• 25.03.2011 10:23

  • von Dieter Rencken

Glock: "Wir sind nicht schnell genug"

Marussia-Virgin-Fahrer Timo Glock sieht die 107-Prozent-Marke in der Qualifikation als Bedrohung und ist unzufrieden mit dem Tempo des MVR-02

(Motorsport-Total.com) - Für Timo Glock und Marussia-Virgin hielt das Freie Training zum Großen Preis von Australien in erster Linie eine Ernüchterung bereit: Rund sechs Sekunden büßte der deutsche Rennfahrer am Freitag auf die Konkurrenz ein und zeigte sich anschließend nicht gerade begeistert von der Geschwindigkeit des neuen MVR-02. In seiner Medienrunde spricht Glock über die Gefahr, im Qualifying an der 107-Prozent-Hürde zu scheitern und über seine Erwartungshaltung für die ersten Rennen des Jahres.

Titel-Bild zur News: Timo Glock

Timo Glock hatte am ersten Trainingstag nicht viel Freude am Fahren in Australien

Frage: "Timo, sprechen wir über die Leistung deines Teams in den beiden ersten Freien Trainings von Australien. Wie würdest du das Abschneiden von Marussia-Virgin einordnen?"
Timo Glock: "Es ist enttäuschend. Wir sind nicht da, wo wir sein sollten. Es ist ganz einfach: Bei einem Blick auf die Zeitentabelle erkennt man, dass wir im Augenblick nicht schnell genug sind."

Frage: "Das Auto scheint hier in Melbourne etwas langsamer zu sein als bei den Testfahrten. Habt ihr mit der Charakteristik des Albert Park Circuit zu kämpfen?"
Glock: "Das ist schwer zu sagen. Die Temperaturen könnten ihren Teil dazu beitragen. Auf den weichen Reifen fühlte sich das Fahrzeug okay an. Dabei hatte ich keinerlei Probleme damit, die Pneus anzuwärmen."

"Unsere einzige Chance ist, dass die Spitzenreiter in Q1 mit harten Reifen auf die Strecke gehen und wir mit der weichen Mischung. Wir sollten kein Problem damit haben, innerhalb der 107-Prozent-Marke zu liegen. Alles andere wäre eine Enttäuschung. Das Auto ist jedenfalls nicht so schnell, wie wir es gerne hätten."

"Das Auto ist nicht so schnell, wie wir es gerne hätten." Timo Glock

Frage: "Der Unterschied zwischen den beiden Reifenmischungen beträgt etwa sieben Zehntel. Wird das ausreichen, um die 107-Prozent-Hürde zu nehmen?"
Glock: "Im Freien Training fehlten uns drei Zehntel auf diese Marke. Ich absolvierte einige Longruns."

"Wenn wir noch etwas Sprit herausnehmen und eine gute Runde hinbekommen, dann sollten wir es packen. Es sollte aber nicht unser Ziel sein, darum zu kämpfen, innerhalb von 107 Prozent der Bestzeit zu liegen. Unser Ziel war, auf Augenhöhe mit Lotus zu operieren. Dieses Ziel haben wir ganz klar verfehlt."¿pbvin|512|3539||0|1pb¿

Dem neuen MVR-02 mangelt es an Abtrieb

Frage: "Woran fehlt es deinem Auto? Hat es zu wenig Abtrieb? Wie ist es um die Balance bestellt? Wie lautet dein Fahreindruck?"
Glock: "Meiner Meinung nach fehlt es uns im Augenblick insgesamt an Abtrieb."

Frage: "Gehst du davon aus, dass sich diese Situation bei den ersten Rennen ebenso gestalten wird? Für Malaysia und China kann das Team kaum etwas aus dem Hut zaubern..."
Glock: "So sieht es im Moment aus."

"Ich hoffe einfach darauf, dass die Leute, die sich um das neue Paket bemühen, wissen, was sie tun - und dass die Zahlen stimmen. Im Augenblick befinden wir uns ganz gewiss nicht dort, wo wir laut unserer Zielvorgabe sein sollten. Hoffentlich finden wir mit dem Upgrade für die Türkei zurück auf Kurs."

"Hoffentlich finden wir mit dem Upgrade für die Türkei zurück auf Kurs." Timo Glock

Frage: "Liegt eure Situation nur am fehlenden Abtrieb oder ist es der Konkurrenz gelungen, mehr Tempo zu finden?"
Glock: "Wir haben im Winter wohl nicht gut genug entwickelt. Den anderen ist ein größerer Schritt gelungen. Langsam aber sicher lassen die Topleute die Hosen runter - und deswegen liegen wir so weit zurück."

Frage: "Wie ist es um die Zuverlässigkeit des Fahrzeugs bestellt? Das könnte die Trumpfkarte deines Teams sein, um ein ordentliches Ergebnis einzufahren..."
Glock: "Am Freitag hatten wir in diesem Bereich keine Schwierigkeiten und auch beim Testen sah es diesbezüglich ziemlich gut aus. Unser einziges Ziel kann daher nur lauten: Wir wollen das Rennen beenden."

Die Reifensituation ist besser als erwartet

Frage: "Wie lautet dein Eindruck zu den neuen Pirelli-Reifen? Manche Fahrer sagten bereits, der Verschleiß sei nicht gar so schlimm wie befürchtet..."
Glock: "Mein Longrun auf den weichen Reifen war sehr konstant. Ich glaube, meine schnellste Zeit gelang mir sogar am Ende dieses Longruns."

"Die Situation bei den Reifen scheint also komplett durcheinander geraten zu sein, denn ich hatte fast keinen Verschleiß. Die Pneus fühlten sich prima an. Ich hatte keine Probleme. Das überraschte mich. Die Reifen waren deutlich besser als beim Test."

Frage: "Würdest du dies als Überraschung bezeichnen?"
Glock: "Klar, auf jeden Fall! Als wir das Programm für das Freie Training festlegten, dachte ich mir, dass der Longrun zum Schluss ziemlich viel harte Arbeit bedeuten würde. Die Reifen waren aber sehr konstant und ich bin sehr zufrieden damit. Die härtere Mischung bringt man nur schwer auf Temperatur, doch für die Qualifikation brauchen wir diese Sorte ohnehin nicht."

"Die Reifen waren sehr konstant und ich bin sehr zufrieden damit." Timo Glock

Frage: "Ein anderer Fahrer meinte, er tue sich ebenfalls schwer damit, die harten Reifen auf Temperatur zu bringen. Wenn ihm das schließlich gelinge, sei nicht mehr viel Gummi übrig..."
Glock: "So erging es uns am Vormittag. Wir hatten ein bisschen damit zu kämpfen, doch im zweiten Freien Training funktionierte es schon viel besser. Es war schon okay."

Frage: "Die Reifen zählen also nicht zu den größeren Baustellen bei Marussia-Virgin?"
Glock: "Nein, im Augenblick nicht."


Fotos: Timo Glock, Großer Preis von Australien


Der Albert Park präsentiert sich in guten Zustand

Frage: "Liegt abseits der Ideallinie viel Gummiabrieb?"
Glock: "In manchen Kurven, ja. Im Rennen dürfte das ziemlich schwierig werden."

Frage: "Einige Streckenabschnitte wurden ausgebessert. Hat sich die Situation bei den Bodenwellen verbessert?"
Glock: "Ja. Zum Beispiel in Kurve acht ist es nun deutlich besser. Der Rest ist eh okay."

Frage: "Wird sich der verstellbare Heckflügel positiv auf das Überholgeschehen auswirken? Was ist dein Eindruck?"
Glock: "Die Anfahrt zu Kurve eins ist recht kurz. Ich denke, es wird recht schwierig werden. Das Überholen wird vermutlich nicht gar so einfach sein."

"Das Überholen wird vermutlich nicht gar so einfach sein." Timo Glock

Frage: "Wie geht es dir körperlich nach deiner Blinddarm-Operation?"
Glock: "Es ist okay. Ich habe da keine Probleme. Im Auto fühlt es sich recht ordentlich an."

Frage: "Dein Team sorgte sich offenbar um die g-Kräfte im Cockpit und die Belastungen. Bereitet dir das Schwierigkeiten?"
Glock: "Nein. Wie ich schon sagte: Im Augenblick ist alles in Ordnung. Nach diesen beiden Sessions gibt es bisher keine Probleme."