• 16.03.2009 11:27

  • von Roman Wittemeier

Frankreich: Grand Prix auf fruchtbarem Boden

Die neue Formel-1-Rennstrecke in Flins-sur-Seine soll in den Bereichen Design und Ökologie neue Maßstäbe setzen: Corkscrew in Frankreich

(Motorsport-Total.com) - Nachdem man sich in Frankreich für Flins-sur-Seine als neuen möglichen Formel-1-Gastgeber ab 2011 entschieden hat, werden die Planungen für die neue Strecke immer konkreter. Die "Grande Nation" setzt nicht auf den prominenten Streckenarchitekten Hermann Tilke, sondern vertraut auf die Ideen des heimischen Designers Jean-Michel Wilmotte. Dessen Unternehmen soll gemeinsam mit der britischen Apex-Gruppe die Umsetzung angehen.

Titel-Bild zur News: Magny-Cours

In Frankreich laufen die Planungen für eine neue Strecke auf Hochtouren

Die Planer stehen einer großen Herausforderung gegenüber, denn das Areal bei Flins-sur-Seine liegt innerhalb der Flutwiesen des berühmten französischen Flusses. Daher sind die Auflagen bezüglich der Drainage sehr hoch. Hinzu kommt, dass um das Gelände herum viele Obstplantagen beheimatet sind, man also vor allem auf Verschmutzung des Erdreichs und des Grundwassers achten muss. Doch die Probleme sind überschaubar: Immerhin haben es auch andere Unternehmen geschafft, sich dort anzusiedeln.#w1#

Wasser, Bäume, Deich und Rennstrecke

Die strukturschwache Region nordwestlich von Paris ist auf dem Vormarsch. Sowohl der Mineralölkonzern Elf, als auch Renault und die EADS-Gruppe haben sich am Rande der Seine niedergelassen. Für die wachsende Zahl an Industriebetrieben wurde ein neuer Containerhafen angelegt, auch die Bahnlinie zwischen Paris und der Normandie wurde noch einmal ausgebaut. Die Autobahn A13 liegt ohnehin ebenfalls im Tal der Seine.

Rein logisitisch hat man also gute Voraussetzungen. Doch mal will im Bereich Ökologie neue Maßstäbe setzen. Eine Studie bescheinigte dem möglichen Grand Prix einen jährlichen CO2-Ausstoß von etwa 1.000 Tonnen - allein durch die Anfahrt der Besucher. Diese Zahl möchte man deutlich reduzieren, indem eine neue Metro-Linie von Paris an die Strecke gelegt werden soll. Von vier verschiedenen Haltestellen in der Haupstadt sollen so stündlich bis zu 40.000 Menschen an die Strecke gelangen können.

RS Spyder, Penske Racing: Sascha Maassen, Ryan Briscoe

Die American Le-Mans-Series fährt gern durch die Corkscrew in Laguna Seca Zoom

Rund um die neue Rennpiste sollen weitläufige Aufforstungen für eine minimierte Lärmbelästigung sorgen. Tribünen, Boxengasse und weitere Gebäude sollen mit lokalen Materialien gestaltet werden und sich somit gut in die Landschaft einpassen. Auf dem Boxengebäude soll zum Beispiel ein großer Garten angelegt werden, der nicht nur den ökologischen Aspekt zur Show stellen, sondern auch VIP-Gästen angenehmen Schatten spendieren soll.

Corkscrew in Flins-sur-Seine

Zwar ist das Gelände für den Rennkurs sehr flach, doch könnten die umliegenden Deiche als Naturtribünen verwendet werden. Entlang der etwa ein Kilometer langen Start-Ziel-Geraden sollen rund 120.000 Menschen auf einer Haupttribüne Platz finden. Der Streckenverlauf soll angeblich sehr kompakt gestaltet werden, sodass die Zuschauer einen Überblick über möglichst viele Passagen bekommen können.

Leider kann man mit nur wenigen Bergauf- und Bergabstücken rechnen. Doch eine Stelle, wo das Gelände um etwa sechs Meter steil abfällt, wird offenbar für eine ganz besondere Passage verwendet. In Anlehnung an die berühmte Corkscrew in Laguna Seca will man an dieser Stelle ein enges Zick-Zack-Stück in die Tiefe bauen. In einem anderen Teil plant man eine schnelle Kurvenkombination ähnlich der Mutpassage Kurve acht in Istanbul.

Die Pläne für die neue französischen Grand-Prix-Strecke finden in Flins-sur-Seine fruchtbaren Boden. Aus der Bevölkerung gibt es zwar Vorbehalte zu hören, doch ein regelrechter Protest gegen den Bau scheint sich nicht zu formieren. Sowohl das französische Parlament als auch die örtliche Regionalverwaltung stehen hinter dem Projekt. Finanziert wird der rund 112 Millionen Euro teure Bau durch die Region Yvesline. Als strukturschwacher Raum darf man sogar auf Fördergelder aus einem EU-Topf hoffen.