• 16.04.2010 19:20

  • von Fabian Hust & Dieter Rencken

Hamashima verrät: Ein Top-Team in Problemen

Bridgestones Motorsportdirektor gibt Einblicke in das Verhalten der Reifenmischungen und analysiert den Einfluss von Auto und Fahrer

(Motorsport-Total.com) - Hirohide Hamashima, Motorsportdirektor bei Bridgestone, gab sich nach dem Freien Training am Freitag erstaunt. Hintergrund: "Die Fahrer haben gesagt, dass sich die Reifen nicht allzu sehr unterschiedlich anfühlen, wenn der Reifen auf Temperatur gekommen ist", so der Japaner. Allerdings baute der weiche Reifen wesentlich schneller ab als der härtere.

Titel-Bild zur News: Hirohide Hamashima

Hirohide Hamashima kann das Verhalten der Reifen genau berechnen

"Aber natürlich kommt der weichere Reifen leichter auf Temperatur", fährt Hamashima fort. "Die Abnutzung der Hinterreifen ist größer. Das Graining tritt jedoch nicht nur hinten auf, sondern auch vorne. Das hängt natürlich aber auch vom Fahrer und vom Auto ab. Zum Beispiel sind die Probleme bei Hamilton und Button unterschiedlich. Im Moment geht Hamilton etwas härter und Button etwas weicher mit den Reifen um."#w1#

An den Mercedes von Nico Rosberg und Michael Schumacher waren im Fernsehen dunkle Spuren auf dem Reifen zu sehen: "Mercedes hat kein Graining, aber Gummi bleibt an den Reifen haften. Das Auto ist aber in Balance, weil es vorne und hinten gleich stark ist. Dieser Kurs ist für die Reifen härter, aber bisher sind wir mit den Reifen auf keine Probleme gestoßen."

Das Verhalten der beiden Reifentypen kann der Experten schon genau einschätzen: "Wenn die Autos leicht sind, wird der weiche Reifen um 1,4 Sekunden pro Runde schneller sein. Wenn die Autos schwer sind, ist der weiche Reifen um 1,2 Sekunden schneller."

"Die Abnutzung des weichen Reifen wird jedoch zwei Sekunden bis zur Hälfte des Rennens betragen. Bei den härteren Reifen werden es 0,8 Sekunden zur Mitte des Rennens sein. Einige der Fahrer werden 15 Runden fahren, am längsten kann ein Fahrer 36 Runden fahren. Der Durchschnitt wird mit dem weichen Reifen 30 Runden betragen."

Hamashima verrät, dass eines der Top-Teams mehr mit der Reifenabnutzung zu kämpfen hat als die Konkurrenz: "Ein Top-Team hat eine größere Abnutzung. Bei einem der Autos, das sehr schnell ist, beträgt die Abnutzung des weichen Reifens 2,8 Sekunden, der Durchschnitt ist 2,2 Sekunden."

Auf keckes Nachbohren der Medienvertreter, um welches Team es sich dabei handelt, reagiert der Bridgestone-Mann mit lautem Lachen und der ausweichenden Analyse: "Der Unterschied zwischen den Autos in den Fahrern ist also sehr groß. Die Fahrer spüren zwar keinen großen Unterschied, die Rundenzeiten lassen jedoch sehr schnell nach."

Die Fahrer beschwerten sich nach dem ersten Tag in Schanghai nicht über die Reifen, sondern über die Strecke: "Sie ist im Moment nicht allzu schnell. Im ersten Training stellten die Fahrer auch keine große Verbesserung fest. Im zweiten Training konnte dies festgestellt werden. Aber selbst zum Ende des Trainings hatte sich die Strecke nicht so sehr verbessert, wie man dies erwartet hatte. Die Strecke dürfte sich also auch im Rennen nicht allzu schnell verbessern."

In Schanghai ist es derzeit ungewöhnlich kühl, doch deswegen sind die Fahrer nicht vor hoher Abnutzung der Reifen gefeit: "Selbst in Malaysia war die Temperatur etwas niedriger, als wir dies erwartet hatten. Jenson Button hatte am Ende seines Rennabschnitts mit der Haftung zu kämpfen. Zu seinem Glück hatte Fernando Alonso ein Problem mit seiner Kraftübertragung, so dass er seine Position halten konnte."