• 01.06.2003 18:50

Großes Siegerinterview mit Juan-Pablo Montoya

Monaco-Sieger Juan-Pablo Montoya in der Pressekonferenz über sein heutiges Rennen und das lange Warten seit Monza 2001

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Juan-Pablo, wie groß war der Druck von Kimi in der Schlussphase?"
Juan-Pablo Montoya: "Am größten war der Druck eigentlich, als mir die Box am Funk gesagt hat, dass ich pushen muss, um Kimi beim Boxenstopp hinter mir zu lassen, weil er ein paar Runden später reinkam. Das war ziemlich zäh. Ich konnte vor dem Stopp von zwei auf vier Sekunden wegziehen, aber dann blieb ich vor ihm und da ließ ich ein bisschen nach und pendelte die Pace ein. Es war gut. Das Auto hat sehr gut funktioniert. Ich möchte den Mechanikern danken. BMW und Williams haben einen perfekten Job gemacht und die Performance von Michelin war den ganzen Tag brillant. Es ist wirklich gut und wir haben es gebraucht. Gestern die Pole für Ralf, jetzt der Sieg für mich!"

Titel-Bild zur News: Juan-Pablo Montoya

Fast zwei Jahre hat Juan-Pablo Montoya auf einen Sieg warten müssen

Frage: "Direkt nach dem Start und nach der Safety-Car-Phase konnte sich Ralf etwas absetzen, aber dann hast du ihn jeweils wieder eingeholt."
Montoya: "Ja, es sah so aus. Vor dem Rennen hat er sich für einen höheren Reifendruck entschieden, deshalb war er in den ersten paar Runden schneller. Das wusste ich natürlich und ich habe mich nur auf mich konzentriert, aber nach drei Runden kamen die Reifen dann und alles war okay."

"Stand unter Druck, keinen Fehler zu machen"

Frage: "Du hast gerade den Grand Prix von Monaco gewonnen. Beschreibe bitte deine Gefühle und Emotionen!"
Montoya: "Man muss sagen, dass ich schon ein paar Mal die Chance hatte, ein Rennen zu gewinnen. Als das das letzte Mal der Fall war, in Melbourne, habe ich es weggeschmissen, also stand ich unter einem gewissen Druck, keine Fehler zu machen. Aber das Warten hat sich gelohnt. Ich habe Monza gewonnen und jetzt hier. Fantastisch! Ich bin so glücklich. Es fühlt sich total unreal an."

Frage: "Das bedeutet dir sehr viel, nicht wahr?"
Montoya: "Ja, das stimmt. Ich habe lange auf diesen zweiten Sieg gewartet. Zum ersten Mal ist es mir in meinem ersten Jahr gelungen. Letztes Jahr hatte ich sieben Poles, aber ich konnte das nie in einen Sieg umsetzen. Das Auto hat heute sehr gut funktioniert, schon das ganze Wochenende. Der Fight mit Kimi war sehr gut und ich musste alles geben, um vor ihm zu bleiben, denn er konnte nach jedem Stopp länger draußen bleiben. Gott sei Dank hielt ich mich jeweils vor ihm und am Ende bin ich es dann einfach nach Hause gefahren."

Vorentscheidung gegen Räikkönen am Start

Frage: "War es wichtig, am Start vor Kimi zu kommen?"
Montoya: "Ja. Ich hatte gleich mit dem Loslassen des Knopfes gute Traktion und setzte mich gleich vor ihn."

Frage: "Du warst zum Schluss am Funk ziemlich laut. Was hast du da geschrieen?"
Montoya: "Eigentlich nichts. Ich war ziemlich aufgeregt."

Frage: "Dem Druck hast du gut standgehalten, nicht wahr?"
Montoya: "Ja. Es gab eine Menge davon, weil ich etwas zurückgesteckt habe, aber ich wollte Kimi auch nicht allzu nahe haben, also gab ich in den letzten Runde wieder Gas und dabei habe ich einen Fehler gemacht. Das war nicht in der letzten Runde, aber kurz davor in der letzten Kurve. Abgesehen davon lief alles reibungslos."

Konstante Michelin-Reifen am Ende der Stints ausgezeichnet

Frage: "Waren die Reifen gut?"
Montoya: "Ja, die Reifen waren wirklich gut, sehr konstant. Am Ende der Stints sind sie wirklich stark zurückgekommen. Das war sehr gut."

Frage: "Eine italienische Zeitung hat heute geschrieben, dass du zu Ferrari gehen könntest, wenn Michaels Vertrag ausläuft. Ist da etwas dran?"
Montoya: "Jemand hat mir gesagt, ich soll einen Blick in die 'Gazzetta dello Sport' werfen, was ich dann auch gemacht habe. Ich konnte es kaum glauben. Es gibt da ganz ehrlich im Moment keine Gespräche."

Frage: "Williams hat hier schon sehr lange nicht mehr gewonnen. Hast du das gewusst und kam deswegen ein zusätzlicher Druck auf?"
Montoya: "Es ging nicht nur darum, diesen Sieg Williams zu bescheren, sondern auch mir. Darüber habe ich mir mehr den Kopf zerbrochen als wegen dem Team, aber ich denke, unterm Strich war es das alles ja wert..."

Montoya schließt WM-Chance nicht gänzlich aus

Frage: "Ist es realistisch, jetzt noch einmal in den WM-Kampf eingreifen zu wollen?"
Montoya: "Naja, im Moment bin ich ein bisschen hinten, was die Punkte angeht, aber wenn unser Auto bei jedem Rennen so stark ist wie hier und beim letzten Rennen, dann wird die Chance immer größer und größer und größer. Es sieht so aus, als habe der Ferrari nicht den großen Vorteil wie im letzten Jahr, aber den neuen McLaren müssen wir noch abwarten."

Frage: "Jeder Formel-1-Fahrer will dieses besondere Rennen einmal gewinnen. Was bedeutet es dir, dass dir das heute gelungen ist?"
Montoya: "Monaco zu gewinnen, ist wie Indy in Amerika! Es ist das speziellste Rennen, das man gewinnen kann, auch der einzige Stadtkurs in der Formel 1. Die Atmosphäre ist großartig, ganz anders als bei den anderen Rennen. Hier ist sehr speziell, genau wie Monza."

Frage: "War das ein Sieg der Michelin-Reifen oder wird euer Williams einfach immer besser?"
Montoya: "Naja, wir sind vor Kimi, also wird das Auto schneller. Der letzte Test war auch gut. An einem Tag war ich genauso schnell wie David und an den anderen beiden Tagen sogar schneller, was zeigt, dass das Auto in die richtige Richtung geht. Wir hatten im Rennen ein wirklich gutes Auto und auch eine wirklich gute Strategie. Wir bekommen es einfach besser hin."

Langes Warten hat sich endlich gelohnt

Frage: "Die letzte Kurve war am Anfang anscheinend ein bisschen schmutzig. War das ein Problem?"
Montoya: "Nein."

Frage: "Wie schwer ist dir das Warten zwischen dem ersten und dem zweiten Sieg gefallen?"
Montoya: "Es war schon eine lange Zeit, aber es gab so viele Rennen, bei denen wir konkurrenzfähig gewesen sind, aber da war ich meistens im Pech. Immer ist irgendetwas kaputt gegangen, aber wenn man es nur hart genug versucht, schafft man es irgendwann immer. Hoffentlich dauert der dritte Sieg nicht so lange!"

Frage: "Was ist dir in der Fürstenloge bei der Siegerehrung durch den Kopf gegangen?"
Montoya: "Es war toll. Ich bin in Monaco zum ersten Mal ins Ziel gekommen. Beim ersten Mal dauerte es drei Runden, letztes Jahr vierzig und noch ein paar und jetzt habe ich beim ersten Mal gewonnen. Nicht schlecht, oder? Letztes Jahr hatten wir eine gute Chance, wir waren auch sehr konkurrenzfähig. David hat mich damals am Start überholt und diesmal ging ich an Kimi vorbei, was natürlich geholfen hat."