Freie Reifenwahl: Pirelli auf "gutem Weg" zu einer Lösung

Nach anfänglicher Skepsis unterstützt Pirelli nun die Idee der freien Reifenwahl in der Formel 1 - Bei breiteren Reifen haben die Italiener noch Bedenken

(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 soll schneller und spektakulärer werden: Darüber waren sich die Mitglieder der Strategiegruppe bei ihrer Sitzung in der vergangenen Woche einig. "Wir wollen die Autos schwieriger zu fahren und fünf bis sechs Sekunden schneller machen. Außerdem sollen sie spektakulärer werden", fasst Red-Bull-Teamchef Christian Horner die Beratungen zusammen. "Wir wollen mehr Abtrieb haben und dass sich die Fahrzeuge mehr von den aktuellen GP2-Autos unterscheiden."

Titel-Bild zur News: Pirelli-Reifen

Zukünftig könnten die Teams selbst entscheiden, welche Mischung sie fahren Zoom

Wie notwendig dieser Schritt ist, wurde am Donnerstag beim ersten Trainingstag des Grand Prix von Monaco überdeutlich. Dort fuhr Arthur Pic im Freien Training der GP2 in 1:20.556 Minuten die schnellste Zeit. Damit hätte er sich im unmittelbar davor ausgetragenen ersten Freien Training der Formel 1 auf Position 14 eingereiht und sowohl die Force India als auch die Sauber hinter sich gelassen.

Die Formel 1 soll also schneller werden, die Autos für die Piloten nicht mehr so einfach beherrschbar sein. "Wie erreicht man das?", fragt sich nicht nur Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery. Der Brite weiß, dass auch sein Arbeitgeber hier einen Schlüssel in der Hand hält. "Ein breiterer Reifen würden sicherlich helfen", sagt er.

Radikale Änderungen: Pirelli vermisst Testmöglichkeiten

Ein anderer Weg zu einer schnelleren Formel 1 bestünde in der Erhöhung der Motorleistung - auch das steht zur Debatte. "Auch der Antriebsstrang wurde besprochen. Wir haben entschieden, die Durchflussmenge ein bisschen zu erhöhen", bestätigt Horner. "Auch der Lärm soll besser werden, lauter." Dagegen hätte auch Pirelli-Mann Hembery nichts einzuwenden. "Grundsätzlich hört sich das gut an, aber an der praktischen Umsetzung muss gearbeitet werden."

Der Blick auf den Kalender - und die eingeschränkten Testmöglichkeiten in der Formel 1 treiben Hembery allerdings einige Sorgenfalten auf die Stirn. "Uns als Reifenhersteller würde vor allem interessieren, wie man das testen kann. Die Testmöglichkeiten sind eingeschränkt", so der Brite. "Sollten sich die Autos grundlegend ändern, will man nicht erst im Winter in Jerez herausfinden, ob es funktioniert."

Ferrari Konzept Studie

Mit dieser spektakulären Studie hatte Ferrari für Furore gesorgt Zoom

Einem anderen Vorschlag steht Hembery nach anfänglicher Skepsis nun aufgeschlossen gegenüber: Der Möglichkeit, den Teams die Wahl der Reifenmischungen selbst zu überlassen. "Wir haben die Kommentare gehört und arbeiten gemeinsam mit der FIA an einer Lösung, die einerseits diese Anforderungen erfüllt, die andererseits aber auch die nötige Sicherheit bietet und den Sport damit um ein interessantes Element bereichert", so Hembery.

Alexander Wurz: Wer soll das bezahlen?

Diesen Vorschlag hatte Force India aufs Tapet gebracht. "Damit treffen die Teams wieder die Entscheidungen. Das sorgt für Vielfalt bei der Renntaktik", begründet der stellvertretende Teamchef Robert Fernley seine Forderung nach einem freien Griff ins Reifensortiment von Pirelli.

Diese war bei den Italienern zunächst nicht gut angekommen. Die Sorge: Die Teams würden dabei zu aggressiv vorgehen und Reifenmischungen wählen, die der jeweiligen Strecke nicht gerecht werden. Mittlerweile ist Hembery aber überzeugt, dass man hier eine Lösung finden werde.

"Ausgehend von den ersten Gesprächen sind wir auf einem guten Weg", sagt er - und erntet dafür Applaus von Force India: "Ich freue mich, dass Pirelli diese Idee aufgegriffen hat und an einer Lösung arbeitet, die ihnen Sicherheit und den Teams mehr Wahlmöglichkeiten liefert", so Fernley.

Für den Präsidenten der Formel-1-Fahrergewerkschaft Alexander Wurz kommt bei der Diskussion über die Zukunft der Formel 1 ein Punkt allerdings zu kurz. "Änderungen kosten immer einen Haufen Geld. Es geht nicht nur darum, wie man sich als Produkt präsentiert, sondern wie man es finanziert", so Wurz im 'ORF'. "Das ist ein Thema, das ich leider vermisst habe."