• 25.05.2008 11:44

  • von Fabian Hust

Hamilton: "Ein wirklich aufregendes Rennen?"

Die beiden McLaren-Mercedes-Piloten sprechen ausführlich über die Tücken von Monte Carlo und die Auswirkungen möglichen Regens auf das Rennen

(Motorsport-Total.com) - Mit Spannung war er erwartet worden, der erste Auftritt der Formel 1 seit vielen Jahren in Monte Carlo ohne Traktionskontrolle. Natürlich gab es die eine oder andere spektakuläre Einlage eines Fahrers zu sehen, aber man hatte eher das Gefühl, als hätte es weniger Zwischenfälle gegeben als in jenen Jahren, als die Piloten mit dieser elektronischen Fahrhilfe unterwegs waren.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Lewis Hamilton will im Rennen - vor allem im Regen - seine Chancen nutzen

Auch die Rundenzeiten stehen jenen der Vorjahre in nichts nach: "Ich denke, dass dies das Ergebnis der Tatsache ist, dass das Team dieses Jahr viel in die Entwicklung des Autos investiert hat, mit Sicherheit", so Lewis Hamilton. "An manchen Stellen war die Traktionskontrolle hilfreich, an manchen Stellen hat sie dich ausgebremst. Nun hat man dies als Fahrer besser unter Kontrolle."#w1#

"Mit Sicherheit ist dies besonders auf einer Strecke wie dieser schwierig", erklärte der McLaren-Mercedes-Pilot. "Du stehst etwas zu stark auf dem Gas und schon hast du einen Schreckmoment mit Übersteuern, durchdrehende Räder und berührst die Leitplanke. Es ist aus diesem Grunde sehr, sehr schwierig, aber wir kommen damit alle zurecht. Die Autos sind alle schneller - im Vergleich zum vergangenen Jahr stellen sie eine große Verbesserung dar."

"Du stehst etwas zu stark auf dem Gas und schon hast du einen Schreckmoment." Lewis Hamilton

Teamkollege Heikki Kovalainen kann den Briten da nur zustimmen: "Im Vergleich zum Vorjahr sind die Autos weiter entwickelt worden - die Aerodynamik sowie die mechanische Haftung. Dies sind die zwei größten Unterschiede, und wir können schneller durch die Kurve fahren, wenn wir nicht auf dem Gas stehen."

Besonders spannend wird es, sollte es im Rennen tatsächlich regnen: "Ich hatte keinerlei Training, mit Sicherheit wird dies nicht helfen", meint der finnische Rennfahrer nachdenklich. "Aber was kann ich schon tun? Ich muss einfach meine Regenreifen aufziehen und in das Rennen gehen, einfach hoffen, dass ich mich schnell einschieße und nicht allzu viel verliere. Ich mache mir jedoch keine Sorgen, denn es gibt nichts, was ich im Moment diesbezüglich tun könnte."

"Aber was kann ich schon tun?" Heikki Kovalainen

Auch Teamkollege Lewis Hamilton konnte am Samstagmorgen nicht beide Regen-Reifen ausprobieren: "Ich verwendete lediglich den Standard-Regenreifen. Es war eine Mischung aus trocken und feucht - in gewisser Weise war es sinnlos, auf die Strecke zu gehen. Aber ich dachte, dass ich rausfahren sollte, einfach um zumindest zu sehen, wie es dieses Jahr im Auto ohne Traktionskontrolle ist. Ich bin nicht wirklich viele Runden gefahren. Aber es hat sich gut angefühlt, in Bezug auf die Geschwindigkeit sind wir im Nassen gut unterwegs. Wir machen uns also keine Sorgen, sollte es im Rennen regnen."

Zumindest bei "zwei oder drei" Testfahrten im Regen konnte sich Heikki Kovalainen vorbereiten: "Das waren aber nicht einmal komplette Tage. Ich denke, dass wir einen Tag in Jerez und einen oder zwei in Barcelona hatten. Natürlich ist dies hier ein spezieller Kurs, es wird schwieriger werden, sich hier an Nässe zu gewöhnen als auf einem normalen Kurs. Aber dies ist auch für die anderen Jungs der Fall. Wir sollten in der Lage sein, damit ohne irgendwelche Probleme umzugehen."

"Dies ist auch für die anderen Jungs der Fall." Heikki Kovalainen

Vergangenes Jahr gab es auf dem Nürburgring und in Fuji zwei spektakuläre Regen-Rennen: "Das hier ist natürlich ein anderes Rennen, es wird deutlich schwieriger werden als in jenen zwei Rennen, die wir vergangenes Jahr hatten", so Hamilton. "Ich war im Nassen jedoch immer stark und ich fühle mich in Bezug auf die Balance und das Verhalten des Autos zuversichtlich."

"Solange wir den richtigen Reifen auswählen und ich keinerlei Fehler mache, sollten wir in der Lage sein, das Auto auf einer starken Position in den Punkten ins Ziel zu bringen. Ich denke, dass Regen dir eher eine größere Chance verleiht, um zu gewinnen. Wenn es hier trocken ist und du als Dritter startest, dann ist es sehr schwierig, zu überholen - es ist fast unmöglich, zu überholen. Vor allem dann, wenn das Auto vor dir praktisch dieselben Zeiten fährt."

Im Regen habe der Fahrer immerhin die Möglichkeit, etwas dichter auf seinen Vordermann aufzufahren: "Du bist weniger vom Abtrieb abhängig, und du kannst andere Leute in Fehler treiben. Und ich erwarte auch, dass die anderen Leute Fehler machen werden. Mit Sicherheit wird es ein paar Safety Cars geben, sollte es regnen. Es könnte also ein wirklich aufregendes Rennen geben."

"Ich erwarte, dass die anderen Leute Fehler machen werden." Lewis Hamilton

"An jenem Moment, an dem du rutschst bricht dir die Traktion ab und dann bist du verloren", so Hamilton. "Ich werde also mit Sicherheit nicht mehr so driften wie im Training. Und du stellst sicher, dass du beim Einlenken nicht deine Räder blockierst. Du möchtest von den Randsteinen wegbleiben und eine saubere Linie fahren. Im Nassen ist dies der Schlüssel zum Erfolg, um um die Strecke zu kommen."

Nach Aussage von Teamchef Ron Dennis hat man die Autos übrigens nicht auf Regen abgestimmt: "Nein, wir sind keinen Kompromiss eingegangen. Man fährt hier mit maximalem Abtrieb, man möchte aus diesem Grund kein weiches Auto riskieren, falls es trocken bleibt. Unsere Autos fahren aus diesem Grund mit voller Abstimmung für trockene Bedingungen."

"Wir sind keinen Kompromiss eingegangen." Ron Dennis

Dass Monte Carlo Risiken birgt, zeigte der Unfall von David Coulthard am Samstag in der Qualifikation, der Ausgangs des Tunnels die Kontrolle über sein Auto verlor - vermutlich wegen eines lockeren Gullydeckels: "Es ist dort ziemlich uneben", erklärt Hamilton. "Du kommst dort mit 310 Stundenkilometer aus dem Tunnel an und bremst beim 100-Meter-Schild. Die Strecke fällt dort ab, du hast aus diesem Grund nicht wirklich viel Haftung."

Und hier kommen die fehlenden elektronischen Fahrhilfen zum Tragen: "Ohne sie gibt es eine Menge blockierende Hinterräder. So wie ich das gesehen habe, blockierte David seine hinteren Räder, was wir alle tun, aber ihn drehte dies herum und er krachte in die Leitplanke. So läuft das."

Dennoch macht sich der McLaren-Mercedes-Pilot keine Gedanken über diese Stelle: "Es gibt dort jede Menge Auslaufzone. Es ist sicher. Aber dies ist die übelste Stelle, um einen Unfall zu haben, denn es gibt dort kein Kiesbett, Gras oder etwas, das dich abbremst, lediglich eine Leitplanke. Man muss also hoffen, dass die Autos stabil gebaut sind und den Einschlag überstehen können."