• 13.07.2007 10:46

  • von Fabian Hust

George: "Wir haben die Tür offen gelassen"

'Indianapolis Motor Speedway'-Besitzer Tony George spricht über die gescheiterten Vertragsverhandlungen mit Bernie Ecclestone

(Motorsport-Total.com) - Anstatt sich näher zu kommen, haben sich Formel-1-Boss Bernie Ecclestone und Indianapolis-Streckenbesitzer Tony George in den vergangenen Wochen immer weiter voneinander entfernt. In den Medien giftete Ecclestone, dass die Formel 1 gar nicht in den USA fahren müsse und George meinte ein paar Tage später, dass seine Rennstrecke die Formel 1 auch nicht brauche.

Titel-Bild zur News: Tony George und Bernie Ecclestone

Tony George und Bernie Ecclestone wurden sich nicht einig

Dass bis zur am Donnerstag (12. Juli) ausgelaufenen Frist kein neuer Vertrag unterzeichnet wurde, ist also nicht überraschend: "Ich muss Ihnen heute leider mit großer Enttäuschung mitteilen, dass die Formel 1 im kommenden Jahr nicht hierher zurückkehren wird", teilte George auf einer Pressekonferenz mit. "Vor acht Jahren war es unsere Absicht gewesen, diesen Event jährlich auszutragen. Es ist hart, eine Lücke wie diese zu haben, und das ist meine Sicht der Dinge."#w1#

Formel 1 sagt eventuell nur "Auf Wiedersehen"

Bernie Ecclestone weiß, dass die Automobilhersteller mindestens ein Rennen im Jahr in den USA fahren wollen, denn für sie sind die Staaten ein extrem wichtiger Markt. Somit muss der Brite eine Alternative finden - zuletzt waren Rennen in Las Vegas und New York im Gespräch - oder aber, er muss nach Indy zurückkehren.

"Wir haben uns darauf verständigt, dass es schlau ist, die Tür für die Zukunft offen zu lassen", so George, dessen "aufrichtige Hoffnung" es ist, dass man die Formel 1 "in nicht allzu weit entfernter Zukunft" zurückholen kann. Aus diesem Grund werde er versuchen, noch in diesem Jahr wieder zu einem Rennen zu kommen, um in den Dialog mit Ecclestone zu treten.

MotoGP ist kein "Ersatzprogramm"

Einen Zusammenhang mit der Bekanntgabe, kommendes Jahr erstmals ein MotoGP-Rennen in Indianapolis auszutragen, gibt es laut George nicht: "Das war völlig unabhängig voneinander. Die MotoGP ist kein Ersatzprogramm für die Formel 1". Die Entscheidung gegen die Formel 1 im größten "Nudeltopf" der Welt war eine "rein kommerzielle Entscheidung".

Vielleicht steht die Tür weiter offen, als viele denken. In der Vergangenheit hat Ecclestone schon Vertragsverlängerungen abgelehnt, um die Rennen dann doch noch kurz vor zwölf Uhr in den Kalender aufzunehmen: "Ich glaube nicht, dass das so kommen wird. Ich weiß, dass ein vorläufiger Kalender mit Indianapolis herausgegeben wurde. Ich kann nur erneut sagen, dass es meine Hoffnung ist, dass wir in der Zukunft in der Lage sein werden, alle Komponenten zusammenzuführen, die notwendig sind, um einen erfolgreichen Event zu haben, sodass wir ihn eines Tages wieder hier hin holen können."

Eine Finanzspritze der Stadt war nie im Gespräch

Laut George hat es keine Gespräche mit der Stadt Indianapolis über eine mögliche finanzielle Beteiligung am Rennen gegeben: "Die Stadt ist bereit zu überlegen, wie man helfen kann, mehr Veranstaltungen wie die Formel 1 nach Indianapolis zu bringen. Aber einen direkten finanziellen Beitrag sehe ich nicht."

Geld war nicht alles

Geld sei jedoch nicht der einzige Faktor gewesen, auch wenn dieser einen Einfluss auf die Entscheidung gehabt hätte. Neben "einer Vielzahl von Dingen" habe man auch Schwierigkeiten gehabt, einen Hauptsponsor zu finden, der hinter der Veranstaltung steht.

Die Beendigung der Zusammenarbeit mit 'SAP' sei ebenso zum Problem geworden wie die Tatsache, dass in den USA nicht alle Formel-1-Rennen übertragen werden und so das Interesse am Sport bei den US-Bürgern nicht ausreichend geschürt wurde.

Ecclestone ist kein "bad guy"

Die Beziehung zur Formel 1 sei in den letzten Jahren gut gewesen: "Es war gut, mit Bernie zusammenzuarbeiten. Ich bin mir sicher, dass viele auf Basis seines Rufs, der ihm anhängt, überrascht sind, dass er ein Kerl ist, mit dem man gut zusammenarbeiten kann. Ich glaube, dass er schon immer zu mir offen und ehrlich war. Ich respektiere ihn und seine Entscheidung, was er für die Formel 1 als Ganzes tun muss."

George gibt zu, dass den Platz des USA-Grands-Prix wohl einer der neuen Orte einnehmen wird, glaubt aber nicht, dass dies ein Grund war, das Rennen zu streichen, da der Kalender auf 20 Grands Prix pro Jahr hätte aufgestockt werden können: "Es ist also nicht so, dass die Musik angehalten wurde und wir keinen Stuhl mehr bekamen."

Indy kämpfte mit zu geringen Zuschauerzahlen

Mit den Zuschauerzahlen an der Strecke konnte die Formel 1 nicht zufrieden sein. Im Jahr 2000 ging man mit einer soliden Zuschauerzahl ins erste Jahr, das Rennen 2001 stand im Schatten des 11. Septembers: "Seitdem haben wir es mit ein paar Hürden zu tun bekommen, die zu unserer Unfähigkeit beigetragen haben, die Leute derart anzuziehen, wie wir das gehofft hatten."

Man hatte gehofft, dass nach den ersten drei Jahren ein Aufwärtstrend einsetzen wird - doch es kam anders: "Wir hatten dann Änderungen des Datums, Kontoversehen über eine künstliche Ferrari-Zielankunft, wir hatten die Michelin-Situation, wir hatten Unschlüssigkeit über das Datum - eine weitere Änderung des Datums." Apropos Datum: "Es wäre zu früh, jetzt schon von einer Rückkehr im Jahr 2009 zu sprechen", stellt George klar.

Hoffen auf die Zukunft

George "nimmt an", dass man mit einem entsprechend dicken Scheck die Formel 1 hätte halten können, aber das Geld war wie gesagt nicht der einzige Faktor: "Wir hatten keinen Titelsponsor in der Hinterhand, wir hatten nicht die Verpflichtung eines nationalen TV-Senders und viele andere Dinge. Wir hätten uns auf das Datum einigen können, und das wäre großartig gewesen, wir hätten uns auf das Geld verständigen können und was wäre großartig gewesen, aber es gibt andere Dinge, die in Betracht gezogen werden müssen."

Natürlich wird auch die Stadt unter der Streichung der Veranstaltung leiden, was auch George "schlecht" findet, auch wenn dies nicht seine größte Sorge war, wie er zugibt: "Das ist sicherlich ein Faktor, und ich bedaure es, dass wir das Rennen 2008 nicht haben werden. Ich hoffe jedoch, dass wir es erfolgreich in der Zukunft wieder haben werden." Diese Chance schätzt George derzeit auf "besser als 50 zu 50 ein."