Gascoyne und "das Beste aus zwei Welten"
Toyotas Vorbereitung auf die Saison 2006 ist gleich doppelt anstrengend, doch der Technische Direktor des Teams glaubt an den großen Erfolg
(Motorsport-Total.com) - Noch vor wenigen Wochen musste sich Mike Gascoyne, Technischer Direktor der Chassisabteilung bei Toyota, gegen Kritik zur Wehr setzen. Sein Arbeitswille wurde öffentlich in Frage gestellt, doch teamintern wackelt sein Stuhl offenbar nicht. Vielmehr kann Toyota stolz auf den eigenen Technikstab sein, die unermüdlich Auto um Auto auf die Rennstrecken bringen.

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Mike Gascoyne blickt zuversichtlich auf die anstehende Formel-1-Saison
Erst kurz vor Saisonende 2005 debütierte die verbesserte Variante des TF105, die Ralf Schumacher auf Anhieb mehr lag als das bisherige Modell. Und als die anderen Teams zu Beginn der Wintertestfahrten mit Interimsautos ausrückten, überraschte Toyota mit dem Rollout des TF106. Dabei gilt ein frühes Fertigstellen durchaus als Nachteil, da man kostbare Zeit im Windkanal verschwendet. Dafür aber hat man Zeit, das Auto standfest zu bekommen.#w1#
In Köln-Marsdorf möchte man die Vorteile beider Lösungen kombinieren. Zuverlässigkeitsprobleme sollen bis zum Saisonbeginn in Bahrain ausgebügelt sein, gleichzeitig werden immer wieder neue Teile für das Auto entwickelt, um auch die Leistungsfähigkeit zu verbessern. Für das Team ist dies ein Kraftakt, der nur mit viel Personal und vor allem sehr viel Geld funktioniert.
Endgültiges Aerodynamikpaket erst kurz vor Saisonbeginn
"Die Kehrseite ist, dass man viele Teile wegwirft, weil man sie nie bei den Rennen einsetzen wird", so Gascoyne im Interview mit 'autosport.com'. "Wenn man früh beginnt und diese Richtung einschlägt, dann funktioniert das gut. Unser endgültiges Aerodynamikpaket wird nicht vor der zweiten oder dritten Februarwoche fertig sein, und so spät konnten wir das gesamte Auto nicht vorstellen."

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Eine neue, japanische Formel-1-Paarung: Bridgestone und Toyota Zoom
Der frühe Einsatz des neuen Autos bringt gerade für Toyota einen weiteren Vorteil mit sich: Man hat Zeit, sich an den neuen Reifenpartner Bridgestone und dessen Produkte zu gewöhnen. Darauf zielte bisher auch ein Großteil der Testarbeit ab. "Insgesamt lief es recht positiv", so der Engländer über die bisher fast 7.000 zurückgelegten Testkilometer.
"Wir haben eine gute technische Beziehung mit Bridgestone, und die Regeländerungen gleichen sicher eine ihrer größten Schwächen aus", so Gascoyne, der die Rückkehr der Reifenwechsel für Bridgestone positiv erachtet. "Beide Fahrer mögen, wie sich das Auto anfühlt. Aerodynamisch ist es aber noch nicht die endgültige Version, da kommt noch etwas Großes."
Zuverlässigkeit als entscheidendes Kriterium
"Mechanisch ist es aber ein großer Schritt", erklärte er stolz. Zudem sei der TF106 bereits sehr zuverlässig, sodass man sich nun der Weiterentwicklung widmen kann. Doch die Zuverlässigkeit darf dabei nicht auf der Strecke bleiben. "Der Wechsel zu den V8-Motoren wird die Zuverlässigkeit beeinflussen. Gerade zu Saisonbeginn wird das zu einigen abwechslungsreichen Ergebnissen führen."
Doch da für den neuen Toyota noch der Vergleich mit den Produkten der Konkurrenz aussteht, zwingt sich Gascoyne zur Vorsicht. "Es wird noch einige Zeit schwierig sein, zu sagen, wo jeder steht", erklärte er. Beim Testen mit anderen Bridgestone-Teams habe man sich aber gut behauptet, sodass die Zuversicht nicht zu überhören ist.
"Wir sind kein neues Team mehr", so der 42-Jährige. "Ich denke, dass wir den Leistungssprung von 2004 zu 2005 fortsetzen können, und wir sind in der Situation, in der wir wissen, was wir machen. Man kann die anderen analysieren, aber man muss auch mit seinem eigenen Programm vorankommen. Die Jungs an der Spitze verfolgen die anderen nicht, und auch wir machen unsere eigene Sache."

