powered by Motorsport.com

Grid-Girls: Russland sucht nach (weiblichen) Alternativen

Das Grid-Girl-Thema lässt den Veranstaltern in Russland keine Ruhe: Wenn schon keine Models, dann sollen es Sportlerinnen oder Künstlerinnen sein

(Motorsport-Total.com) - Die Organisatoren des Grand Prix von Russland suchen weiterhin nach Wegen, beim Rennen am 30. September Grid-Girls auflaufen zu lassen - zur Not über Umwege. "Wir wollen die Frauen nicht loswerden", erklärt Sergei Worobiew, Chefpromoter in Dienst des für den Rennbetrieb in Sotschi zuständigen Unternehmens Rosgonki, im Interview mit 'Motorsport-Total.com'.

Titel-Bild zur News: Grid-Girls in Sotschi

Die russischen Grid-Girls sollen dem Formel-1-Zirkus erhalten bleiben Zoom

Dmitri Kosak, Chef des Organisationskomitees des Grand Prix von Russland und gleichzeitig Vize-Ministerpräsident der russischen Regierung, hatte Anfang April anklingen lassen, dass Sotschi mit der Richtlinie von Liberty Media, keine Grid-Girls mehr auflaufen zu lassen, nicht einverstanden ist. Frauen und Motorsport, das "sieht attraktiv aus und passt gut zusammen", sagte Kosak flapsig bei einem Pressetermin, und er ergänzte: "Unsere russischen Girls sind die schönsten der Welt!"

Gefundenes Fressen für die internationale Presse, die die Aussagen natürlich umgehend aufgriff. Dass Kosaks Statement so hohe Wellen schlagen würde, hatte sein Umfeld wohl nicht vermutet. Inzwischen ist das mediale Echo aber so groß geworden, dass Sotschi-Chefpromoter Worobiew fast dazu gezwungen ist, eine Position zu dem Thema zu haben. Für den Fall, dass er - wie von uns - darauf angesprochen wird.

Worobiew stellt sich weitgehend hinter Kosak, wenn er sagt: "Unsere Frauen sind wunderschön. Außerdem sehen wir Schwierigkeiten darin, wenn sich Kinder neben Rennautos aufhalten. Einerseits wegen der Sicherheit, andererseits auch aus Imagegründen. Wir halten es für schwierig, den Kindern ein wirklich tolles Erlebnis zu ermöglichen."

"Aber wenn wir einen Weg finden, dass es für die Kinder eine tolle Sache wird, dann sind wir dabei. Andere Rennen tun es ja auch", sagt er. "Gleichzeitig suchen wir nach Möglichkeiten, trotzdem schöne Frauen in der Nähe der Autos zu haben. Das könnten Sportlerinnen sein oder russische Künstlerinnen. Es ist jedenfalls mein Ziel, russische Frauen in der Startaufstellung zu haben."

Sponsoren würden Grid-Girls buchen

Dabei geht es nicht nur darum, den Willen der russischen Politik zu erfüllen. Grid-Girls waren in der Vergangenheit auch stets Bestandteil der Pakete, die potenziellen Sponsoren angeboten wurden. So war zum Beispiel geplant, sie in Lukoil-Branding auftreten zu lassen.

Wie dem auch sei: Nachdem Sotschi 2014/15 jeweils im Herbst ausgetragen wurde, fand das Rennen 2016/17 im Frühling statt - auf eigenen Wunsch der Russen, wegen eines verlängerten Wochenendes. 2018 hat man von Liberty wieder den Herbst-Termin zugesprochen bekommen. Sotschi 2018 findet am 30. September statt, zwei Wochen nach Singapur und eine Woche vor Japan.

Einer der Hauptgründe für diese Verschiebung war die Fußball-WM, die diesen Sommer in Russland stattfindet. Im knapp 50.000 Zuschauer fassenden Olympiastadion von Sotschi sollen sechs Matches ausgetragen werden. "Es bringt nichts, zwei Monate vor der Fußball-WM einen Formel-1-Grand-Prix zu haben", erklärt Worobiew.

"Es wäre für unser Marketing nicht gut gewesen, zwei so große internationale Events in so kurzer Zeit zu veranstalten. Die Fußball-WM wird so bald nicht mehr in Russland stattfinden, und wir wollen, dass die Menschen das Turnier in Ruhe genießen können. Denn wir alle freuen uns sehr auf die WM", betont er.

Meer im Herbst wärmer als im Frühling

Ein weiterer Grund, der für den Herbst-Termin spricht, ist die Temperatur des Meeres. Die ist im September höher als im April. Umfragen hätten ergeben, dass das für einheimische Touristen aus Russland ein wichtiger Wohlfühlfaktor ist. "Die Formel 1 funktioniert sowohl im Frühling wie im Herbst", sagt Worobiew. "Aber momentan gehen wir davon aus, dass es auf Jahre hinaus beim Herbst-Termin bleiben wird."

Ein sogenanntes "Back-to-Back" mit Baku (Aserbaidschan) "könnte passieren. Wir haben aber keinen Wunsch in diese Richtung geäußert. Wenn wir den Motorsport in der Region entwickeln wollen, ist es gut, wenn die Termine nicht zu nah beisammen liegen. Wir brauchen noch ein paar Jahre, um Hardcore-Fans zu entwickeln, die innerhalb einer Woche zu zwei Grands Prix reisen. Jetzt haben die Fans die Möglichkeit, im Frühling nach Aserbaidschan zu reisen und im Herbst nach Sotschi."

Ein MotoGP-Event sei für Sotschi "im aktuellen Zustand" kein Thema: "Wir hatten schon mal eine MotoGP-Delegation bei uns zu Gast, einfach um zu besprechen, welche Möglichkeiten es geben könnte. Wir würden uns darüber freuen. Und die MotoGP geht gerade in eine Richtung, dass sie sehr aufgeschlossen sind, sogar Stadtrennen gegenüber. Vielleicht gibt es eine Chance, vielleicht in zehn Jahren, ein MotoGP-Rennen in Sotschi zu haben."


Großer Preis von Russland

Übrigens: Während der ehemalige Formel-1-Boss Bernie Ecclestone beim neuen Rechteinhaber Liberty Media nicht mehr gern gesehen ist, stehen ihm nach Russland immer alle Türen offen. Worobiew macht daraus keinen Hehl: "Bernie wird für immer ein Freund unseres Landes bleiben. Er hat 30 Jahre lang für einen Grand Prix in Russland gekämpft. Dafür wird er in Russland bewundert."

Neueste Kommentare