• 02.04.2020 11:13

  • von Stefan Ehlen, Co-Autoren: Giorgio Piola, Matthew Somerfield

Formel-1-Technik: Ferrari-PAS auf den Spuren von Mercedes-DAS

Die zweiaxiale Lenkung von Mercedes (DAS) ist nicht einmalig in der Formel 1: Auch Ferrari arbeitet mit einem speziellen Lenksystem - schon seit 2019

(Motorsport-Total.com) - DAS war die große Überraschung bei den Wintertests der Formel 1 in Barcelona. Doch nicht alle Teams traf die zweiaxiale Lenkung von Mercedes völlig unvorbereitet. Ferrari etwa hatte zu diesem Zeitpunkt bereits eine Lenkungsvariante eingesetzt, die einige Vorteile von DAS vorwegnahm. Das haben neue Recherchen ergeben.

Titel-Bild zur News: Ferrari-Lenkung PAS

Abgekuckt: Ferrari hat sich bei PAS von Mercedes inspirieren lassen ... Zoom

Was Ferrari bereits 2019 entwickelt hatte, wird von Experten als "Power Assisted Steering" bezeichnet, oder kurz: PAS. Dabei handelt es sich um ein weniger komplexes System als DAS, gewissermaßen um eine Vorstufe davon.

Eingeführt wurde PAS allerdings nicht von Ferrari, sondern wiederum von Mercedes. Die Silberpfeile hatten die Vorrichtung bereits von Saisonbeginn 2019 an im Auto.

Mercedes auch bei PAS führend

Im Mercedes W10 von 2019 hatte Mercedes die Servolenkung mit einer speziellen Zahnstangen-Vorrichtung kombiniert, sodass unterschiedliche Ackermann-Winkel beim Einlenken möglich waren. Das bedeutet: Ein Rad konnte unabhängig vom anderen gelenkt werden.

Rückblickend lässt sich in der Tat festhalten: Der Mercedes W10 schien besonders in langsamen Kurven sehr agil und reaktionsfreudig zu sein, vor allem im Vergleich zum Vorgängermodell W09. Das ging klarerweise auf das neue Lenkungssystem zurück.

Die Vorteile: Das Auto wurde wesentlich agiler, hielt aber auch die Reifen besser im optimalen Arbeitsfenster. Der Verschleiß war deshalb geringer, die Leistung besser.

Ferrari reagiert auf Mercedes-PAS

Und jetzt kommt Ferrari ins Spiel: Das italienische Traditionsteam hat frühzeitig erkannt, was Mercedes gebaut hatte - und entwickelte sofort eine eigene Lösung. Ab dem Frankreich-Grand-Prix in Le Castellet, dem achten Rennen des Jahres, setzte auch Ferrari eine PAS-Konstruktion ein.

Eine solche PAS-Lenkung ist größer, schwerer und insgesamt komplexer als eine herkömmliche Lenkung. Das heißt, die Vorteile müssen größer sein als alle eventuellen Nachteile.


Formel-1-Technik: Die Ferrari-Lenkung PAS

Ferrari hat bei Mercedes abgekuckt und schon 2019 einen DAS-Vorläufer entwickelt: das sogenannte Power Assisted Steering (PAS)! Weitere Formel-1-Videos

Interessant ist PAS auch aus aerodynamischer Sicht und je nach Kurvenprofil. Denn je nach dem, wie ein Rad im Wind steht, ändern sich auch die Luftverwirbelungen, die es erzeugt. Lässt sich die Positionierung des Rades also optimieren, kann dies einen Zugewinn an Abtrieb bedeuten.

Zwei Ferrari-Teams setzen auf PAS

Mit der Entwicklung von PAS in der Saison 2019 fällt es dann leicht, die zweiaxiale Lenkung DAS als logische Weiterführung des Konzepts zu betrachten. Denn DAS erlaubt es dem Fahrer, die Räder für die Geraden neu auszurichten. Damit lässt sich ein erhöhter Reifenverschleiß bei aggressiven Ackermann-Winkeln bei der Kurvenfahrt vermeiden.

Dass Ferrari mit seiner eigenen PAS-Entwicklung zufrieden ist, zeigt sich übrigens auch darin, dass Kundenteam Haas die Lösung für seinen aktuellen VF-20 übernommen hat.

Ferrari selbst verwendet PAS im eigenen SF1000. Aus der Riege der Teams mit Ferrari-Antrieb verzichtet nur Alfa Romeo auf diese spezielle Lenkungsvariante.

So oder so: DAS wird schon nach 2020 Geschichte sein: Der Automobil-Weltverband FIA hat die zweiaxiale Lenkung für 2021 verboten, damit kein kostspieliges Wettrüsten entsteht. Mercedes muss seine innovative Lenkung also nächstes Jahr wieder ausbauen.

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