• 25.09.2007 15:03

  • von Fabian Hust

Ferrari und die Reise ins Unbekannte

Ferrari-Chefingenieur Luca Baldisserri verrät, wie sich das Ferrari-Team auf den unbekannten Kurs von Fuji vorbereitet hat

(Motorsport-Total.com) - Es gibt nur eine Hand voll Leute im Fahrerlager, die bereits auf dem Fuji Speedway waren, als die Formel 1 dort zum letzten Mal im Oktober 1976 Halt machte. Seitdem hat der Kurs am Fuße des Mount Fuji eine umfangreiche Umgestaltung erfahren, die vom bekannten Rennstrecken-Architekten Hermann Tilke durchgeführt wurde. Aus diesem Grund ist der diesjährige Große Preis von Japan für alle eine Reise ins Unbekannte.

Titel-Bild zur News: Jean Todt und Luca Baldisserri

Jean Todt und Luca Baldisserri: Ferrari reist ins Unbekannte...

Bei einer Strecke, die regelmäßig verwendet wird, reisen die Ingenieure mit Computern voller Daten über die Strecke an den Kurs, aber im Fall von Fuji wird das Leben an diesem Wochenende etwas anders sein: "Den ersten Schritt bei der Vorbereitung auf diese Veranstaltung machten wir, als wir die kompletten und detaillierten Karten der Strecke erhielten, um zu wissen, wo sich die Kurven befinden, welche Radien die Kurven haben und wie sich die Steigung von der einen zur anderen Kurve verändert", so Chefingenieur Luca Baldisserri.#w1#

"Anhand dieser Informationen erhält man eine Vorahnung, wie die Flugbahn aussehen wird, die die Fahrer einschlagen werden. Mit anderen Worten, die Linie, die der Fahrer verwenden kann, um die Rundenzeit zu optimieren", erklärt der Italiener weiter.

"Die Karte der Strecke und diese Ideallinie werden dann in unseren Simulator programmiert, um es uns zu erlauben, die Rundenzeit irgendeiner bestimmten Strecke zu berechnen. In dieses Bild bauen wir die relativ limitierten Informationen ein, die wir in Bezug auf das Haftungsniveau des Asphalts erhalten können, vergleichen diesen mit anderen ähnlichen Strecken, so dass wir eine erste Bewertung im Hinblick auf die Haftung durchführen können."

Im nächsten Schritt bemüht man sich, die Abtriebs-Level zu prognostizieren, und schaut sich verschiedene Setups für das Auto an: "Wenn man erst einmal über diese Informationen verfügt, dann lässt man ein normales Simulationsprogramm laufen, um die Abtriebs-Level zu optimieren und erste Bewertungen durchzuführen, wie das optimale Setup aussehen könnte."

"Wir verlassen uns nicht alleine auf unsere Simulation, da wir auch jene Informationen bei unseren Daten berücksichtigen, die wir durch das Studium von Videos aus anderen Kategorien des Rennsports gezogen haben, die in Fuji stattgefunden haben. Dies hilft uns dabei, ein generelleres Bild der Strecke zu erhalten und wie die Ideallinie rund um die Strecke aussieht."

"Wenn wir ein so ausführliches Bild wie möglich in unserem Simulator aufgebaut haben, dann verwenden ihn die Fahrer, um sich so gut wie möglich mit der neuen Strecke vertraut zu machen. Zu diesem Zeitpunkt können wir mit ihnen auch die ersten Schritte in Bezug auf verschiedene Setup-Optionen versuchen, die wir am Freitag während des Rennwochenendes verwenden werden."

Das gesamte Gebiet der Simulation, das es den Fahrern erlaubt, die Charakteristiken neuer Strecken kennen zu lernen und herauszufinden, wie eine Strecke verläuft, ist im technischen Portfolio des Teams eine relative Neuerung: "Wir müssen unser Level der Entwicklung am Simulator noch verbessern, da dieser Ausrüstungstyp immer weitere Fortschritte macht", gibt Baldisserri zu. "Er kommt der Realität ziemlich nahe, ist jedoch noch nicht identisch. Um es jedoch den Fahrern zu erlauben, sich mit einer Strecke vertraut zu machen, und um eine erste Vorstellung vom ersten Setup zu bekommen, ist das nützlich."

Als japanisches Unternehmen verfügt Reifenpartner Bridgestone natürlich über Erfahrung auf der Rennstrecke von Fuji und verfügt über Daten: "Bevor man jedoch dort tatsächlich mit einem Formel-1-Auto fährt, ist es schwierig, andere Daten hochzurechnen und sie auf die Formel 1 anzuwenden."

"Diese Situation wird jedoch für alle dieselbe sein. Ihr Wissen über den Kurs hat jedoch zu ihrer Reifenwahl geführt, uns werden an diesem Wochenende die Reifentypen medium und soft zur Verfügung stehen."

"Alle Teams bekommen es mit der gleichen Grauzone zu tun, da sie nicht wissen, welche Auswirkungen irgendwelche Unebenheiten im Asphalt haben werden, wie die Randsteine zu überfahren sind, und so weiter."

"Der Fuji-Kurs liegt höher als viele andere Rennstrecken, aber nicht beträchtlich, auch wenn dies zu einem leichten Verlust an Motorleistung führen wird. Aber auch dies ist für alle gleich. Das Wetter könnte schwierig vorherzusagen sein. Wir haben das Wetter in diesem Gebiet über die letzten paar Jahre hinweg analysiert, und der Schluss, den wir generell ziehen können, ist, dass es etwas schlechter ist als in Suzuka."

Die Tatsache, dass man auf einer neuen Strecke fahren wird, sorgt dafür, dass auch das Programm des Teams am Freitag etwas modifiziert werden wird: "Da es ein neuer Kurs ist, wird dies eine andere Herangehensweise in Bezug auf die Art und Weise, wie wir die Trainingseinheiten am Freitag eingehen, erfordern."

"Wir werden alle Elemente überprüfen müssen, von denen man normalerweise über historisches Wissen verfügt. Wir werden versuchen, in Fuji am Freitag all diese Informationen zu sammeln: solche Dinge wie die Zeit, die wir bei einem Boxenstopp verlieren, wenn wir in die Boxengasse fahren, die Abnutzung beider Reifen-Typen und den Einfluss der Benzinmenge auf die Rundenzeit."