• 03.06.2009 11:07

Howett: "Dann hören endlich die Gerüchte auf"

Toyota-Teampräsident John Howett über die Zukunft seiner Mannschaft, die Sparvorschläge der Teamvereinigung FOTA und den Streit mit der FIA

(Motorsport-Total.com) - Toyota-Teampräsident John Howett hat zurzeit gleich zwei große Baustellen, auf welchen er kräftig anpacken muss. Zum einen hat seine Mannschaft nach einem guten Saisonbeginn den Anschluss an die Spitze verloren und Toyota muss sportlich dringend wieder aufholen. Auf der anderen Seite kämpft Howett als Vizechef der Teamvereinigung FOTA im Streit mit der FIA an vorderster Front mit. Der Brite stellte im Interview die neuesten Fortschritte auf den beiden Baustellen vor.

Titel-Bild zur News: John Howett (Teampräsident)

Teampräsident John Howett sieht gute Chancen für Toyota und die FOTA

Frage: "John, wie sind die Aussichten für ihr Team beim Grand Prix in der Türkei?"
John Howett: "Ich denke, dass wir in Istanbul recht gute Chancen haben werden. Wir sind Dritter in der Konstrukteursmeisterschaft und wir waren, abgesehen von Monaco, auf allen Strecken der bisherigen Saison konkurrenzfähig. Unsere Fahrer zeigen starke Leistungen und wir wissen, dass unser Auto grundsätzlich auf normalen Rennkursen gut ist. Daher sind wir optimistisch."#w1#

Toyota soll in Istanbul stark sein

Frage: "Warum gab es in Monaco ein solch enttäuschendes Ergebnis?"
Howett: "Wir haben schon in Barcelona im letzten Sektor, dem langsamsten Teil der Strecke, gesehen, dass unser Auto dort nicht gut geht. Das hat sich in Monaco noch deutlicher ausgewirkt, weil die gesamte Strecke sehr langsam ist. Unser Auto ist grundsätzlich in solchen Passagen nicht so gut. Daran müssen wir nun arbeiten."

Frage: "Was hat das Team seit Monaco in diesem Bereich getan?"
Howett: "Als das Team nach Köln zurückkehrte, wurde erst einmal die gesamte Situation von Monaco analysiert. Wir haben hart gearbeitet. Wir haben Daten des Wochenendes ausgewertet, spezielle Windkanaltests gemacht und sind sogar Geradentests gefahren. Auf Grundlage der Ergebnisse arbeiten wir jetzt an einer entsprechenden Lösung."

¿pbvin|512|1595||0pb¿Frage: "Hat Toyota seit Barcelona den Anschluss verloren?"
Howett: "Was die Resultate anbelangt, haben wir in den vergangenen zwei Rennen natürlich nicht das erreicht, was wir uns vorgestellt hatten. Aber ich bin davon überzeugt, dass unser Auto grundsätzlich sehr konkurrenzfähig ist. Wir werden in den kommenden Rennen wieder die passenden Ergebnisse liefern. Unser Auto war in Barcelona gar nicht schlecht, vor allem in den mittelschnellen Passagen. Leider haben wir schlechte Starts gehabt, die unser Rennen beeinflusst haben."

"Jarno wurde in einen Zwischenfall verwickelt und Timo steckte im Verkehr fest. Wir hatten eigebtlich gute Chancen auf einen Platz in den Top-6, was ein ordentliches Resultat gewesen wäre. Monaco war natürlich nicht akzeptabel, aber die Strecke ist einzigartig im Layout. Ich habe keinen Zweifel, dass wir in der Türkei wieder vorne dabei sein werden. Wir werden zu den nächsten Rennen jeweils neue Teile bringen und ich bin sicher, dass Toyota schon sehr bald wieder vorne sein wird."

Erfüllte Bedingungen würden Gerüchte beenden

Frage: "Wie steht es um die politische Situation in der Formel 1?"
Howett: "Toyota hat sich, wie alle anderen FOTA-Teams, unter Bedingungen für die Weltmeisterschaft 2010 eingeschrieben. Wir sind guter Dinge, dass unsere Bedingungen erfüllt werden. Wir müssen zunächst noch vor dem 12. Juni ein neues Concorde-Agreement unterzeichnen, damit die Führung der Formel 1 auf stabilen Beinen steht. Zweitens muss dann ein Reglement für 2010 kommen, welches auf dem diesjährigen Reglement basiert und einzig durch die Vorschläge der FOTA verändert wird."

"Dann würden die unbegründeten Gerüchte über unsere Zukunft endlich ein Ende haben." John Howett

Frage: "Inwieweit bekennt sich Toyota zur Formel 1?"
Howett: "Wir haben immer wieder gesagt, dass wir weiterhin in der Formel 1 an den Start gehen wollen. Sollten unsere Bedingungen erfüllt werden, dann binden wir uns an die Formel 1 bis mindestens zum Ende der Saison 2012. Sollte es wirklich so kommen, dann würden auch die unbegründeten Gerüchte über unsere Zukunft endlich ein Ende haben."

Frage: "Hat sich die FOTA auf eine Budgetgrenze für 2010 geeinigt?"
Howett: "Nein, die FOTA-Vorschläge für 2010 enthalten keine Budgetgrenze. Wir haben eine sensible Herangehensweise gewählt, um die Kosten zu kontrollieren, ohne das dabei externe und womögliche teure Überwachungsmechanismen zum Tragen kommen werden. Wir haben der FIA ein umfangreiches Dokument mit Vorschlägen für 2010 zugeleitet, von welchen wir sicher sind, dass sie der Formel 1 eine gute Zukunft sichern werden."

Budgetgrenze bleibt ein absolutes Tabuthema

Frage: "Wie steht es um neue Teams? Wird die FOTA neue Teams in der Formel 1 unterstützen?"
Howett: "Wir freuen uns über neue Teams, aber wir haben von Anfang an klargemacht, dass alle unter den gleichen Regeln antreten müssen. Die Kostensenkung war eines der Kernthemen innerhalb der FOTA und wir haben die Kosten im Bereich Motor und Getriebe mittlerweile bereits um 50 Prozent gesenkt, weitere deutliche Schritte in diese Richtung sind in unseren Vorschlägen für 2010 enthalten."

"Wenn unsere Bedingungen bezüglich der Nennung für 2010 erfüllt werden, wird die Formel 1 der Gewinner sein." John Howett

"Darunter sind beispielsweise Maßnahmen zur Reduzierung von Aerodynamikentwicklung, das Verbot von exotischen Materialien oder die Abschaffung von teuren technischen Spielerein wie der Felgenvorwärmung, die dem Spektakel Formel 1 nichts bringen. Wir haben viele Vorschläge zur Kostensenkung bemacht, die Neulingen den Einstieg und bestehenden Teams die weitere Teilnahme möglich machen."

Frage: "Wie schwierig waren die Verhandlungen auf dem Weg dorthin?"
Howett: "Alle in der Formel 1 wissen, dass es ein langwieriger und nicht immer einfach Prozess ist, der noch lange nicht abgeschlossen ist. Wenn unsere Bedingungen bezüglich der Nennung für 2010 erfüllt werden, wird die Formel 1 der Gewinner sein. Es war extrem befriedigend zu sehen, welche Einigkeit innerhalb der FOTA herrscht."

"Naturgemäß sind wir auf der Strecke erbitterte Gegner, aber wir haben alle erkannt, dass wir eng zusammenstehen müssen, wenn es um die Zukunftssicherung der Formel 1 geht. Die konstruktive und offene Atmosphäre innerhalb der Teamvereinigung gibt mir größte Hoffnung, dass die Formel 1 vor einer gesunden Zukunft steht."