• 13.05.2010 19:29

  • von Dieter Rencken

Hamilton: "Das unglaublichste Gefühl"

Lewis Hamilton spricht über die Faszination Monte Carlo und zieht nach Platz sieben zum Auftakt eine erstaunlich positive Bilanz

(Motorsport-Total.com) - Monte-Carlo-Spezialist Lewis Hamilton belegte heute nur den siebten Platz, hatte am Ende der ersten 180 Minuten aber gerade Mal 0,345 Sekunden Rückstand auf Fernando Alonso im Ferrari. Der McLaren-Pilot ist aber überzeugt davon, dass er am Samstag die Red Bulls herausfordern kann, und kam im Freien Training wie immer auf dem Stadtkurs voll auf seine Kosten.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Lewis Hamilton hat für das Rennen in Monte Carlo ein gutes Gefühl

Frage: "Lewis, siebter Platz, aber weniger als vier Zehntelsekunden Rückstand. Wie lautet deine Bilanz nach dem Auftakt in Monte Carlo?"
Lewis Hamilton: "Wir liegen von den Zeiten her nicht ganz vorne, aber das Auto fühlte sich gut an und ich fühle mich auf dieser Strecke sehr wohl. Das Wetter war die meiste Zeit auch gut. Ein gutes Gefühl. Ich liebe es, auf dieser Strecke zu fahren - es ist viel schöner als im Vorjahr, weil das Auto jetzt um Lichtjahre besser ist als damals. Wir haben einige vernünftige Schritte mit dem Setup gemacht. Alle sind sehr konkurrenzfähig, aber ich glaube, wir sollten gut aufgestellt sein."#w1#

Frage: "Beschreibe mal das Gefühl, wenn du mit deinem McLaren durch diese engen Straßen donnerst!"
Hamilton: "Das ist schwierig zu beschreiben. Wenn du ein Jahr nicht hier fährst, vergisst du fast, wie verrückt es ist. Dann kommst du zurück und siehst die Straßen und denkst dir: 'Wow, das wird hart!' Dann fährst du auf die Strecke - und alles passiert zwei- oder dreimal so schnell wie auf anderen Strecken. Die Leitplanken fliegen an dir vorbei, du spürst die Bodenwellen, bist immer am Limit. Wenn du nur ein bisschen zu spät bremst, landest du in den Leitplanken, aber es ist einfach das unglaublichste Gefühl, das man als Rennfahrer haben kann."

Einzigartiges Gefühl für einen Rennfahrer

"Wenn du ein gutes Auto mit viel Anpressdruck hast, was im Vorjahr nicht der Fall war, ist das Gefühl auf dieser Strecke unglaublich. Jedes Mal, wenn du auf die Strecke gehst, kommst du auf etwas Neues drauf. Du findest hier einen halben Meter, dort einen halben Meter, kannst auf einmal dort ein paar Zentimeter näher an die Leitplanken ranfahren. Monte Carlo ist einfach einzigartig."

Frage: "Ayrton Senna hatte hier 1988 angeblich eine spirituelle Erfahrung und selbst Jenson Button sagt, dass er nach einer schnellen Monte-Carlo-Runde schon mal eine Träne zerdrücken musste. Kannst du das nachvollziehen?"
Hamilton: "Jenson hat das wirklich gesagt? Da scheint seine feminine Seite aber ausgeprägter zu sein als meine (lacht; Anm. d. Red.)! Im Ernst: Geweint habe ich noch nie und so eine Erfahrung wie Ayrton hatte ich auch noch nie. Aber du testest das ganze Jahr und suchst genau nach dieser Perfektion, die er damals gefunden hat."

Frage: "Du hast hier schon in der Formel 3, in der GP2 und 2008 auch in der Formel 1 gewonnen. Warum bist du hier so stark?"
Hamilton: "Vielleicht liegt es mir mehr als anderen im Blut, Risiken einzugehen. Ich halte mich für recht aggressiv und präzise, was Eigenschaften sind, die hier helfen. Aber das ist schwierig zu beschreiben. Vielleicht bin ich manchmal einfach aggressiver als andere. Wenn du zum Beispiel im Mittelsektor mehr Geschwindigkeit hast als andere, musst du dafür ordentliche Eier haben. Es kommen viele Dinge zusammen, aber ich liebe Stadtkurse einfach."


Fotos: Lewis Hamilton, Großer Preis von Monaco, Donnerstag


Frage:# "Wie verrückt wird deiner Meinung nach das Qualifying am Samstag? Der Verkehr war ja heute schon schlimm..."
Hamilton: "Ja, aber heute hat es hingehauen. Es ist nicht unmöglich, aber es wird sehr, sehr schwierig, das richtig zu timen. Aber ich bin mir sicher, dass da alle respektvoll zusammenarbeiten werden, um das bestmöglich hinzubekommen."

Frage: "Glaubst du, dass dir die angesprochene Aggressivität im Rennen beim Überrunden helfen wird?"
Hamilton: "Ja. Aber wenn ich von Aggression spreche, dann meine ich das relativ. Ich haue nicht drauf und erwarte, dass alle aus dem Weg gehen, sondern ich bin kontrolliert aggressiv."

Frage: "Hast du das Gefühl, dass am Sonntag ein gutes Ergebnis möglich ist?"
Hamilton: "Ich glaube, wir sehen ziemlich gut aus. Samstag wird schwierig, aber ich hoffe auf gutes Wetter für uns. Wir müssen uns einfach konzentrieren und heute Abend unsere Hausaufgaben machen, dann sollten die Top 3 in Reichweite sein."

Qualifying- und Rennvorbereitung

Frage: "Habt ihr heute besonders an der Rennpace gearbeitet?"
Hamilton: "Wir haben sowohl am Qualifying wie auch am Rennen gearbeitet."

Frage: "Welcher Reifen kommt dir bisher besser vor?"
Hamilton: "Beide Reifen scheinen sich sehr ähnlich zu sein. Der weiche Reifen ist vielleicht ein bisschen schneller."

Lewis Hamilton

Lewis Hamilton während des Trainings am Ausgang der Loews-Kurve Zoom

Frage: "Besonders im ersten Training warst du etwas näher an Red Bull dran als in Barcelona. Glaubst du, dass das so bleiben wird?"
Hamilton: "Wir wissen nicht, was Red Bull macht. In Q3 scheinen die immer ein fettes Stück Zeit zu finden, daher kann ich nicht sagen, wie gut sie sind. Wir sind jedenfalls konkurrenzfähig und können mit den Topautos mithalten - da scheint es recht eng zuzugehen. Ich hoffe, das bleibt so, denn dann wird es ein wirklich interessantes Qualifying."

Frage: "Hältst du Monte Carlo für eine der Strecken, auf denen der Fahrer mehr als sonst herausholen kann, wenn das Auto einmal ausbalanciert ist?"
Hamilton: "Ja. Der Fahrer kann mehr als auf anderen Strecken aus dem Auto herausholen. In Monza liegen zum Beispiel alle viel enger beisammen. Fragt mich nicht, warum das so ist, aber es ist ein Stadtkurs. Es gibt hier keine Auslaufzonen und man darf sich keine Fehler erlauben."

Frage: "Was sagt eure Wettervorhersage für Sonntag?"
Hamilton: "Es hieß, dass es regnen wird, aber die Prognose wird immer besser."

Frage: "Monte Carlo wäre ein fantastischer Ort für deinen ersten Saisonsieg, nicht wahr?"
Hamilton: "Oh Mann, ja! Dies ist der beste Ort für einen Sieg. Ich will mich nicht zu sehr hineinsteigern, denn ich weiß, wie konkurrenzfähig alle anderen sind. Insofern hoffe ich das Beste. Ein Sieg wäre hoffentlich der Anfang von etwas ganz Besonderem in dieser Saison, aber ich bin nicht der Typ, der sagt, dass wir dieses Wochenende unbedingt gewinnen müssen. Meine Leistungen waren bisher ziemlich gut. Darauf muss ich aufbauen, dann wird es auch mit dem Sieg klappen."