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Haug: "Haben keine Harakiristrategie gewählt"
Mercedes-Sportchef Norbert Haug analysiert das Abschneiden der Silberpfeile im Qualifying und freut sich über das starke deutsche Abschneiden
(Motorsport-Total.com/Premiere) - Wer hätte das gedacht? Ferrari schwer geschlagen, McLaren-Mercedes auf den Positionen eins und drei im Qualifying in Melbourne! Kein Wunder, dass der Sportchef der Silberpfeile, Norbert Haug, im Anschluss an die Session einen zufriedenen Eindruck machte. Nun darf er sich berechtigte Chancen auf einen Sieg durch Lewis Hamilton oder Heikki Kovalainen ausrechnen.

© xpb.cc
Mercedes-Sportchef Norbert Haug freut sich über die erste Pole-Position 2008
Frage: "Herr Haug, jetzt können Sie eine stolzgeschwellte Brust haben! Platz eins und drei - fast schon eine überraschende Pole-Position?"
Norbert Haug: "Was heißt überraschend? Bei mir gibt es keine stolzgeschwellte Brust, sondern bei uns gibt es viel Arbeit, wenige Ansagen und gute Resultate."#w1#
Haug hätte Ferrari stärker erwartet
"Ich hatte schon die Befürchtung, dass gegambelt wird bei manchen mit einem kurzen ersten Turn, aber wir wollten natürlich unsere Strategie wie geplant machen. Wir wollen keinen kurzen ersten Turn, denn dafür wird man irgendwann bestraft. Natürlich kann man dem Reiz erliegen und sagen: Vielleicht kommt ein Safety-Car in Runde zwölf bis 14, dann bin ich gut sortiert. Aber unser Speed ist da. Natürlich hätte ich gedacht, dass Ferrari etwas stärker ist - mir ist es recht so, hoffentlich bleibt es das Jahr über so."
Frage: "Sind Sie überrascht, wie stark Robert Kubica und das BMW Sauber F1 Team heute waren?"
Haug: "Erstmal Glückwunsch an BMW - deutsche Power in der ersten Reihe macht sich immer gut! Wenn das Ergebnis morgen auch so bleibt, sind wir sehr happy. Eins und drei ist immer unser Traum, denn das ist die Griplinie - sogar eine bessere Voraussetzung als eins und zwei oder zwei und vier, wo wir letztes Jahr so oft waren. So far, so good. Ich glaube nicht, dass wir eine Harakiristrategie gewählt haben, um partout vorne zu sein, sondern wir sind glaube ich so unterwegs, dass man auch um den Sieg fahren kann. Aber den haben wir eben noch nicht, und deswegen werden wir uns morgen weiter anstrengen."
Frage: "Sind die Plätze eins und drei ohne Traktionskontrolle vielleicht sogar noch wichtiger als früher?"
Haug: "Das hat jetzt nicht so sehr mit Traktionskontrolle zu tun, sondern es zeigt das Bild, wer im Winter wie gearbeitet hat. Aber es geht hin und her. Es gibt viele Überraschungen. Wenn ich einen Sebastian Vettel sehe mit Toro Rosso - das ist einfach stark, einfach gut. Ich habe vor der Saison schon gesagt, dass Toro Rosso stark ist. Auch Timo Glock ist in den Top 10."
"Deutschland hat eine breite Aufstellung. Man muss das ja nicht nationalistisch sehen, aber man darf sich freuen. Es gibt mindestens vier, fünf deutsche Themen in den Top 10, und das ist einfach gut. Wir sind die Autobauernation, wir haben starke Fahrer, können hier über Speed vorne sein. Daran muss man in so einem Moment auch mal denken, dass wir sehr gut aufgestellt sind, und es ist gut für die Begeisterung, für alle, die Ja zum Auto sagen."
Haug stellt keine Prognosen an
Frage: "Schadenfreude ist Ihnen sicher fern, aber sind Sie überrascht, dass es bei Ferrari nicht besser gelaufen ist? Viele Experten haben denen ja eine Überlegenheit beim ersten Grand Prix prophezeit."
Haug: "Gut, Experten hin, Experten her. Ich habe schon oft gesagt: Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. Vielleicht sind sie morgen stärker, vielleicht fahren sie fünf bis zehn Runden länger, vielleicht haben sie eine andere Strategie. Es bringt nichts, Ansagen zu machen, aber es bringt etwas, sich nach harter Arbeit kurz und kräftig zu freuen - und das machen wir jetzt mal. Dann schauen wir morgen weiter, wie sich die Dinge entwickeln. Klar ist: Noch ist nichts gewonnen! Nur: Wenn ich mir zwei Startplätze hätte wünschen dürfen vor Melbourne, dann hätte ich mir eins und drei gewünscht, und die haben wir jetzt."
Frage: "Sind die Roten trotzdem der stärkste Gegner morgen oder doch das BMW Sauber F1 Team?"
Haug: "Gehen Sie doch zu den Experten, die haben die Prognosen besser drauf! Ich mache die Prognosen nicht so gerne. Es ist schwer vorherzusagen und bringt einem wenig. Das ist nicht das, was einem die nächste Zehntel bringt, sondern sicherlich die harte Arbeit und die Konzentration auf das Geschäft. Das tun wir fortgesetzt. Ich weiß nicht, was bei Ferrari war, aber ich bin der Letzte, der sagen würde, das ist eine Vorentscheidung. Wir haben es im letzten Jahr gesehen, da sind die auch mal als 16. losgefahren und waren am Ende trotzdem dran, weil wir Fehler gemacht haben."
"Wir sind seit vielen Jahren an der Spitze dabei und mischen mit. Seit wir Formel 1 machen, haben wir im Schnitt jedes vierte Rennen gewonnen. Das ist eine ordentliche Zahl, eine stolze Zahl. Ferrari überbietet die, aber sonst niemand. Deshalb glaube ich, dass dabei auch etwas rauskommt, wenn man fortgesetzt diese Kontinuität im System hat."

