Fernandes: "Wir liegen vor unserem Zeitplan"
Lotus-Teamchef Tony Fernandes über die Motivation seines Rennstalls, die Formel 1 als Business-Plattform und die Ziele für die Debütsaison
(Motorsport-Total.com) - Seit September ist Lotus wieder in aller Munde: Tony Fernandes und Mike Gascoyne stehen kurz davor, einen der berühmtesten Namen in der Geschichte des Motorsports wieder zurück ins Rampenlicht zu holen. Der neue Lotus-Rennstall will sich den Glanz des Namens zunutze machen, möchte aber in erster Linie durch eigene Leistungen überzeugen. Und das schon in der Debütsaison.

© Lotus F1
Bei Lotus ist man sich der Dimension des sportlichen Erbes sehr wohl bewusst
Dieser Aufgabe hat sich Teamchef Fernandes voll und ganz verschrieben. Am Rande des Motor Sport Business Forums in Monte Carlo bekräftigt er nochmals seine große Motivation, in der Formel 1 langfristig erfolgreich zu sein: "Wir sehen Möglichkeiten. Die Dinge gehen in die richtige Richtung. Die Kosten werden sinken und ich halte die Formel 1 für einen phänomenal erfolgreichen Sport."#w1#
"Es gibt viele Wege, wie man diese Geschichte zu einem richtig guten Business machen kann", sagt Fernandes. "Und obendrein ist das ein prima Business für andere Geschäfte, um auf diese Plattform aufzubauen. Das sind die Gründe, weshalb wir dabei sein wollen", erklärt der 45-jährige Malaysier, dessen Team in der kommenden Saison mit einem Budget von 60 Millionen Euro operieren wird.
"Unter den neuen Teams sind wir der jüngste Neuzugang, denn das Sauber-Team ist zwar ebenfalls neu, kann aber schon auf eine komplette Infrastruktur zurückgreifen. Wir mussten alles von Grund auf neu erschaffen. Dabei sind wir auch gewisse Risiken eingegangen", so Fernandes. "Verschiedene Leute und ich haben schon in dieses Auto investiert, als wir noch nicht einmal einen Startplatz hatten."
Nationalteams als neuer Formel-1-Trend?
Dieses Risiko hat sich offenbar bezahlt gemacht: "Es hat geklappt und wir sind zuversichtlich. Wir liegen sogar eine Woche vor unserem eigenen Zeitplan", meint Fernandes. Auch in anderen Punkten will der malaysische Unternehmer zum Vorreiter werden - zum Beispiel in Bezug auf sein Teamkonzept: "Wir halten es für wichtig, dass der Sport tatsächlich global ist", sagt Fernandes.
"Die Formel 1 braucht Teams außerhalb von Europa. Eine eigene Strecke zu haben ist eine Sache, aber ein Team am Start zu haben, das eine lokale Verbindung unterhält, wird noch deutlich mehr für Aufregung sorgen", glaubt der Malaysier. "Hoffentlich sind wir und US F1 nur die Pioniere von vielen weiteren Nationalmannschaften. Für die Formel 1 wäre das in meinen Augen ein großer Fortschritt."
Änderungsbedarf sieht Fernandes auch in Bezug auf das traditionelle Sponsoring: "Ich bin nicht so sicher, ob das traditionelle Aufkleben des Namens auf das Fahrzeug für Werbezwecke noch ausreicht, um voranzukommen", erklärt der 45-Jährige. "Ich denke, die Formel-1-Teams sollten sich nach anderen Einnahmequellen umsehen. Wir haben für die nächsten drei bis vier Jahre sehr viele Ideen."
AirAsia will Virgin davonfliegen
Eine davon ist freilich, sich den klangvollen Namen von Lotus zunutze zu machen, doch Fernandes gibt sich diesbezüglich sehr respektvoll: "Ich denke nicht, dass wir das Lotus-Erbe für uns beanspruchen dürfen. Wir bemühen uns sehr darum, das Prestige nicht zu zerstören. Wir haben Ratgeber, die sich um den Schutz dessen kümmern, was Colin Chapman und Lotus erschaffen haben."
"Was wir aber tun werden, ist, dieses Erbe zu feiern, es zu ehren und damit zu arbeiten", kündigt Fernandes an. In einem zweiten Schritt will man zumindest die Konkurrenz aus dem Fluglinien-Geschäft hinter sich halten: "Für mich wäre wichtig, vor Richard Branson zu liegen", so Fernandes, Gründer der malaysischen Airline AirAsia und Konkurrent von Bransons Virgin-Fluglinie.
"Ich würde ihn gerne hinter mir sehen", sagt Fernandes. "Das wäre eine schöne Sache" - mehr aber auch nicht, denn das Lotus-Team hat sich für seine erste Saison in der Formel 1 ohnehin ein viel größeres Ziel gesetzt: "Es wäre klasse, das beste der neuen Teams zu sein und jedes Rennen zu beenden", gibt Fernandes abschließend zu Protokoll. Ob das klappt, zeigt sich ab März 2010.

