Formel-1-Kalender unter der Lupe: Was wird 2024 wirklich besser?

Die Formel 1 macht beim Kalender 2024 Fortschritte, löst aber nicht alle Probleme - Noch immer gibt es mehrere Triple-Header und nicht überall wurde regionalisiert

(Motorsport-Total.com) - Der Formel-1-Kalender für 2024 bietet einen ersten Einblick in die Bemühungen, die Welttournee der Königsklasse nachhaltiger zu gestalten. Aber der Rekordkalender mit 24 Rennen ist noch weit vom Ideal eines "perfekten Kalenders" entfernt.

Titel-Bild zur News: Ein Flugzeug über der Formel-1-Rennstrecke von Bahrain

Die Formel 1 wird auch 2024 wieder auf viele lange Reisen angewiesen sein Zoom

Mit der Rückkehr Chinas in den Rennkalender nach jahrelangen COVID-bedingten Verzögerungen hat die Formel 1 endlich ihren Rekord-Kalander mit 24 Rennen erreicht, dem Maximum, das derzeit gemäß den kommerziellen Vereinbarungen von Formel 1 und FIA zulässig ist.

Der Kalender für 2024 enthält dieselben 24 Rennen wie der ursprüngliche Plan für 2023, wurde jedoch an mehreren Stellen überarbeitet, um den Kalender durch die Zusammenfassung regionaler Rennen nachhaltiger zu gestalten.

"Wir arbeiten daran, den Kalender zu regionalisieren", sagte der ehemalige Formel-1-Sportdirektor Steve Nielsen, der inzwischen zur FIA gewechselt ist, im Dezember letzten Jahres. "Wir haben einen zukünftigen Kalender. Ich werde Ihnen nicht sagen, ab welchem Jahr, aber wir haben eine Art perfekten Kalender für die Zukunft in einigen Jahren."

"Wir arbeiten jedes Jahr schrittweise daran, indem wir ein Rennen hier oder dort um eine Woche verschieben. Es gibt also eine Strategie, um von unserem jetzigen Stand, mit dem wir nicht zufrieden sind, in ein paar Jahren zu einem viel besseren Zustand zu gelangen. Aber es ist ein schrittweiser Prozess", so Nielsen.

Formel 1 will ab 2030 CO2-neutral sein

Zwar wurden eindeutig Anstrengungen unternommen, um den Kalender logischer zu gestalten. Doch ein Blick auf den Plan für 2024 zeigt auch, dass - wie Nielsen andeutete - das Ziel der Formel 1, einen "perfekten Kalender" zu entwickeln, noch nicht erreicht ist.

In einer idealen Welt werden Rennen aufgrund der geografischen Nähe oder zumindest aufgrund einer logischen Flugverbindung als Back-to-back-Rennen miteinander verbunden.

Das bedeutet, dass Teammitglieder und andere Personen im Fahrerlager nur eine Langstreckenreise für jeweils zwei Überseerennen unternehmen müssen, da sie in Asien oder Amerika bleiben können, anstatt nach jedem Wochenende zurück zu fliegen.


Fotostrecke: Die Veränderungen im Formel-1-Kalender der vergangenen Jahre

Am anderen Ende des Spektrums stehen die gefürchteten Triple-Header, von denen es im Kalender 2023 ursprünglich zwei gab, darunter ein dreiwöchiger, zermürbender Trip nach Austin, Mexiko und Sao Paulo, was bedeutet, dass die Teams drei Wochenenden lang weder die Fabrik noch, was noch wichtiger ist, ihre Liebsten sehen.

Zusätzlich zu den menschlichen Kosten gibt es auch Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit, da alle eingesparten Flugmeilen der Boeing-777-Frachtflugzeuge einen wertvollen Beitrag zum Ziel der Formel 1 leisten, ab 2030 eine CO2-neutrale Zukunft zu haben.

Eine gute Möglichkeit, um zu überprüfen, ob die Formel 1 für 2024 einen nachhaltigeren Kalender erreicht hat, ist der Vergleich der Kilometer, die die Teammitglieder zurücklegen müssten, wenn sie zu jedem Rennen reisen würden.

Formel 1 spart 2024 nur rund sieben Prozent

Wir haben die Entfernungen zwischen den einzelnen Rennen addiert, wobei wir davon ausgegangen sind, dass die meisten Mitarbeiter von London aus fliegen, nach einzelnen Wochenenden nach Hause zurückkehren und im Falle von Back-to-back-Rennen und Triple-Headern direkt zum nächsten Rennen reisen.

Das Ergebnis für den Kalender 2023, in dem die gestrichenen Rennen in China und Imola enthalten sind, um einen faireren Vergleich zu ermöglichen, beläuft sich auf unglaubliche 208.075 Kilometer, das heißt fast fünf komplette Weltumrundungen.

Das Resultat basiert dabei auf konservativen Berechnungen, bei denen nur Direktflüge zum nächstgelegenen Flughafen berücksichtigt wurden, was eine ziemliche Utopie ist.


McLaren-Sensation: So gut ist das Update!

Daten lügen nicht Weitere Formel-1-Videos

Wenn man die Berechnungen für 2024 anstellt, sieht das Ergebnis mit 194.455 Kilometern nicht viel besser aus. Warum also nimmt die zurückgelegte Strecke nur um rund sieben Prozent ab?

Im Nahen Osten hat sich die Formel 1 für das nächste Jahr verbessert: Bahrain und Saudi-Arabien, die 2023 noch getrennt waren, werden nun wieder als Back-to-back-Rennen ausgetragen. Aufgrund des Ramadan 2024 finden die Rennen in beiden Ländern am Samstagabend statt.

Dies ermöglicht es den Teams, zu Beginn der Saison im Nahen Osten zu bleiben, wobei die Vorsaisontests vor dem Großen Preis von Bahrain am selben Ort stattfinden, was de facto zu einem ersten Triple-Header führt.

Zu viele Einzelrennen außerhalb Europas

Doch dann wachsen die Probleme schnell. Australien ist wieder ein Einzelrennen, was bedeutet, dass die Teams eine 34.000 Kilometer lange Hin- und Rückreise auf sich nehmen müssen, um dann zum Großen Preis von Japan nach Asien zurückzukehren, der von seinem traditionellen Herbsttermin vorverlegt wurde und im April als Einzelrennen stattfindet.

Die gute Nachricht ist, dass das beliebte Rennen in Suzuka damit aus der Taifun-Saison kommt. Die schlechte Nachricht ist, dass vor der Rückkehr nach China eine weitere einwöchige Lücke entsteht, was bedeutet, dass die Formel 1 die beiden Rennen in Asien zusammengelegt hat, ohne ihre Nähe wirklich zu nutzen.

Die Rennen in Miami und Kanada sind ebenfalls eigenständige Events, weil sie durch die ersten europäischen Rennen in Imola und Monaco unterbrochen werden, wobei Montreal wegen des kühlen Wetters Anfang Mai lieber an seinem Juni-Termin festhält.


Perez oder de Vries: Wem stutzt Red Bull die Flügel?

Diese Woche im Formel-1-Podcast "Starting Grid": Was plant Red Bull mit Sergio Perez und Nyck de Vries. Weitere Formel-1-Videos

Mit Spanien, Österreich und Großbritannien folgt dann der erste Grand-Prix-Triple-Header der Saison, gefolgt von logischeren Back-to-back-Rennen in Ungarn und Belgien zum Abschluss der ersten Saisonhälfte.

Der zweite Teil der Saison beginnt mit Back-to-back-Rennen in Zandvoort und Monza, was im Vergleich zu 2023 unverändert bleibt. Aserbaidschan und Singapur danach sind nicht die schlechteste Kombination, da Baku vernünftige Verbindungen in den Osten bietet.

Aber nach einer dreiwöchigen Pause im Oktober bleibt der gefürchtete Triple-Header Austin-Mexiko-Brasilien. Danach bekommen die Teams eine zweiwöchige Pause, um sich zu erholen - bis wieder ein Triple-Header ansteht. Die Rekordsaison endet mit Las Vegas, Katar und schließlich Abu Dhabi am 8. Dezember.

Formel 1 sind teilweise die Hände gebunden

Bei der Enthüllung des Kalenders am Mittwoch räumte die Formel 1 ein, dass der Kalender aufgrund vertraglicher Verpflichtungen und wetterbedingter Bedenken nicht über Nacht verbessert werden kann.

"Die Formel 1 hat ihre Absicht deutlich gemacht, den Kalender stärker zu regionalisieren, um den logistischen Aufwand zu verringern und die Saison nachhaltiger zu gestalten", heißt es in der Ankündigung.

"Durch die Verlegung von Japan in den April, Aserbaidschan in den September und die Zusammenlegung von Katar und Abu Dhabi schafft dieser Kalender einen besseren Fluss von Rennen in bestimmten Regionen."

"Diese Arbeit wird fortgesetzt, wobei wir realistisch sind, dass es als Weltmeisterschaft mit klimatischen und vertraglichen Beschränkungen immer Reisen geben wird, die nicht vollständig regionalisiert werden können."

Formel-1-Boss Stefano Domenicali fügte hinzu: "Unsere Reise zu einem nachhaltigeren Kalender wird in den kommenden Jahren weitergehen, da wir die Abläufe als Teil unserer Verpflichtung zu 'Net Zero 2030' weiter verbessern."

Mit den fünf eigenständigen Überseerennen des Jahres 2024 und den drei aufreibenden Triple-Headern ist klar, dass die Formel 1 noch einen langen Weg vor sich hat.