• 20.08.2007 18:24

  • von Inga Stracke

Inga on Tour: Istanbul - das Auge schützt!

Istanbul, die Verbindung zwischen Europa und Asien: Inga Stracke zeigt den 'Motorsport-Total.com'-Lesern die Stadt von einer anderen Seite

Merhaba, liebe Formel 1 Fans!

Titel-Bild zur News: Inga Stracke

Für Inga Stracke ist Istanbul eine der Lieblingsdestinationen in der Formel 1

Ich liebe diese Stadt, die Herzlichkeit der Menschen; ihre Gastfreundlichkeit und Hilfsbereitschaft haben mich führwahr zum Istanbul-Fan gemacht! In meinem kleinen Hotel in einer Seitenstraße am Taksim-Platz wurde ich beim ersten Mal richtig freundlich begrüßt. Das Zimmer hatte sogar einen Balkon mit Blick auf den Bosporus - sensationell.

Die Reise nach Istanbul lohnt sich zum einen wegen der vielen tollen Sehenswürdigkeiten, zum anderen aber auch wegen der Atmosphäre und der wunderbaren türkischen Küche. Überall gibt es kleine Restaurants, in denen einen die Kellner stets mit einem freundlichen Lächeln begrüßen.#w1#

Wunderbare türkische Küche

Istanbul

Istanbul bietet für Besucher aus Europa zahlreiche tolle Sehenswürdigkeiten Zoom

Bisweilen räumen sie auch mal die halbe Terrasse inklusive Pflanzen um, nur damit man noch einen gemütlichen Platz hat und gerne wieder kommt. Nur Döner-Buden? Von wegen! Jede Menge kleine, feine Vorspeisenteller machen das Abendessen zum Genuss!

Und damit der Premierenbesuch eines des türkischen Restaurants nicht zur stundenlangen Menükarten-Leseaktion gerät, hier ein paar Tipps für superleckere Gerichte: Karides güveç (mit Käse überbackener Krabbentopf mit Pilzen und Tomaten), Köfte (Hackfleischbällchen mit Beilage), Lakerda (in Salz eingelegter Thunfisch), Paçanga Böregi (Blätterteigtaschen mit einer Füllung aus luftgetrocknetem Schinken), Sigara Böregi (das Gleiche, aber mit Schafkäse und Petersilie gefüllt) und vieles mehr!

Nicht fehlen darf dazu natürlich der berühmt berüchtigte Raki (48-prozentiger Anisschnaps), den man einfach mit Wasser verdünnt. Aufgepasst: Nicht mit dem Wasser sparen und am besten vor dem Schlafengehen noch eine Kopfschmerztablette nehmen oder parat legen - ist besser!

Wem es vor der Nachtruhe aber noch nach einem Nachtisch gelüstet, dem sei Baklava - nicht mit der Pilotenhaube Balaclava zu verwechseln - empfohlen. Das ist hauchdünner, mit Pistazien oder Walnüssen gefüllter und in Zuckersirup getränkter Blätterteig - und richtig gut! Dazu gibt es traditionell Mokka sade (ungezuckert), orta (mittelsüß) oder sekerli (süß). Tagsüber, quasi auf die Hand, kann man überall in der Stadt große Sesamringe kaufen - ein perfekter Snack für die lange Fahrt von der Innenstadt hinaus zur Rennstrecke.

Bars auf den Dachgärten von Wohnhäusern

Bauchtänzerin bei Jordan-Toyota

Auch wer nach schönen Frauen sucht, kommt in Istanbul nicht zu kurz... Zoom

Ein weiteres Highlight sind die kleinen Bars auf den Hausdächern! Überall in der Stadt - man muss es nur wissen - befinden sich in den Dachgärten der Wohnhäuser kleine Bars (teilweise mit DJ), wo sich die Einheimischen treffen, wo man aber auch als Tourist mit Freude willkommen geheißen wird. Mein Lieblingsclub ist das Shiva, ebenfalls in der Stadtmitte an der Fußgängerzone, eine Bar/Disco über mehrere Etagen, jede mit eigenem DJ und anderer Musikrichtung. Und oben auf dem Dach - gleichzeitig auch der Stimmungsgipfel - gibt es eine ziemlich coole Bar.

Herrlich auch die kleinen Märkte in den Seitengassen. Man sollte es auf keinen Fall versäumen, sich ein "Türkisches Auge" (Boncuk) in irgendeiner Form mitzunehmen. Die Legende erzählt von der heiligen Fatma, die zu ihrer Zeit als einzige blaue Augen hatte, die von jedem mit vollem Neid bewundert wurden. Durch die bösen Blicke der Neider erblindete eines Ihrer Augen. Das "Blaue Auge", meist aus Glas als Anhänger, schützt seinen Besitzer, so heißt es, vor dem bösen Blick, der durch übelwollenden Neid entsteht. Ich habe eines im Auto und ein besonders schönes als Kettenanhänger.

Ach ja, und wer dachte, Teppich ist gleich Teppich, dem sei gesagt: Ein Teppich ist geknüpft, die gewebte Variante heißt Kelim!

Sightseeing pur - damit kann man in Istanbul Tage und Wochen verbringen. 3.000 Moscheen, hunderte Paläste, Kirchen - alleine 131 Moscheen und über 200 andere Bauwerke stammen aus der Hand des Meisterarchitekten Sinan!

Die drei Zentren von Istanbul

Fußgängerzone von Istanbul

In der Fußgängerzone der pulsierenden Metropole Istanbul ist immer etwas los Zoom

Istanbul hat heute drei Zentren. Das historische ist Sultanahmet liegt westlich des Goldenen Horns. Hier steht die Hagia Sophia (heute eine Moschee, sie wurde aber ursprünglich als Kirche gebaut - die vier Minarette wurden zu osmanischen Zeiten angebaut) und die Blaue Moschee mit ihren sechs Minaretten. Der Topkapi-Palast ist der Jahrhundert alte Sultanssitz mit seinem sagenumwobenen Harem. Unweit davon: der große Basar, das Hippodrom, die unterirdischen Wasserzisternen (Yerebatan Sarayi) - hier kann man gleich mal mehrere Tage einplanen...

Am meisten los ist im europäischen Teil östlich des Goldenen Horns, zwischen Tünel-Platz und Levent. In der Istiklal Caddesi, der Fußgängerzone, findet man praktisch alles: kleine Seitegassen mit "fliegenden Händlern", elegante Boutiquen, Eisdielen und eine nostalgische Zahnradbahn. Diese fährt die steile Steigung zwischen Goldenem Horn und Tünel-Platz so rasch und gleichzeitig wackelig, dass mir nach der ersten Fahrt beim Aussteigen richtig schwindelig war - das könnte aber auch an unserem freundlichen Reiseführer gelegen haben, der so viel zu Stadt und Geschichte erzählte, dass ich kaum noch folgen konnte...

Die besten Wohngegenden sind im asiatischen Teil, Üsküdar. Es ist das größte muslimische Viertel Istanbuls.

Wunderschön ist es auch, einfach mal mit der Fähre über den Bosporus zu fahren. Ich habe das mal auf dem Rückweg von der Rennstrecke gemacht und mir damit sicher auch ordentlich Zeit gespart - der Stau auf der Brücke, die sozusagen das Nadelöhr auf dem Weg von Asien nach Europa und umgekehrt ist, ist legendär und einfach unglaublich! Wie es früher war, mag man sich kaum vorstellen, die Hängebrücke wurde nämlich erst 1973 zum 50. Jahrestag der Türkischen Republik gebaut!

Romantische Legenden ranken sich um den Leanderturm auf einer kleinen Insel nahe der asiatischen Seite: Nach türkischer Sage ließ ihn ein Sultan im 18. Jahrhundert bauen, um seine Tochter - leider ohne Erfolg - vor den Schlangebissen zu retten, die ihr ein Wahrsager prophezeit hatte. In der griechischen Version ließ Hera den Turm im Andenken an ihren Liebhaber Leander bauen, der jeden Abend den Fluss zu ihr durchschwamm und dabei eines Abends ertrank...

Metropole zwischen Europa und Asien

Istanbul

Auch das ist Istanbul: Malerischer Blick auf den Bosporus bei Abendsonne Zoom

130 Kilometer Istanbul, teils in Europa, teils in Asien: Moderne Shopping-Malls neben jahrhundertealten Basaren, kunstvoll verzierte Tore, Discos und Mädels in Miniröcken neben Moscheen und schwarz verschleierten Frauen - ich glaube, das ist ein weltweit einzigartiges Zusammenspiel zwischen Orient und Okzident, West und Ost. Griechen, Römer, Perser, Kreuzritter, Tartaren und Türken haben die Stadt im Laufe der Jahrhunderte erobert und geprägt.

Noch Mitte der 1960er-Jahre lebten hier nur 2,5 Millionen Menschen, heute sind es über zwölf Millionen (60 Prozent unter 30!), und das Chaos muss man einfach mit Geduld ertragen. Wenn man von einem der sieben Hügel, auf denen Istanbul gebaut wurde, herunterschaut, fragt man sich schon, ob man gerade auf den Bosporus, das Maramameer oder das Goldene Horn schaut! Doch egal, wo man hinschaut, hier schwitzt der Boden Geschichte: Am Goldenen Horn (auf der europäischen Seite) wurde die Stadt 700 vor Christus als Siedlung Byzanz gegründet. 324 gründete dann der römische Kaiser Konstantin genau dort die Stadt Konstantinopel sozusagen als "neues Rom". 1471 wurde dann nach dem Sieg der Osmanen über das Oströmische Reich aus Konstantinopel Istanbul.

Übrigens: Für viele hier ist Istanbul die heimliche Hauptstadt - sie haben den Spruch geprägt: "Das schönste an Ankara ist der abendliche Rückflug nach Istanbul..."

Noch ein Buchtipp: der türkische Author Orhan Pamuk. Nicht einfach zu lesen, aber interessant - zum Beispiele die Geschichte(n) des Bosporus und was sich wohl alles auf seinem Grund angesammelt hat - Verlorenes, Dinge die verschwinden mussten und so weiter.

In diesem Sinne, auf Wiedersehen und bis bald, Allah'a ismarladik, yakinda görüsmek üzere!

Inga Stracke