Jean Todt versichert: FIA wird Lehren aus Grosjean-Unfall ziehen

FIA-Präsident Jean Todt analysiert, welche Schutzmechanismen beim Feuerunfall von Romain Grosjean funktioniert haben und was in Zukunft noch besser laufen muss

(Motorsport-Total.com) - Einen derart schweren Feuerunfall wie am vergangenen Sonntag in Bahrain hatte die Formel 1 seit vielen Jahren nicht mehr erlebt. Dass Romain Grosjeans Haas beim Aufprall in zwei Teile zerriss und sofort in Flammen aufging, schockierte auch FIA-Präsident Jean Todt, der in seiner Laufbahn schon wirklich viel erlebt hat.

Titel-Bild zur News: Jean Todt

FIA-Präsident Jean Todt will die Sicherheit in der Formel 1 weiter vorantreiben Zoom

"Ich glaube, wir alle haben die Erinnerung an ein Auto verloren, das in Feuer und Flammen gerät", sagt der langjährige Formel-1-Teamchef im exklusiven Videointerview mit 'Motorsport-Total.com'. "Ich muss sagen, dass ich mich nicht an viele Unfälle erinnere, bei denen man das Auto so in zwei Teile zerbersten sieht."

Natürlich führt die FIA eine detaillierte Analyse des Vorfalls durch: Daten und Videomaterial werden ausgewertet, der Unfallwagen - oder was davon übrig ist - wird untersucht. Alles, um mögliche Lehren für eine noch sichere Zukunft zu ziehen.

Verbrennungen bereiten Todt die größte Sorge

"Es scheint, dass das Monocoque sehr gut widerstanden hat", hält Todt fest. "Können Sie sich vorstellen, was mit seinen Beinen, seinen Füßen passiert wäre, wenn das Monocoque nicht widerstanden hat? Es hat absolut hervorragend funktioniert. Viele Dinge waren das Ergebnis von Verbesserungen."

Trotzdem oder gerade deshalb dürfe die Weiterentwicklung der Sicherheitsmaßnahmen, die Grosjean in diesem Fall das Leben retteten, niemals still stehen. So müsse analysiert werden, warum sich der Franzose die Hände verbrannt hat.


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"Wir müssen die Handschuhe verstehen, denn seine Hände haben leichte Verbrennungen zweiten Grades", weiß Todt. "Wir müssen also verstehen, was passiert ist, denn nicht nur er, auch der Arzt hat Verbrennungen seines Overalls erlitten." Die Art und Weise, wie der Cockpitschutz Halo funktionierte, stimmt ihn derweil zufrieden.

"Ohne Halo wäre es eine Tragödie gewesen"

"Man kann nicht vorhersehen, dass ein Auto von der Strecke abkommt, so wie es passiert ist. Der Winkel wurde dadurch bestimmt, dass er das Rad von Daniil Kwjat berührte und dann direkt in die Leitplanken fuhr, und zwar an einer Stelle, wo man nicht erwarten würde, dass ein Auto von der Straße abkommt", erklärt Todt.

"Warum es in zwei Teile zerschnitten wurde, müssen wir verstehen. Es traf wahrscheinlich mit über 200 km/h auf die Leitplanke. Ich möchte gar nicht daran denken, welche Tragödie es gewesen wäre, wenn das Halo nicht da gewesen wäre."

Andere Elemente des Unfalls seien dem Glück zuzuschreiben, meint der FIA-Präsident - wie etwa der Umstand, dass sich der Vorfall in der ersten Runde nach nur wenigen Kurven ereignete, sodass das Medical Car schnell vor Ort sein konnte. Es traf nur neun Sekunden nach Ausbruch des Feuers bei Grosjean ein.


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Einsatz der Helfer vor Ort die größte Inspiration

"In gewisser Weise ist es ein Glücksfall, dass das Medical Car dem Feld noch direkt folgte, denn es war kurz nach dem Start. Sie konnten also sehr, sehr schnell dort sein", merkt Todt an. "Man sah, wie mutig die Crew im Auto war, mit Ian Roberts und Alan van de Merwe, die sofort Hilfe leisteten, darunter auch die örtlichen Marshals."

Zwei von ihnen wurden vom Kornprinz Bahrains sogar mit einer außerordentlichen Beförderung geehrt. Auch Todt zeigt sich beeindruckt: "Hier sieht man also großartige Menschen, und das ist es wahrscheinlich, was mich inspiriert."

"Sehr oft sage ich, es gibt viele Dinge, die ich in der Formel 1 nicht mag. Aber es gibt auch viele Dinge, die ich in der Formel 1 liebe. Und das ist ein Teil dessen, was ich liebe, und es ermutigt mich, die Organisation und das Team weiterzumachen."