• 02.09.2005 20:19

Heidfeld: "Lasse mich nicht ins Bockshorn jagen"

Der BMW WilliamsF1 Team Pilot über den starken Freitag, Nachwirkungen seines Unfalls und Nachwuchshoffnung Nico Rosberg

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Wie lautet dein Fazit nach dem Freien Training am Freitag hier in Monza?"
Heidfeld: "Das Fazit für den Freitag heute sieht ganz gut aus. Wir haben mehr Runden gespart als sonst, da wir hier letzte Woche getestet haben und die Motoren aufgrund der Zwei-Wochenenden-Regel nach wie vor schonen müssen, speziell deshalb, weil die Runden hier in Monza und Spaß recht lang sind."

Titel-Bild zur News: Nick Heidfeld

Nick Heidfeld bleibt trotz der tollen Freitagsleistung skeptisch

Frage: "In dieser Saison war es so gewesen, dass es immer wieder einen Rückschlag gab, wenn man das Gefühl hatte, dass es mit dem BMW WilliamsF1 Team nun endlich nach vorne geht. Wie geht man damit um als Fahrer? Ist das auf Dauer nicht deprimierend?"
Heidfeld: "Ich habe in den vergangenen paar Rennen vielleicht nicht ganz so große Sprünge erwartet, wie das manch einer von außen vielleicht getan hat. Nichtsdestotrotz haben die letzten paar Rennen gezeigt, dass man nicht zu enthusiastisch sein sollte. Dementsprechend bin ich wieder vorsichtig, was dieses Wochenende betrifft. Heute ist es gut gelaufen. Wenn wir die Freitagstestfahrer wegnehmen, dann liegen wir hinter den beiden McLaren, was fantastisch wäre, wenn das morgen und übermorgen so aussieht, aber das bezweifele ich im Moment noch ein bisschen."#w1#

Frage: "Was ist mit der Motivation?"
Heidfeld: "Das ist gar kein Problem. Mir macht das Rennfahren nach wie vor so viel Spaß, dass ich darüber gar nicht nachdenken muss."

"Von unserem Team wird derzeit nicht so viel erwartet." Nick Heidfeld

Frage: "Wird man nicht nervös, wenn die Erwartungen von außen an einen herangetragen werden?"
Heidfeld: "Nein, ich denke, dass man mit der Zeit lernt, damit umzugehen. Auf der anderen Seite glaube ich auch, dass im Moment von unserem Team nicht so viel erwartet wird. Heute war nur ein Freitag, ich denke, dass wissen die meisten Insider und Zuschauer richtig einzuschätzen. Es geht nun einmal nicht, dass man sich von dem einen auf das andere Rennen so stark steigert und man aus dem Mittelfeld wieder ganz nach vorn an die Spitze kommt."

Frage: "Es gibt aber heute sicherlich Gründe, um zumindest etwas zuversichtlicher zu sein..."
Heidfeld: "Ja, definitiv. Das Testen lief heute sehr, sehr gut. Ich bin mir aber leider relativ sicher, dass das am Samstag und Sonntag nicht mehr ganz so toll aussehen wird. Wir müssen einmal abwarten. Die Erfahrung aus den Tests und Freitagen hat gezeigt, dass man jetzt nicht sagen kann, wo man genau steht. Aber es konnte heute nicht viel besser laufen, zumindest von den Zeiten her, in Bezug auf die Balance ist man natürlich nie ganz zufrieden."

Frage: "Was ist drin im Rennen?"
Heidfeld: "Ich hoffe nach wie vor, dass wir in die Punkte fahren. Ich versuche nicht, mich von dem heutigen Ergebnis ins Bockshorn jagen zu lassen."

"Nico ist nicht auf den Kopf gefallen." Nick Heidfeld

Frage: "Du kennst Nico Rosberg, er ist Testfahrer in deinem Team. Was traust du ihm zu?"
Heidfeld: "Sehr viel. Er macht ja ganz offensichtlich in diesem Jahr in der GP2 einen sehr guten Job. Am Anfang der Saison ist der Kovalainen ein bisschen weggezogen. Aber in den letzten Rennen hat das Team, aber auch speziell der Nico, einen guten Job gemacht. Er ist einige sehr gute Rennen gefahrene, auch von hinten durchs Feld. Er macht wenig Fehler. Ich freue mich schon, das Rennen morgen beobachten zu können. Ich habe ihn auch bei den Tests ein paar Mal beobachten können. Vom Speed her ist er gut, und, was auch sehr wichtig ist, seine Einstellung ist die richtige und auf den Kopf gefallen ist er auch nicht."

Frage: "Jetzt ist er 20 - schafft er den Sprung in die Formel 1?"
Heidfeld: "Das ist unheimlich schwierig einzuschätzen, aber ich denke, dass er die besten Vorraussetzungen hat. Sicherlich hat ihm der Name bis zum jetzigen Zeitpunkt ein bisschen geholfen, auf der anderen Seite kann das auch hinderlich sein, weil man sehr unter Druck gesetzt wird. Aber er ist momentan in der GP2 sehr schnell, er hat schon einen Testvertrag mit WilliamsF1 in der Tasche. Das geht alles schon in die richtige Richtung."

Frage: "Was glaubst du, was ein 20-Jähriger noch braucht, um in der Formel 1 erfolgreich zu sein?"
Heidfeld: "Das ist für mich schwierig einzuschätzen, dazu bin ich zu weit weg. Richtig ist, dass ich Formel 3000 fuhr und währenddessen auch schon getestet habe und dann habe ich bei Prost angefangen. Ich habe auch damals schon gesagt, dass ich es mir zugetraut hätte, direkt aus der Formel 3 oder der Formel 3000 in die Formel 1 zu wechseln und auch direkt in ein Top-Team. Da müsste man ihn selbst fragen, wie er das einschätzt."

Frage: "Ist der Sprung aus der GP2 in die Formel 1 leichter als das damals bei ihr der Fall war?"
Heidfeld: "Ich denke, dass der Sprung ein bisschen einfacher sein sollte, da die Reifen ähnlicher sind, in der GP2 gibt es jetzt auch Rillenreifen. Die Schaltung ist ebenfalls ähnlicher. Die Rundenzeiten sind ebenfalls nicht schlecht und der fahrerische Level ist auch sehr hoch. Aber es ist natürlich immer noch ein sehr deutlicher Unterschied."

"Hundertprozentig fit? Das kann ich nicht behaupten." Nick Heidfeld

Frage: "Gestern hast du gesagt, dass du nach deinem Crash wieder fit bist. Hat sich das auch nach dem Fahren bestätigt?"
Heidfeld: "Hundertprozentig fit? Das kann ich nicht behaupten. Ich hatte gestern Abend etwas Kopfschmerzen, jetzt nach dem Fahren auch wieder. Aber es sollte für das Rennen in Ordnung sein."