• 23.05.2009 20:02

  • von Dieter Rencken

Heidfeld: "Sehr enttäuschend"

BMW Sauber F1 Team Pilot Nick Heidfeld im Interview über die rabenschwarze Qualifikation von Monaco und die Aussichten für den Grand Prix

(Motorsport-Total.com) - Für die beiden BMW Sauber F1 Team Piloten Robert Kubica und Nick Heidfeld war der Arbeitstag in Monte Carlo viel früher zu Ende, als sich das die Mannschaft aus München und Hinwil vorgestellt hatte. Genau wie Teamkollege Kubica, so verpasste auch Heidfeld den Einzug in Q2 und sprach nach dem Zeittraining von einem nur wenig berauschenden Ergebnis. Im Interview nahm der 32-Jährige Stellung zu seinem Abschneiden in der Qualifikation zum Großen Preis von Monaco 2009.

Titel-Bild zur News: Nick Heidfeld

Dieser Blick spricht Bände: Nick Heidfeld hatte nicht viel Freude an der Qua(a)li

Frage: "Nick, das war eigentlich kein besonders guter Tag. Würdest du dieser Einschätzung zustimmen?"
Nick Heidfeld: "Vielleicht wird das ja noch (lacht; Anm. d. Red.). Aber das stimmt: Es war ein schlechter Tag. Wir wussten allerdings schon nach dem Freien Training am Samstag, dass es nicht sonderlich gut laufen würde. Trotzdem war die Qualifikation dann enttäuschend. Auch wenn man schon davor recht sicher ist, dass es nicht klappen wird, hat man dann doch noch eine kleine - wenn auch unbegründete - Hoffnung, dass es doch einigermaßen laufen könnte."#w1#

Setup-Änderung ohne gewünschten Effekt

"Wir haben nach dem schlechten Donnerstag das Setup recht stark umgebaut - in der Hoffnung, dass es heute vorwärts geht. Das war aber nicht der Fall. Deshalb habe ich nach dem Freien Training das Setup noch einmal sehr stark verändert, was ich normalerweise nicht tue. Wir hatten allerdings ohnehin nichts zu verlieren. Letztendlich war es nicht der richtige Schritt, denn das Auto war dadurch noch ein bisschen schlechter."

"Wir hatten ohnehin nichts zu verlieren." Nick Heidfeld

"Das war dann im Prinzip auch egal, denn selbst wenn du noch zwei oder drei Zehntel schneller bist, steckst du noch immer weit hinten. Das ist schon sehr enttäuschend - speziell nach Barcelona, wo es mit dem neuen Paket schon ein bisschen besser gelaufen ist. Dort bin ich Siebter geworden, aber davon war ich hier sehr weit entfernt. Vielmehr gibt es zu unserer heutigen Leistung eigentlich nicht zu sagen."

Frage: "Waren das eher mechanische Umbaumaßnahmen oder habt ihr auch damit angefangen, auf aerodynamischer Seite neue Wege einzuschlagen?"
Heidfeld: "Nein, denn die Aerodynamik ist hier in Monaco auf maximalen Abtrieb gepolt. Wir haben in dieser Richtung etwas an der Aero-Balance gefeilt, aber aerodynamische Komponenten haben wir nicht umgebaut."

Frage: "Ist das grundsätzliche Problem vom Donnerstag geblieben? Da habt ihr die Reifen nicht in das optimale Arbeitsfenster bekommen..."
Heidfeld: "Das ist unsere Theorie."

Das Aus in Q1: Ursache ist noch unklar

Frage: "Hast du zwischen den beiden Reifenmischungen einen Unterschied feststellen können?"
Heidfeld: "Ja, für mich sogar einen recht großen. Ich bin drei Runden auf den Prime-Reifen gefahren und habe diesen Satz gar nicht auf Temperatur bekommen. Damit war ich grottenlangsam und Letzter. Mit den Option-Gummis ging es etwas besser. Mein Gefühl sagt mir allerdings, dass wir auch diese Reifenmischung nicht richtig zum arbeiten bekommen haben."

"Natürlich spielt dabei das Auto auch immer eine Rolle." Nick Heidfeld

Frage: "Siehst du die gegenwärtige Situation im Hinblick auf die Probleme aus dem Vorjahr als einen Rückschritt?"
Heidfeld: "Im vergangenen Jahr hat es sich eigentlich vielmehr um ein Problem gedreht, dass ich viel ausgeprägter zu spüren bekam als Robert. Natürlich spielt dabei das Auto auch immer eine Rolle. Wenn ich ein Auto hätte, das die Reifen schneller auf Temperatur bringt, dann hätte ich vielleicht auch keine Probleme gehabt."

"Momentan scheint es, als ob wir und Toyota derzeit die einzigen Teams sind, die mit solchen Schwierigkeiten zu kämpfen haben - sofern es denn daran liegt. Das müssen wir verstehen. Aber wie gesagt: Das ist nur eine Theorie. Diese ist zwar wahrscheinlich, doch die nächste Frage ist: 'Woran liegt das?' Ist es mechanisch oder haben wir einfach viel zu wenig Abtrieb? Das kann ja auch sein, zumal wir hier die weichsten Reifen überhaupt dabei haben."

In Monaco ist vieles möglich...

Frage: "Wie geht man jetzt in ein solches Rennen?"
Heidfeld: "Ich denke, bis morgen sollte man es schaffen, sich wieder frisch zu fokussieren. Natürlich sind der Ärger und die Enttäuschung jetzt groß. Auf der anderen Seite war ich hier schon mit anderen langsamen Autos unterwegs, womit ich hier zumindest gepunktet habe. Hier kann einfach alles passieren. Das ist unter normalen Umständen nicht drin. Aber Monaco und normale Umstände gibt es für gewöhnlich auch nicht. Die Hoffnung stirbt zuletzt."

"Es besteht noch eine gewisse Chance." Nick Heidfeld

Frage: "Glaubst du, dass ihr hier noch irgendetwas retten könnt?"
Heidfeld: "Das kommt ganz darauf an, was die anderen machen und was alles vor sich geht. Hier in Monaco ist das Safety-Car sehr oft im Einsatz, die Leute begehen Fehler und Autos gehen in die Knie. Es besteht also noch eine gewisse Chance."

Frage: "Ist ein Start aus der Boxengasse eine Option für euch?"
Heidfeld: "Nein. Diese Variante schauen wir uns nicht an."

Frage: "Haben dich die Zeitungsberichte von 'Bild' verwundert oder genervt, wonach du im kommenden Jahr nicht mehr beim BMW Sauber F1 Team sein sollst?"
Heidfeld: "Angeblich, oder? Dann belassen wir das bei angeblich..."

Frage: "Laut dem Artikel ist das schon 'sicher'..."
Heidfeld: "Also für mich ist das sehr unsicher. Davon habe ich bislang noch nichts gehört und ich habe auch den Artikel noch nicht gelesen. Ich wüsste auch nicht, warum man jemanden rausschmeißen sollte, der bis dato sechs von sechs Punkten für das Team eingefahren hat."

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