• 07.06.2007 09:25

  • von Inga Stracke

Inga on Tour: Auf ins schöne Montréal!

'Motorsport-Total.com'-Boxengassenreporterin Inga Stracke freut sich auf das Rennwochenende in einer der schönsten Städte der Welt

(Motorsport-Total.com) - Hallo liebe Formel 1 Fans!

Titel-Bild zur News:

Blick auf die typische Skyline-Kulisse von Montréal

Ich liebe diesen Grand Prix! In Montréal sind die Arbeitswege kurz, die Boxen groß und die Strecke in Stadtnähe. Es ist immer viel los und die Stadt bietet am Feierabend jede Menge Spaß, leckeres Essen und einen tollen Flair. Ganze getreu der frankophilen Devise: Savoir vivre.

Eines kann man in Montréal aber nie wissen: Wie das Wetter wird. Wegen des unberechenbaren Juni-Klimas gilt Montréal schon als zweites "Spa-Francorchamps". Aus eigener Erfahrung kann ich diesbezüglich sagen: Ich habe mir schon mal vor dem Rennwochenende am Pool auf dem Dach meines Hotels einen Sonnenbrand geholt und zwei Tage später musste ich mir flugs einen flauschigen Rollkragenpulli kaufen, weil es richtig kalt war.#w1#

Dennoch, wie schon erwähnt: Montréal ist mein erklärter Lieblings-Grand-Prix. Die Stadt ist traumhaft, amerikanische Großzügigkeit vermischt mit internationalem, französisch-europäischem Lebensgefühl. Zur Folge hat diese Mischung auch super leckeres Essen. Wer die Gelegenheit hat, sollte es nicht versäumen, einen Abstecher in die Altstadt zu machen, oder auf den "Mont Real" hinauffahren - gehen geht freilich auch für alle Motorsportenthusiasten, die gut per pedes sind -, um die Stadt von oben zu bewundern.

Dort oben hüpfen unglaublich viele und nicht minder unglaublich riesige Eichhörnchen herum. An das Eindringen Panorama-süchtiger Touristen haben sie sich aber nicht nur gewöhnt, nein, sie sind so zutraulich, dass sie fast schon für Photos posieren.

Roof Bar

Auf der Roof Bar kann man eine traumhafte Kulisse genießen Zoom

Traumhaft ist auch der Cirque du Soleil. Gründer Guy la Liberté stammt aus Montreal und hat hier ein kleines Museum zum Zirkus gebaut. Als Formel-1-Fan lässt er es sich natürlich nicht nehmen, zum Grand Prix die Formel 1 alljährlich zu einer beeindruckenden Party einzuladen. Sein Haus an einem privaten See außerhalb der Stadt ist ein Traum, mit eigenem Küchenpersonal.

Und das wirft den Gästen sogar um vier Uhr morgens noch ein Steak auf den Grill, wenn diese meinen, ihren Hunger zu nachtschlafender Zeit stillen zu müssen. Die Partygesellschaft ist herrlich interessant, ein toller Mix aus Artisten, Lebens- und anderen Künstlern aus allen möglichen Ländern. Man hat das Gefühl, in eine andere Welt einzutauchen, eine Welt, die so anders ist die Formel 1 - eine der Phantasie, Kreativität und Lebensfreude.

Disco thursdays

Im Thursdays lässt es sich abends bestens vergnügen Zoom

Lebensfreude wird in ganz Montreal groß geschrieben. Es ist eine Stadt zum Wohlfühlen. Zum Einkaufen ist die St. Catherine Street absolut empfehlenswert. Abends sind die Bar "Thursdays" im "Hotel de la Montage" oder bei schönem Wetter die "Roof-Top-Bar" auf dem Dach des gleichen Hotels ein Tipp.

Seit 2002 gibt es auch das "Newtown", Restaurant-Bar-Disco in der Crescent Street. Besitzer ist der "Träger" des Spitznamens "Newtown", Jacques Villeneuve. Der Laden ist klasse; Bar mit kleinen "Fusion-Snacks" im Erdgeschoss, feines Restaurant im ersten Stock, Bar mit Balkon im zweiten und Disco mit flauschigen Couchecken im Keller.

Neidlos muss ich auch meinen männlichen Kollegen zustimmen: die Bedienungen und Girls an der Bar sind ausnahmslos sehr hübsch. Auffallend: Keine ist besonders groß. Ob das mit einer "handverlesenen" Auswahl des Besitzers Jacques Villeneuve zu tun hat? Ein Riese ist er ja auch nicht gerade...

Die Mechaniker der diversen Teams trifft man hier abends überall an. Vor allem "Supersexe", "Chez Parez" und "Wandas" sind seit Jahren ihre Stammläden. Das sind keine "normalen" Bars, sondern Montreal-typische Stripclubs. Das Ganze hat hier aber nichts anrüchiges, sondern "gehört einfach dazu"

Im Minutentakt kommen hier die Girls (oftmals Studentinnen die sich so ihr Studium finanzieren, kein Witz!) auf die Bühne, entledigen sich der Bekleidung bis sie im Evas-Kostüm tanzen und von der nächsten abgelöst werden. Und das nicht nur abends, nein, hier gibt es auch in diesen Clubs am Wochenende morgens Brunch!

egg spectation

Im egg spectation weiß man, was man zu erwarten hat... Zoom

Ich bevorzuge da eher meinen Lieblingsladen: das Kanda. Ein kleines japanisches Restaurant in dem es freitagabends "all-you-can-eat"-Sushi für 25 kanadische Dollar gibt, sensationell! Gleich neben meinem Hotel ist das "egg spectation", in dem es von morgens bis abends Frühstück gibt und - wie der Name verspricht - Eier in allen Variationen. Lecker: die frisch gepressten Fruchtsäfte. Oder der Joghurt mit warmem Honig.

Geschichte/Buntes

Der Kurs trägt den Namen des 1982 tödlich verunglückten Gilles Villeneuve, der noch immer der populärste Rennfahrer Kanadas ist. Die "Ile de Notre Dame" bietet zuschauerfreundliche Anlagen, zumal die Piste aus der Innenstadt per U-Bahn erreichbar ist. Überhaupt gehört diese Grand-Prix-Strecke zu den schönsten der Welt, der 4,421 Kilometer lange Kurs liegt inmitten des St. Lorenz Stromes und führt idyllisch durch ein Parkgelände.

Weniger idyllisch sind die Leitplanken, die zu beiden Straßenseiten so nah am Asphalt sind, dass sie schon fast an Monaco erinnern. Die Insel war 1967 Schauplatz der Weltausstellung, und als Montreal 1976 Gastgeber der olympischen Spiele war, fanden hier die Ruderwettbewerbe statt. Auf der benachbarten Ile St. Helène ist ein groß angelegter Vergnügungspark.

Seit nunmehr 25 Jahren wird hier der Große Preis von Kanada ausgetragen und die Mitglieder aller Teams üben sich in ihren freien Minuten an der ehemaligen Olympiaruderstrecke im Wettfischen. Früher gab es hier auch immer ein Bootsrennen, in dem die einzelnen Formel-1-Teams mit selbstgebauten schwimmenden "Boliden" gegeneinander antraten. Immer ein Riesenspaß, denn die meisten landeten früher oder später im Wasser, aus eigener Schuld oder "versenkt" von der Konkurrenz.

Der Kurs

Mit mehr als sechs Unfällen im Schnitt pro Grand Prix seit 1996 gilt Montreal als Crash-Rekord-Kurs! Montreal ist halb permanente Rennstrecke, halb Straßenkurs, eine Mischung aus schnellen und langsamen Kurven. Dort sind wenig Abtrieb und viel Motorleistung für Höchstgeschwindigkeit auf der Geraden gefragt.

Lobby des Montagne

Blick in die Lobby des Hotel de la Montagne Zoom

Wegen des auffälligen Stop-and-go-Charakters des Circuit Gilles Villeneuve sind die Bremsen besonders gefordert, extreme Bremskühlung ist angesagt. Schnelle Geraden entlang an Leitplanken fordern viel von den Autos. Montreal ist aber bei Teams und Fahrern sehr beliebt. Der Top Speed wird mit 308 km/h an der "Droit du Casino" am Ende der Geraden vor der Kurve zu Start-Ziel, mit 295 km/h an der Pont de la Concorde, und mit 291km/h vor der Pits Hairpin, erreicht.

Der harte kanadische Winter schadet alljährlich dem Asphalt, die Folge ist welliger Bodenbelag, der es den Teams schwer macht, die Autos gut abzustimmen und der Spritverbrauch steigt in die Höhe. Schon der Start ist recht brenzlig, die "Virage Senna", eine Haarnadelkurve, hat es in sich, sie ist breit und langsam (72 km/h), zwei Autos passen durch, aber immer wieder versucht es noch ein Dritter...

Die besten Zweikämpfe gibt's in der "Pits-Hairpin", dort kann es passieren, dass die Piloten sogar in den ersten Gang schalten müssen. Für die Bremsen ist es die anspruchsvollste Strecke der gesamten Saison, denn sie stehen hier unter ständiger Belastung und haben kaum Zeit zum Abkühlen, weshalb besonders die Effizienz der Bremsbelüftungen maximiert werden muss.

Egal ob Abkühlen am Hotelpool - wozu ich leider wohl keine Zeit haben werde - oder Aufheizen im flauschigen Rolli, ich freue mich auf dieses Grand Prix-Wochenende!

Euch auch viel Spaß,

Inga Stracke