Ferrari hofft auf Zusammenarbeit mit Todt
Luca di Montezemolo hofft in der Post-Mosley-Ära auf einen konstruktiveren Dialog zwischen den Teams und dem Automobilweltverband FIA
(Motorsport-Total.com) - Abgesehen von den handfesten Überraschungen auf der Rennstrecke war die Formel-1-Saison 2009 durch die vielen politischen Querelen geprägt. In Monte Carlo zeichnete sich bei mehreren Krisensitzungen eine Annäherung zwischen der FIA, dem Inhaber der kommerziellen Rechte und den Teams ab, doch die Harmonie war nur von kurzer Dauer, sodass in Silverstone eine "Piratenserie" ausgerufen wurde.

© Ferrari
Luca di Montezemolo hofft auf einen konstruktiven Dialog mit der FIA
Ferrari hatte bereits zuvor per Vorstandsbeschluss entschieden, im Notfall sogar aus der Formel 1 auszusteigen. Als Präsident der Teamvereinigung FOTA war Luca di Montezemolo einer der erbittertsten Gegner von FIA-Präsident Max Mosley, doch seit der Einigung auf ein neues Concorde-Agreement ist das Schnee von gestern. Nun wünscht sich der Ferrari-Präsident eine gute Zusammenarbeit mit der FIA, die bekanntlich von Ex-Ferrari-Teamchef Jean Todt geleitet wird.#w1#
Drei Ziele für eine bessere Zukunft
"Ich hoffe wirklich, dass es eine bessere Zusammenarbeit geben wird", so Montezemolo heute im Rahmen der Präsentation des neuen Ferrari F10 in Maranello. "Für mich gibt es drei Ziele. Erstens: Die Formel 1 muss der Vorreiter für innovative Technologien bleiben. Wir sind in der Formel 1, damit wir die Avantgarde-Technologie auf unsere Serienautos übertragen können, denn unsere Serienautos sind State of the Art."
Vor allem möchte er trotz des freiwilligen Verzichts auf die Hybridtechnologie KERS den Bereich Umweltschutz forciert wissen: "Ich wünsche mir Technologien, die auf geringere Umweltverschmutzung und geringeren Benzinverbrauch abzielen. Die Welt verändert sich. Das wird in Zusammenarbeit mit der FIA passieren, da bin ich mir sicher. Und die wenigen Hersteller, die noch da sind, sehen das bestimmt genauso", gibt der Italiener zu Protokoll.
"Zweitens: Wir müssen die Glaubwürdigkeit der Formel 1 herstellen", fordert er. "Die Kosten sind hoch, aber wir müssen aufpassen, denn manchmal sparen wir in einem Bereich Geld und geben es dafür in einem anderen wieder aus. Die Glaubwürdigkeit ist wichtig. Zum Beispiel dürfen die Fahrer nicht am 1. November aus dem Auto steigen und dann erst im Februar wieder testen. Wir brauchen glaubwürdige Regeln."
Und drittens: "Wir brauchen Gerechtigkeit. Es ist Aufgabe der FIA, die Sicherheit zu gewährleisten, was geschehen ist, aber sie muss auch dafür sorgen, dass für alle die gleichen Regeln gelten. Es darf keine Graubereiche mehr geben, wie wir das 2009 erlebt haben. Dafür brauchen wir einen unabhängigen Sportgerichtshof, der unabhängige Entscheidungen trifft. Ich glaube, dass die FIA die gleichen Ziele hat wie wir. Wenn das der Fall ist, wird Ferrari eng mit der FIA zusammenarbeiten."
Zweifel an den neuen Teams
Montezemolo ist davon überzeugt, dass Honda, BMW und Toyota noch dabei wären, wenn die FIA diese drei Ziele von Anfang an verfolgt hätte: "Ich bedaure, dass einige Hersteller ausgestiegen sind", unterstreicht er und hält fest: "Die Glaubwürdigkeit der Formel 1 hat 2009 gelitten. Dafür zahlen wir jetzt den Preis. Ich weiß heute nicht, wie viele Teams in Bahrain am Start und wie viele von ihnen konkurrenzfähig sein werden. Da müssen wir uns auf die FIA verlassen."
"Ferrari", erzählt er weiter, "ist seit 61 Jahren der einzige Hersteller, der immer in der Formel 1 dabei war. Wir bauen alles selbst: Chassis, Motor, Getriebe. Wir haben nie etwas von einem anderen Hersteller gekauft." Das ist freilich nicht ganz richtig, denn als Ferrari Anfang der 1990er-Jahre in einer sportlichen Krise steckte, fädelten der damalige Berater Niki Lauda und Gerhard Berger den Ankauf von Honda-Know-how ein. Entwickelt und produziert wurde aber weiterhin in Maranello.
Was die 2010er-Regeln angeht, sei es "wichtig" gewesen, "ein Zeichen zu setzen und Neuerungen einzuführen", meint Montezemolo. "Ich finde das Nachtankverbot gut, denn so werden die Rennen wieder glaubwürdig. Die, die am schnellsten sind, werden gewinnen. Außerdem war das Betanken gefährlich und wegen der Transportkosten für das Equipment teuer. Auch die Reifenentscheidung finde ich gut, denn das macht die Rennen interessanter. Aber es ist noch viel zu tun."

