• 14.07.2017 19:49

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Haas: Ferrari-Mann Antonio Giovinazzi überzeugt bei Debüt

Teamchef Günther Steiner ist voll des Lobes für den jungen Italiener, doch die Bremsen bereiten ihm wieder Kopfzerbrechen: Nächster Test mit Carbone Industries

(Motorsport-Total.com) - Ferrari-Junior Antonio Giovinazzi hat sich bei seinem Trainingseinsatz für die Haas-Mannschaft in Silverstone achtbar aus der Affäre gezogen. Nach zwei Monaten ohne Formel-1-Fahrpraxis (zuletzt war er bei den Tests in Bahrain für die Scuderia am Steuer) landete der Italiener in der ersten Session auf dem 16. Rang - nur zwei Plätze und 0,431 Sekunden hinter Teamkollege Romain Grosjean. "Deshalb bin ich mit meiner Leistung zufrieden", zieht ein erfreuter Giovinazzi Bilanz.

Titel-Bild zur News: Antonio Giovinazzi

Daumen hoch: Antonio Giovinazzi schlug sich bei seinem Haas-Debüt sehr achtbar Zoom

Grosjean sein ein "starker sowie sehr erfahrener Pilot und extrem stark in schnellen Kurven" - deshalb hätte er nicht erwartet, den Franzosen bei seinem ersten Haas-Einsatz sofort zu knacken. "Es war auch nicht mein Ziel, schnell zu sein, sondern das Auto, die Lenkung und das Lenkrad zu verinnerlichen." Immerhin fuhr der 23-Jährige aber schon den aktuellen Sauber als Ersatzmann für Pascal Wehrlein, wie Teamchef Günther Steiner in der Gesamtbetrachtung hervorhebt.

Dennoch reckt er den Daumen nach oben: "Antonio hat einen tollen Job gemacht. Er ist schnell, solide, sehr professionell und extrem reif. Er mag als Rookie gelten, aber er ist eigentlich keiner", lobt Steiner. Einen Vergleich zwischen dem Sauber C36 und dem Haas VF-17 will sich Giovinazzi indes nicht erlauben: "Es sind ganz andere Autos, ganz andere Teams", weicht er aus. Sogar beim Hybridantrieb gäbe es "keinen großen Unterschied", obwohl die Schweizer 2017er-Material verwenden.

Für Haas' Stammpersonal drehte sich am Freitag alles um die Dauerbaustelle Bremsen. In Silverstone experimentiert man weiter mit neuem Material von Carbone Industries (CI) statt - wie noch in der ersten Session - Brembo. Vorteil: Die Franzosen stellen Material, das konstanter und berechenbarer arbeitet als das der Italiener. "Die Piloten müssen sich daran gewöhnen. Sie sind nicht schlechter, sie arbeiten nur etwas anders. Fahrer wollen sich niemals festlegen", erklärt Steiner, wieso Grosjean (14./+2,165 Sekunden) und Kevin Magnussen (17./+2,339) im Gesamtergebnis weit hinten standen.

Der Franzose bestätigt: "Mitten am Tag die Bremsen zu tauschen ist nicht einfach. Wir sind nicht so schnell und bei mir gab es auch noch Probleme, obwohl ich das gleiche Set-up (wie der Teamkollege; Anm. d. Red.) hatte." Magnussen raunt, dass Carbone Industries zwar "nicht so schlecht", aber auch keine große Verbesserung gewesen wäre.


Fotos: Großer Preis von Großbritannien


Der Teamchef verortet Haas in Silverstone "mitten im Mittelfeld" und sieht die Möglichkeit, weiter nach vorne zu kommen. "Auch wenn wir nicht so gut sind, wie wir es in Österreich waren", räumt Steiner ein. Am Samstagvormittag wird wieder CI montiert, ehe das Team entscheidet, was in Qualifying und Rennen zum Einsatz kommt. Vorteil: Die Strecke belastet die Bremsen nicht so stark, daher ist das Experimentieren weniger risikoreich. Möglicherweise splittet Haas sogar die Strategie und schickt CI-Befürworter Grosjean und Magnussen mit unterschiedlichem Material los. Problem: Der Däne probierte Brembo wegen des Giovinazzi-Einsatzes nicht aus.