Formel verrückt: Folgt Sieger Nummer acht?

Sieben Sieger in sieben Rennen - Die Formel 1 ist so ausgeglichen wie noch nie, aber dennoch glauben die Akteure, dass es bald Wiederholungstäter geben wird

(Motorsport-Total.com) - Die Serie ist in Kanada weitergegangen: Im siebten Rennen gab es den siebten Sieger. Mit Ausnahme von Überraschungsmann Pastor Maldonado (Williams) in Barcelona, gewannen aber Fahrer aus den Topteams. Lediglich für Ferrari-Pilot Felipe Massa wurde noch nicht die brasilianische Hymne gespielt. Wie geht es beim nächsten Rennen in Valencia weiter? Werden wir den achten Sieger im achten Rennen sehen? Möglich ist es, denn die Reifen spielen nach wie vor eine sehr große Rolle. Die Faustregel, wonach ein Auto, das in Barcelona schnell ist, überall stark ist, gilt nicht mehr unbedingt, denn dann müsste Williams der Konkurrenz um die Ohren fahren, aber weder Maldonado noch Bruno Senna kamen seither in Podestnähe.

Titel-Bild zur News: Start

Welcher Fahrer wird beim kommenden Rennen in Valencia gewinnen?

Die Teams und Fahrer sind der Meinung, dass sich langsam "Normalität" einstellen wird und wir in den nächsten Rennen Sieger sehen werden, die in diesem Jahr schon gewonnen haben. Bei den kommenden Grands Prix werden zum einen härtere Mischungen eingesetzt, zum anderen verstehen die Akteure das "schwarze Gold" immer besser. "Das war jetzt der siebte Sieger im siebten Rennen. Sehr viele weitere Sieger werden wir sicherlich nicht mehr sehen", meint Ferrari-Ass Fernando Alonso bei 'RTL.

"Wir hatten nun wirklich schon sehr viele unterschiedliche Sieger. Jetzt gibt es dann vielleicht eine gewisse Konstanz. Ich denke, in den kommenden Rennen sehen wir dann wieder die gleichen Sieger. Für die Gesamtwertung braucht man sicher mehr als einen Sieg", ist sich der Spanier sicher. Das glaubt auch Doppelweltmeister Sebastian Vettel und geht nicht davon aus, dass am Jahresende der Weltmeister nur einen Triumph auf dem Konto haben wird. "Nein, das glaube ich nicht", meint der Red-Bull-Pilot.

Während mit Alonso und Vettel als Rennsieger ohnehin zu rechnen war, so schaffte es Nico Rosberg in China zum ersten Mal als Erster über die Ziellinie. Seither wartet auch der Mercedes-Pilot auf die Wiederholung dieses Kunststücks. Trotzdem findet der Blondschopf die Abwechslung im Feld gut. "Es ist super-interessant. Es ist ein echtes drunter und drüber hier draußen."


Fotos: Großer Preis von Kanada, Sonntag


"Das ist doch toll", sieht es Rosberg gegenüber 'RTL' positiv. "Es ist auch eine große Chance für uns. Wir müssen schauen, dass wir die Reifen noch besser verstehen. Wir verstehen schon sehr, sehr viel und machen Riesenschritte. Das ist ein interessantes Thema - und in diesem Jahr der Schlüssel." Die Pirelli-Pneus sind in diesem Jahr der größte Faktor über Sieg oder Niederlage.

Dennis: "Reifen eine zu große Lotterie"

Manche sind damit nicht zufrieden. "Die Reifen sind für mich eine zu große Lotterie", sagt Ex-McLaren-Teamchef Ron Dennis gegenüber 'Sky Sports F1'. Speziell sein Team hat in der Vergangenheit schon oft der Formel 1 den Stempel aufgedrückt. Alleine im Jahr 1988 gewannen Ayrton Senna und Alain Prost 15 der 16 Rennen. Damals war jedem klar, dass beide McLaren in der ersten Startreihe stehen und den Sieg unter sich ausmachen würden.

Alles andere wäre eine Überraschung gewesen. Im Vergleich zu damals weiß McLaren heute nicht, wo sie beim nächsten Rennen genau stehen werden. "Die Wissenschaft besteht darin, die Reifen zu verstehen, aber das gelingt niemandem. Ich weiß nicht, ob diese mangelnde Konstanz an der Produktion liegt oder im Design des Reifens begründet ist", meint Dennis. "Aber wie gesagt, das ist für alle gleich, daher darf man sich nicht beschweren."

Lewis Hamilton

Nur McLaren und Red Bull haben bisher mit beiden Fahrern Rennen gewonnen Zoom

"Aber ich würde mir wünsche, dass die Reifen beim Ausgang des Rennen eine weniger große Rolle spielen würden. Wir haben ein wirklich starkes Auto gebaut, aber die Reifen lassen uns manchmal ziemlich alt aussehen. Bei den nächsten Rennen ist beabsichtigt, härtere Reifen einzusetzen. Dadurch wird der Einfluss der Reifen etwas geringer. Das ist besser für die Formel 1. All diese verschiedenen Rennsieger sind toll, das ist nicht verkehrt, das ist eine gute Show. In diesem Rennen haben die Reifen den anderen Fahrern weh getan, darüber bin ich nicht unglücklich."

Hamilton: "Es wird so weitergehen"

Als siebter Sieger im siebten Rennen trug sich Lewis Hamilton ein. Für ihn ist "dieses Durcheinander normal. Zumindest ist es normal für diese Saison. Das ist aber nur mein Gefühl. Ich kann da aber auch nur so raten wie ihr es tut. Meiner Meinung nach wird es in diesem Jahr aber so weitergehen. Wir versuchen nach wie vor, die Reifen völlig zu verstehen. Manchmal überhitzt man sie, manchmal bringt man sie nicht gut genug auf Temperatur."

"Wir verstehen nicht, weshalb ein Lotus oder ein Mercedes manchmal schneller ist als wir und weshalb wir manchmal schneller sind als sie. Das ist aber gerade das Tolle an der Formel 1", sieht auch er die aktuelle Situation positiv. "Für die Fans ist das klasse. Ich könnte mir denken, es waren wieder einige Überholmanöver zu sehen. Es wurde wieder kräftig durchgemischt. Sieben Sieger in sieben Rennen. Ich kann mich nicht an etwas Derartiges erinnern. Ich hoffe aber nicht, dass es noch mehr werden. Hoffentlich gibt es keinen achten Sieger. Hoffentlich können wir es bei sieben Siegern belassen."

Einer, der sich derzeit keine Hoffnungen auf einen Sieg machen kann ist Adrian Sutil. Seit der Deutsche kein Stammcockpit hat, analysiert er das Geschehen. "War anzunehmen, dass wieder ein Neuer gewinnt, und so war es auch. Es bleibt weiterhin interessant. Aber natürlich wird es jetzt immer schwieriger, einen neuen Sieger zu finden."

Kamui Kobayashi, Sergio Perez, Peter Sauber (Teamchef)

Wird Sauber in diesem Jahr auch einmal "P1" auf dem Schild stehen haben? Zoom

"Mal schauen, wie weit es noch geht", meint Sutil bei 'Sky' und hat eine Vermutung: "Vielleicht der eine oder andere noch: Kimi Räikkönen steht auf der Liste derer, die mal gewinnen können, aber auch ein Sauber. Die haben meiner Meinung nach ein extrem schnelles Auto und können wirklich um den Sieg mitfahren. Bei denen ist das Qualifying noch das Problem, sie starten ein bisschen zu weit hinten. Aber wenn sie das Qualifying hinkriegen, ist das auch ein Kandidat, mal ein Rennen zu gewinnen."

Konstanz wird die WM entscheiden

In der WM hat sich Hamilton nun an die Spitze gesetzt und führt zwei Punkte vor Alonso und drei vor Vettel. Theoretisch könnte beim nächsten Rennen auch Mark Webber oder Nico Rosberg die WM-Spitze übernehmen, denn sie liegen weniger als 25 Zähler zurück. Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali rechnet aber eher mit einem Dreikampf Alonso/Hamilton/Vettel. Sutil hält es aber für möglich, dass noch mehr Fahrer eingreifen könnten.

"Die ersten Fünf haben alle gute Chancen um die WM zu fahren. Sechs, sieben ist auch noch möglich. Toll, dass jedes Rennen ein anderer vorne ist, der die WM anführt. Es bleibt einfach spannend und ist die spannendste Saison, die die Formel 1 seit langem gesehen hat. Deswegen wird es sehr interessant, wie es weitergeht."

"In diesem Jahr geht es nur um Konstanz." Lewis Hamilton

Der Blick auf die WM-Tabelle zeigt, dass die Konstanz ein entscheidender Faktor ist. Hamilton und Alonso haben in jedem Rennen gepunktet und liegen auch deshalb auf den Plätzen eins und zwei. "Ich werde meine Herangehensweise ganz sicher nicht verändern. Ich denke, bislang läuft es ziemlich gut", meint Hamilton. "Ich musste in Kanada wahrscheinlich ein bisschen mehr ans Limit gehen, um diese beiden Jungs an der Spitze (Alonso und Vettel; Anm. d. Red.) noch abzufangen."

"Vielleicht war da mehr Risiko im Spiel als in der Vergangenheit. In diesem Jahr geht es nur um Konstanz. Ich denke zumindest, dass es nur um Konstanz geht. Es ist unglaublich, wie eng es zugeht. Wir haben einen Sieg und 25 Punkte geholt, doch mein Vorsprung beträgt gerade einmal zwei Zähler. Es ist wirklich unheimlich eng. Ich denke, so wird es auch bis zum Jahresende bleiben. Das zeigt nochmals, wie wichtig die Konstanz ist."