• 18.05.2006 10:31

  • von Adrian Meier

Herbert: "Sind der Spitze näher als im vergangenen Jahr"

Johnny Herbert, Sporting Relations Manager von MF1 Racing, sieht Fortschritte seines Teams im Vergleich zu 2005 - Ausfahrt im M16 würde er nicht ablehnen

(Motorsport-Total.com) - Die MF1-Racing-Piloten Christijan Albers und Tiago Monteiro hatten im ersten Saisondrittel mit diversen Schwierigkeiten zu kämpfen; vor allem die Starts bereiteten dem russischen Rennstall immer wieder Probleme. Auch im Vergleich zur vergangenen Saison, als das Team noch unter Jordan-Banner unterwegs war, konnte man die Position im Feld kaum verbessern.

Titel-Bild zur News: Johnny Herbert

Johnny Herbert macht seine Rolle auf der anderen Seite der Boxenmauer Spaß

Lediglich der Gegner am Ende der Startaufstellung hat sich geändert: Kämpfte man im vergangenen Jahr noch gegen Minardi um die hinteren Ränge, so ist 2006 Super Aguri Hauptkonkurrent des Teams, da Minardi nach der Übernahme von Red Bull als Scuderia Toro Rosso einen deutlichen Schritt nach vorne machen konnte und bislang nur noch sporadisch in Reichweite von MF1 Racing lag.#w1#

Harter Konkurrenzkampf in der Formel 1

"Der Konkurrenzkampf in unserem Sport ist vermutlich härter als jemals zuvor." Johnny Herbert

Dennoch gibt es laut Johnny Herbert, Sporting Relations Manager des russisch-britischen Rennstalls, deutliche Verbesserungen: "Der Bereich, in dem wir uns seit dem vergangenen Jahr am klarsten weiterentwickelt haben, ist, dass nun alle besser zusammenhalten. Im vergangenen Jahr befanden wir uns mitten in einer Übergangsphase, aber in diesem Jahr ist alles wesentlich stabiler. Auch die Stimmung in der Garage ist sehr gut."

Dass man in der Startaufstellung jedoch keinen Schritt nach vorn geschafft hat, liegt laut dem Briten daran, "dass der Konkurrenzkampf in unserem Sport vermutlich härter ist als jemals zuvor, da die Hersteller involviert sind und sie alle nach Erfolg streben. Der Wettbewerb hat sich dadurch erhöht." Im Konzert der großen Teams könne MF1 Racing mit dem begrenzten Budget nur schwer mitspielen, dennoch ist man mit der finanziellen Situation nicht unzufrieden.

Hat MF1 Racing ab 2008 mit neuen Regeln mehr Chancen?

"Natürlich hätte jeder gerne ein größeres Budget, um mehr Weiterentwicklungen durchführen zu können." Johnny Herbert

"Natürlich hätte jeder gerne ein größeres Budget, um mehr Weiterentwicklungen durchführen zu können. Ein kleines bisschen würde schon weit reichen, aber andererseits wäre auch das in diesem Sport niemals genug", merkt Herbert an, dass auch Teams mit großen Budgets immer gerne noch etwas mehr Geld zur Verfügung hätten. "Wir sind inzwischen sehr gut darin, mit unseren Mitteln auszukommen." Doch auch ein plötzlicher Geldsegen wäre für das Team nicht unbedingt von Vorteil, wie der Brite meint; vielmehr müsse man das Budget in einer vernünftigen Geschwindigkeit nach und nach aufstocken.

Dass man derzeit als kleines Team mit im Vergleich geringen finanziellen Mitteln keine Wunder in der Königsklasse vollbringen könne, sei ganz normal, berichtet der 41-Jährige weiter. Jedoch könnte sich dies in nicht allzu ferner Zukunft ändern: "Wir sind ein kleines Team, aber es gibt eine Menge Gespräche über die neuen Regeln für 2008, die uns sicherlich entgegenkommen werden." Dennoch müsse man auch dann noch "in einer Position sein, in der man im Besitz aller Zutaten ist, um gegen die Konkurrenz bestehen zu können, und das ist nicht leicht."

Der Wille des Teams ist jedoch ungebrochen: "Die Arbeit schreitet voran, das Auto ist besser geworden und wir sind von der reinen Geschwindigkeit her der Spitze näher als im vergangenen Jahr, auch wenn wir nach wie vor die gleichen Positionen in der Startaufstellung belegen", sieht der Sporting Relations Manager Fortschritte.

Herbert sehr zufrieden mit seiner Fahrerpaarung

Man habe in verschiedenen Trainings auch bereits Potenzial angedeutet, nur in Qualifying und Rennen habe man dieses bislang nicht umsetzen können. Zusätzlich hatte man am Nürburgring in der Qualifikation Pech mit der roten Flagge, die einen möglichen Einzug in den zweiten Abschnitt verhinderte. In den Rennen startet man aufgrund der Positionen dann meist "mit einem sehr schweren Auto, und dann hofft man auf etwas wie eine Safety-Car-Phase. Man muss auf einen Zwischenfall hoffen, der einen möglicherweise in eine bessere Position bringen könnte."

Tiago Monteiro und Christijan Albers im Zweikampf

Die MF1-Racing-Piloten kämpfen in den Rennen vor allem untereinander Zoom

Überdies seien die Rennen auch vor allem für die Fahrer frustrierend, "denn normalerweise kämpfen sie nur gegeneinander". Da laut Herbert jedoch beide noch am Beginn ihrer Formel-1-Karrieren stehen, müssten Albers und Monteiro derzeit einfach versuchen, jeweils im teaminternen Duell die Nase vorn zu haben und einen guten und fehlerfreien Job abzuliefern. Ab und an sei zudem vielleicht "eine außergewöhnliche Leistung möglich, mit der man zeigt, dass man selbst besser als das Auto ist."

Dabei würden Albers und Monteiro völlig unterschiedlich an diese Aufgabe herangehen. Während der Niederländer und sein Renningenieur sehr viel und sehr energisch miteinander diskutieren, ist der Portugiese ein eher ruhiger und besonnener Zeitgenosse: "Ich mag die Balance, die wir mit unseren zwei Fahrern haben", ist Herbert von der Mischung angetan.

Angebot einer Ausfahrt im M16 würde Herbert nicht ablehnen

"Wenn ich gefragt würde, einen Test zu fahren, dann würde ich vermutlich zusagen." Johnny Herbert

Aus seiner Position heraus könne er die wahren Leistungen seiner Piloten sowieso nur schwer einschätzen, "da ich den M16 nie gefahren bin. Ich weiß nicht wirklich, wie gut das Auto ist." Er würde jedoch niemals auf die Idee kommen, sein Team nach einer Testmöglichkeit zu fragen, dennoch würde er ein entsprechendes Angebot wohl nicht ablehnen: "Wenn ich gefragt würde, einen Test zu fahren, dann würde ich vermutlich zusagen."

Dennoch habe er generell kein Interesse mehr am Fahren von Formel-1-Boliden; vielmehr empfinde er es inzwischen als spannend, auf der anderen Seite der Boxenmauer zu stehen und mitzubekommen, wie die Formel 1 auf Teamseite funktioniert: "Mir macht es Spaß, nun auf der Managementseite zu stehen und eine entscheidende Rolle darin zu spielen, dieses Team zu formen, während es wächst und sich weiterentwickelt."