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  • 28.06.2017 21:28

  • von Daniel Halder

Helmut Marko: Es fehlen noch "drei bis vier Zehntel"

Der Red-Bull-Motorsport-Berater sieht sein Team bereits auf Augenhöhe mit den Nummer-2-Autos von Ferrari und Mercedes - Siege schon in Kürze aus eigener Kraft

(Motorsport-Total.com) - Daniel Ricciardo ist der Mann der Stunde im Frühsommer der Formel-1-Saison 2017: 70 Punkte holte der Australier aus den letzten vier Grands Prix - kein anderer Pilot schaffte mehr. Damit stiehlt der Red-Bull-Fahrer sogar den WM-Führenden Sebastian Vettel und Lewis Hamilton die Show, die seit dem Rennen in Spanien 67 beziehungsweise 66 Zähler sammelten. Ricciardo schaffte es in Barcelona, Monaco und Montreal auf Platz drei, in Baku schnappte er sich vergangenes Wochenende den Sieg.

Titel-Bild zur News: Helmut Marko, Max Verstappen

Helmut Marko will auch mit Max Verstappen bald auf die oberste Stufe des Podiums Zoom

Immer öfter hört man im Fahrerlager deshalb die Frage: Startet Red Bull nun die große Aufholjagd in Fahrer- und Konstrukteurs-WM und wird zu einer echten Bedrohung für Mercedes und Ferrari? Sicher: Ricciardos Ergebnisse sind auch den Renn-Umständen geschuldet - der Mann aus Perth profitierte davon, dass Mercedes in Monte Carlo und Ferrari in Montreal in Problemen waren und nutzte die Gunst der Stunde im Chaosrennen in Baku. Was aber auch nicht vergessen werden darf: Red Bull holte die starken Resultate zuletzt ausgerechnet auf seinen Angststrecken Kanada und Aserbaidschan.

In der Gesamtwertung würde das Team noch besser dastehen, wäre Max Verstappen nicht schon viermal ausgefallen, dreimal davon mit technischen Problemen. Doch die Update-Maschine in Milton Keynes läuft auf Hochtouren und dank der aerodynamischen Effizienz des RB 13 kommt man den beiden Top-Teams immer näher. "Wir sind schon auf der Höhe der Nummer-2-Autos. Zu Hamilton und Vettel fehlen uns im Normalmodus vielleicht drei bis vier Zehntel. Wenn sie die Leistung aufdrehen, ist es noch ein bisschen mehr. Aber wir bewegen uns in die richtige Richtung", quantifiziert Helmut Marko bei 'auto motor und sport' den derzeitigen Rückstand.

Sogar Renault bekommt ein Lob

Mut schöpft Marko besonders aus dem Rennwochenende in Baku. Schon am Freitag zeigte das Team mit überraschenden Bestzeiten auf. Auch im Rennen passte der Speed - auch wenn Ricciardo ohne die Probleme bei Mercedes und Ferrari nicht gewonnen hätte. "Baku hat gezeigt: Wir sind mit dem kleinsten Flügel gefahren und waren trotzdem im kurvenreichen Sektor ganz vorne dabei. Beim Chassis haben wir einen richtigen Schritt vorwärts gemacht und seit Saisonbeginn eine Sekunde gefunden", erklärt der Grazer und verteilt dabei sogar ein seltenes Lob für Antriebspartner Renault.

"Auch Renault hat einen spürbaren Fortschritt geliefert. Knapp zwei Zehntel allein auf den Geraden hört sich nicht viel an, aber das merkst du", liefert er einen weiteren Ansatz, weshalb das Team auf den Powerstrecken Montreal und Baku besser aussah, als ursprünglich angenommen. Nur die leidigen Verstappen-Defekte müsse man in Griff bekommen, dann soll es mit den nächsten Renault-Updates und Verbesserungen beim Benzin noch mehr vorangehen. Marko denkt sogar schon an weitere Rennsiege - ohne vom Pech der anderen zu profitieren: "Auf der richtigen Strecke können wir schon aus eigener Kraft gewinnen."


Fotostrecke: GP Aserbaidschan, Highlights 2017

Der 74-Jährige hat dabei vor allem die kurvenreichen Kurse in Großbritannien und Ungarn im Blick: "Wir erwarten uns für Silverstone und Budapest sehr viel." Auch wenn man die Motoren noch nicht wie Mercedes und Ferrari aufdrehen könne, würde der Speed immer besser werden und dank der aerodynamischen Vorteile des Red-Bull-Chassis sei man bald aus eigenem Zutun siegfähig.

Doch vorher gelte es noch Österreich zu überstehen - ausgerechnet der Heim-Grand-Prix auf dem Red-Bull-Ring in Spielberg bereitet den Teamverantwortlichen noch Kopfschmerzen. "Viel Stop and Go, viele Geraden, kurze Kurven und alle Beschleunigungszonen bergauf. Es gibt zu wenig Stellen, wo wir das mit unserem Chassis wettmachen können", mäkelt Marko an der hauseigenen Strecke herum. Doch wenn es dort ähnlich ausgeht wie auf den letzten Angststrecken, hat man bei der englisch-österreichischen Allianz sicherlich nicht zum letzten Mal in dieser Saison Grund zur Freude.