• 12.11.2011 17:32

  • von Dieter Rencken

Hembery: "Es wird auf zwei Stopps hinauslaufen"

Pirelli-Motorsport-Chef Paul Hembery spricht über die Reifensituation in Abu Dhabi, die Entwicklung hinter den Kulissen und die schwankenden Temperaturen

(Motorsport-Total.com) - Paul Hembery darf wieder einmal zufrieden sein, denn die Pirelli-Reifen verschafften der Formel 1 in Abu Dhabi erneut eine sehr spannende Qualifikation. Sebastian Vettel (Red Bull) setzte sich unterm Strich knapp gegen Lewis Hamilton (McLaren) und Jenson Button (McLaren) durch, was für einen interessanten Grand Prix spricht. Im Interview erläutert Hembery als Motorsport-Chef von Pirelli, mit welcher Strategie die Teams am Sonntag wohl ins Rennen gehen werden und was er davon hält.

Titel-Bild zur News: Paul Hembery

Paul Hembery verfolgte das Geschehen in Abu Dhabi wieder aus der Boxengasse

Frage: "Paul, wie lautet dein bisheriger Eindruck vom Wochenende in Abu Dhabi? Was sagst du zur Qualifikation?"
Paul Hembery: "Für uns war schon immer klar: Bei diesem Grand Prix würden wir uns auf die weichere Mischung konzentrieren. Dieser Pneu beweist hier eine sehr gute Ausdauer, wie wir schon sehen konnten. Wahrscheinlich sind damit bis zu fünf schnelle Runden am Stück drin. Die Strategie wird wohl auf zwei Stopps hinauslaufen, denke ich."


Fotos: Großer Preis von Abu Dhabi


"Ich tendiere eher nicht zu einem einzigen Reifenwechsel. Die Teams scheinen einige Probleme damit zu haben, die mittlere Reifenmischung zum Arbeiten zu bringen. Der Unterschied zwischen den beiden hier angebotenen Varianten beträgt etwa 1,2 Sekunden. Es ist ein Thema, das sich wie ein roter Faden durch diese Saison zieht. Wir arbeiten daran und möchten diese Lücke für 2012 verringern."

Die Entwicklung steht niemals still

Frage: "Pirelli testete hier in Abu Dhabi schon im vergangenen Jahr. Wie verlief die Entwicklung aus eurer Sicht?"
Hembery: "Nun, im Qualifying waren die Autos rund zwei Sekunden schneller als bei unserem Test im vergangenen Jahr. Die Strecke befand sich damals jedoch in einem sehr guten Zustand, weil vor unseren Probefahrten bereits die Young-Driver-Days stattgefunden hatten. Das zeigt einfach, dass die Autos an sich in diesem Jahr deutlich schneller sind."

"Mit der Leistung müssen wir sicherlich zufrieden sein." Paul Hembery

"Uns beschert es eine Herausforderung, denn zwei Sekunden sind doch ziemlich viel. Wir haben gewissermaßen Geburtstag, wo wir doch schon 2010 auf dieser Strecke unterwegs waren. Mit der Leistung müssen wir sicherlich zufrieden sein, denn unsere Reifen sind zuverlässig und wir hatten erneut keine Schwierigkeiten. Zwei Rennen stehen jetzt noch aus. Hoffentlich hält dieser Trend also weiterhin an."

Frage: "Wenn du sagst, dass die Autos zwei Sekunden schneller sind, bedeutet das, die Reifen von Pirelli wurden rein gar nicht verbessert?"
Hembery: "Solche Dinge sind schwer einzuschätzen. Uns ging es schon vom ersten Tag nicht darum, bestimmte Rundenzeiten zu erreichen."

"Im Hinblick auf das kommende Jahr werden sich die Rundenzeiten aber gewiss verbessern. Wir sind aber noch lange nicht so weit, dass wir es wirklich auf extreme Leistungen abgesehen hätten. Einige unserer Mischungen arbeiten schon jetzt besonders gut. Ich denke, man wird 2012 sehen, dass unsere Arbeit für einige interessante Leistungen sorgen wird."

Frage: "Verfügt ihr bereits über den neuen Hinterreifen, dessen Flanken nicht mehr so sehr gewölbt sein sondern eher eckig sein werden?"
Hembery: "Nun ja, nur wenn man übertreibt, sagt man, dass der Reifen eckig aussieht. So ist es natürlich nicht. Aber ja: Dieser Reifen kommt nun zum Einsatz, denn wir probieren den Pneu beim Young-Driver-Test aus. Über diese drei Tage haben wir ein recht intensives Testprogramm. Im Anschluss an das Rennen wird uns das einen guten Eindruck davon verschaffen, wo wir mit dem neuen Reifen stehen."¿pbvin|512|4243||0|1pb¿

Alles läuft nach Plan in Abu Dhabi

Frage: "Überrascht dich die Startaufstellung im Hinblick auf die Daten, die ihr während des Wochenendes gesammelt habt?"
Hembery: "Das würde ich nicht sagen. Zuletzt deutete die allgemeine Form darauf hin, dass McLaren ziemlich nahe dran sein würde. Das war sehr interessant zu sehen. Fest steht: Die Zeiten im Qualifying waren etwas besser als unsere Schätzungen. Dabei reden wir etwa von einer halben Sekunde. So ist es aber."

"Die Zeiten im Qualifying waren etwas besser als unsere Schätzungen." Paul Hembery

"Einige Teams setzten sich in den Freien Trainings sicherlich auch schon mit dem kommenden Jahr auseinander. Sie experimentierten mit gewissen Dingen, sodass es oft schwierig ist, nachzuvollziehen, was da im Einzelnen vorgeht. Das ist allerdings normal, denn die Meisterschaft ist ja bereits entschieden. Die Rennställe wollen da natürlich ein paar Sachen für die neue Saison ausprobieren."

Frage: "Wird sich die Strecke am Sonntag nochmals entwickeln? Wenn ja, wie sehr?"
Hembery: "Ja. Im Vergleich zu anderen Rennstrecken in unserem Programm werden hier nicht so viele Rennen abgehalten. Man sieht daher meist eine Verbesserung, wenn 24 Fahrzeuge im Rennen direkt hintereinander über die Ideallinie brettern. Das bedeutet, dass der mittlere oder harte Reifen zum Ende hin meist perfekt funktioniert. Ähnliches erwarten wir auch für den Sonntag."

Frage: "Und das trotz der kühleren Temperaturen?"
Hembery: "Ja. Die Temperaturen gehen vielleicht um etwa zehn Grad Celsius zurück, doch damit ist die Strecke vergleichsweise noch immer sehr warm."

Frage: "Der Sand stellt keine Gefahr dar?"
Hembery: "Nein. Wir haben es hier mit einer großartigen Anlage zu tun. Wir hatten keinerlei Probleme. Es gab kaum Verschmutzungen auf der Strecke. Die Strecke wird über Nacht auch immer wieder gesäubert. Man wendet hier viel Zeit auf, um den Kurs in den Normalzustand zu versetzen. Kompliment an Abu Dhabi: Sie haben nicht nur einen tollen Rennplatz, sondern kümmern sich auch sehr intensiv darum."