• 10.06.2006 12:07

  • von Adrian Meier

Herbert macht Landsmann Button Mut

Johnny Herbert meint, dass Jenson Button den Glauben an den Sieg nicht verlieren darf, John Surtees wirft dem Honda-Piloten aber auch eigene Fehler vor

(Motorsport-Total.com) - Wenn Jenson Button am morgigen Sonntag in sein Heimrennen in Silverstone startet, dann werden die Siegchancen des Briten erneut nicht besonders groß sein, nachdem gemeinhin davon ausgegangen wird, dass Renault und Ferrari das Rennen unter sich ausmachen werden. Button gilt nach wie vor als einer der Spitzenpiloten im Feld, doch einen Sieg konnte er in bereits über 100 Rennen in der Königsklasse des Motorsports noch nicht erringen.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Für Jenson Button verlief die bisherige Saison wenig erfolgreich

Gerade in den vergangenen Wochen machte der Honda-Pilot zudem einen immer pessimistischeren Eindruck, nachdem er zuvor meistens als fröhlicher und optimistischer Zeitgenosse bekannt war. Doch Johnny Herbert, der in seiner Formel-1-Karriere ebenfalls lange dem ersten Sieg hinterherfuhr, glaubt, dass sein Landsmann nicht den Mut verlieren darf: "Im Hinterkopf hat man zu einer gewissen Zeit eine Phase, in der man sich sagt, dass es niemals klappen wird", erklärte er gegenüber 'PA Sport'.#w1#

Button darf den Glauben an den Sieg nicht verlieren

"Im Hinterkopf hat man zu einer gewissen Zeit eine Phase, in der man sich sagt, dass es niemals klappen wird." Johnny Herbert

"Vermutlich ist das dann der Fall, wenn man den Spaß verliert. Aber wenn man den verliert, dann ist es vorbei", erklärte Herbert, dass sich Button nun keinesfalls zurückziehen und den Glauben an einen Sieg aufgeben dürfe. Schließlich sei er mit seinen 26 Jahren noch jung und habe noch viele Jahre in der Formel 1 vor sich: "Er ist immer noch jung, er ist jünger als ich es damals war", erklärte Herbert, der ausgerechnet bei seinem Heim-Grand-Prix in Silverstone 1995 seinen ersten Sieg einfahren konnte.

Damals war der heutige Sporting Relations Manager von MF1 Racing in seiner sechsten Formel-1-Saison, genauso wie Button in diesem Jahr. Button dürfe daher nicht den Mut verlieren, zumal er sich selbst laut Herbert nichts vorzuwerfen hat: "Bevor Honda das Auto so hinbekommt, dass es konstant gut für ihn funktioniert, wird er keine Chance haben", äußerte sich der Brite überzeugt.

Dabei geht auch er davon aus, dass ein erster Sieg für Button wie eine kleine Erlösung und die Hürde für weitere Triumphe anschließend leichter zu überwinden wäre, wie bereits vielfach diskutiert wurde: "Wenn man einmal diesen ersten Sieg erringt, dann bekommt man den Ball ins Rollen und alles entwickelt sich weiter. Aber im Moment hat es für Jenson einfach nicht sein sollen."

Eigene Fehler abseits der Strecke

"Man sieht keinen Schumacher, der sagt, dass man nicht gewinnen kann und der alle möglichen Dinge um sich herum verantwortlich macht." John Surtees

Die britische Rennfahrerlegende John Surtees dagegen wirft Button auch eigene Fehler vor, wenn auch nicht auf der Strecke: "Jenson muss sich die Situation innerhalb und außerhalb des Teams ansehen. Man sieht keinen Schumacher, der sagt, dass man nicht gewinnen kann und der alle möglichen Dinge um sich herum verantwortlich macht", erklärte er. "Vielmehr haben sie sich immer als eine geschlossene Einheit präsentiert."

Vom Talent seines Landsmannes ist der frühere Formel-1- und Motorradweltmeister jedoch nach wie vor überzeugt: "Jenson hat Talent, das weiß ich, weil ich derjenige war, der ihn Frank (Williams; Anm. d. Red.) für seinen ersten Formel-1-Test empfohlen hat. Aber vielleicht nutzt er das nicht auf die richtige Art und Weise", spekulierte er.

Herbert gab dem Honda-Piloten indes den Rat, sich angesichts der kaum vorhandenen Siegchancen in der momentanen Situation andere Ziele zu setzen, beispielsweise konstante Platzierungen vor Teamkollege Rubens Barrichello. Der Brasilianer hatte zwar zu Saisonbeginn noch großen Rückstand auf Button, konnte sich jedoch in den vergangenen Rennen steigern und in Monaco deutlich vor dem Briten landen.

Interesse an Button wird wieder erstarken

"Er muss vor Rubens bleiben, um die Dynamik innerhalb des Teams aufrecht zu erhalten und außerhalb des Teams seine Reputation zu bewahren", forderte Herbert seinen Landsmann auf. "Er muss sich dieses kleine bisschen mehr anstrengen, um vor Rubens zu kommen. Ich bin mir aber sicher, dass er sich dessen bewusst ist."

"Wenn Jenson diesen Sieg schafft, dann wird das wieder mehr Interesse erzeugen." Johnny Herbert

Auch wenn Button von seinen britischen Landsleuten nach wie vor große Unterstützung bekommt, wird der Grand Prix von Großbritannien in diesem Jahr wohl nicht komplett ausverkauft sein, obwohl die Zuschauerkapazität im Vergleich zu den Vorjahren verringert wurde. Überdies sind die britischen Medien angesichts Buttons andauernder Erfolglosigkeit derzeit bereits dabei, GP2-Dominator Lewis Hamilton als kommenden Weltmeister und Nachfolger des 26-Jährigen aufzubauen.

Herbert ist jedoch davon überzeugt, dass das Interesse an Button bei einem Sieg schlagartig wieder steigen würde: "Es gibt einen Unterschied zu der Ära von Nigel Mansell bis zu Damon Hill, aber genau das wollen die Fans noch immer. Wenn Jenson diesen Sieg schafft, dann wird das wieder mehr Interesse erzeugen, denn dann ist er wieder ein britischer Landsmann, den man sich als Vorbild nehmen kann. Momentan kann man ihn sich auch zum Vorbild nehmen, aber man weiß, dass er nicht gewinnen kann", erklärte er abschließend.