in 1:22.228 Minuten immerhin noch auf Rang acht.

Noch schlimmer lief es bei den neuen Teams. Lotus hatte über Nacht eine neue Front am T127 installiert und den Cosworth-Motor ausgetauscht. Heikki Kovalainen kam jedoch nicht weit. Der Finne rollte bereite nach nicht einmal einer Stunde in Kurve neun mit Kupplungsschaden aus. Als der Lotus später wieder auf die Bahn ging, kam man erneut schnell wieder in die Box, weil ein Auspuff gebrochen war. Dennoch schaffte Kovalainen immerhin fast 70 Runden.

Jenson Button

Jenson Button hatte am Freitag teils ein sehr hohes Tempo Zoom

An diese Zahl kam Lucas di Grassi am Freitag nicht heran. Der Brasilianer hatte das Auto am Vormittag von Timo Glock übernommen, der am Tag zuvor endlich einmal viele Runden hatte fahren können. Doch zunächst verursachte di Grassi mit einem Dreher am Vormittag eine rote Flagge, später rollte der Virgin-Pilot mit einem technischen Defekt aus. Wenigstens konnte di Grassi in 1:23.504 Minuten den Lotus ganz knapp in Schach halten.

Zum Ende des heutigen Tests zogen erneut Wolken über Jerez auf. Die Wetterfachleute gehen davon aus, dass es am morgigen Abschlusstag in Andalusien wieder einzelne Regenschauer geben könnte. Alle Teams, die den heutigen trockenen Tag haben optimal nutzen können, dürften sich kleine Vorteile erarbeitet haben. Aufgrund der bislang oft verregneten Testtage wird derzeit überlegt, den Barcelona-Test in der kommenden Woche auf fünf Tage auszudehnen.