Hembery: "Einschätzung war richtig"
Überraschendes Reifenbild in Südkorea: Die Wahl für die beiden weichsten Mischungen im Pirelli-Sortiment stellte sich im Nachhinein als goldrichtig heraus
(Motorsport-Total.com) - Von den Reifensorgen, welche die Teams am Freitag plagten, war am Rennsonntag des Grand Prix von Südkorea in Yeongam nichts mehr zu spüren. Beide Reifenmischungen - die weichsten von Pirelli - hielten gut; und vor allem länger als gedacht. So reichten den meisten Fahrern zwei Boxenstopps, selbst eine Einstoppstrategie wäre möglich gewesen, meint Pirellis Motorsportchef Paul Hembery.

© Pirelli
Wenig Stopps in Südkorea: Paul Hembery war zufrieden und nur etwas überrascht
Frage: "Paul, letztendlich waren das heute weniger Boxenstopps als befürchtet, oder?"
Paul Hembery: "Für uns war von den Daten her eine Variante mit drei Stopps am wahrscheinlichsten. Ein Fragezeichen stand da nur hinter der Leistung des superweichen Reifens. Wir haben von den Teams so unterschiedliche Ergebnisse auf dem superweichen Reifen erhalten, das ging von fünf bis 15 Runden. Wir wussten nicht, was eine realistischer Situation sein würde."
"Jetzt war die Temperatur etwas niedriger, 24 Autos waren auf der Bahn, was den Staub von der Piste verschwinden ließ. Zudem kam etwas mehr Gummi auf die Oberfläche. So konnte man auf einmal fünf Runden mehr fahren und 15 bis 17 Runden drehen, mit den Runden im Qualifying drauf. Sobald die Marke von zehn Runden überschritten war, wussten wir, dass zwei Stopps reichen würden."
"Wir haben schon vor dem Rennen hier gesagt, dass wir hier den Grip aus der Reifenmischung heraus brauchen. Diese Einschätzung war wohl richtig. Das, was anfänglich wie eine aggressive Entscheidung daher kam, führte letztlich fast zu den wenigsten Boxenstopps in der ganzen Saison."
Alles neu macht der Winter
Frage: "Braucht ihr jetzt noch einen super-supersoften Reifen?"
Hembery: "Das wäre ja ein Qualifyingreifen, das wollen wir nicht. Wir suchen eher noch eine Mischung, die zwischen der weichen und der superweichen Mischung liegt. Im nächsten Jahr kann man alles vergessen, wenn es um die Mischungen geht. Die Namen werden zwar gleich sein, aber die Mischungen dahinter sind anders. Der mittelweiche Reifen für das nächste Jahr ist zum Beispiel schneller als der derzeitige weiche Reifen."
Frage: "Wie haltbar werden die neuen Reifen dann sein?"
Hembery: "Wir wollen weiterhin zwei bis drei Stopps haben. Das wollten wir immer erreichen. Das heutige Rennen war da für die Teams eher überraschend. Ich würde es mit drei Stopps, wie am Anfang des Jahres, noch interessanter finden."
Frage: "Hier hatten die meisten Fahrer eher mit den Vorderreifen zu kämpfen."
Hembery: "Ja, der Kurs hier ist auch belastender für die vorderen Reifen, der Verschleiß hinten ist gering. Das Graining, was einige Autos noch am Freitag produzierten, war nun aber weg. Einige hatten noch eine leichte Blasenbildung nach 16 Runden im Rennen, aber es gab nichts, was uns Sorgen machte. Wir sind sehr zufrieden."
Frage: "Lewis Hamilton klagte über mangelnden Grip vorn. War das ein allgemeines Problem?"
Hembery: "Das sieht eher nach einem besonderen Fall aus. Nach den Stopps liefen wir durch die Boxengasse und wollten einen Überblick haben. Alle Kommentare habe ich da aber noch nicht."
Frage: "Wäre vielleicht auch nur ein Stopp möglich gewesen?"
Hembery: "Bei einigen hat da nicht viel gefehlt."
Schneller mit dem härteren Reifen
Frage: "Täuschte da die Kameraeinstellung oder sammelte sich hier mehr Reifenabrieb als üblich?"
Hembery: "Es waren schon viele Gummikügelchen neben der Ideallinie, aber sie waren ja gut auf der Außenseite der Kurven, da, wo sie hingehören. Zu Beginn der Saison fanden sie sich ja auch auf den Geraden, wo sie das Überholen eher verhinderten. Aber in den Außenseiten der Kurven erwartet man sie und da stören sie nicht."
Frage: "Die Reifenwahl nach dem ersten Stopp war auch nicht ganz einfach zu treffen. Einige gingen wieder mit supersoft raus, andere mit dem weichen Reifen, und die waren manchmal sogar schneller."
Hembery: "Das haben wir schon einige Male in diesem Jahr gesehen. Gegen Ende des Rennens liegt mehr Gummi auf der Bahn, die Fahrer haben mehr Zuversicht, die Autos sind leichter. Damit können die Fahrer auf dem etwas härteren Gummi aggressiver angreifen und finden noch etwas mehr Zeit. Das kommt vor allem im letzten Stint vor."

