• 26.02.2010 09:26

  • von Dieter Rencken

Fauzy: "Wir haben großes Potenzial"

Lotus-Testpilot Fairuz Fauzy über die Fortschritte mit dem T127, die Probleme mit den Reifen und die Erwartungen an die Technikabteilung

(Motorsport-Total.com) - Die letzte Testwoche vor dem Start in die neue Formel-1-Saison wird von den Teams für intensive Probeläufe genutzt. Erste Updates kommen an die neuen Boliden, man simuliert Qualifying und Rennen. Die Testfahrten in Barcelona stellen gleichzeitig die letzte Chance für Ersatzpiloten dar, noch einmal ins Cockpit zu klettern. Die meisten Ersatzleute werden anschließend fast nur noch im Simulator fahren dürfen. Lotus-Pilot Fairuz Fauzy berichtete den Medien am Abend von seinen jüngsten Eindrücken.

Titel-Bild zur News: Fairuz Fauzy

Fairuz Fauzy absolvierte am Donnerstag einen weiteren Testtag für Lotus

Frage: "Fairuz, du durftest den Shakedown in Silverstone fahren und später kurz in Jerez. Wie war es, hier nun in Barcelona viel zu fahren?"
Fauzy: "Das war mein erster richtiger Test. Endlich hat auch die Servolenkung funktioniert. Natürlich ist es auch ganz besonders, hier in Barcelona fahren zu dürfen. Die Strecke ist ziemlich schwierig und anspruchsvoll für uns Fahrer. Am Anfang hatte ich etwas Probleme, ich konnte keine guten Rundenzeiten erzielen, denn das Auto war schwierig zu fahren."#w1#

"Wir haben im Tagesverlauf allerdings ein paar Änderungen vorgenommen und dabei große Fortschritte gemacht. Das Auto wird konstant immer besser, manchmal fehlt uns allerdings die Zeit. Es gibt noch reichlich Potenzial im Auto, wir werden also noch weiter zulegen können. Das ist ganz sicher. Wir waren am Nachmittag auf einem guten Weg, wurden dann aber von der roten Flagge gebremst. Beim nächsten Run hätten wir noch weiter zugelegt."

Attacke mit der Servolenkung

Frage: "Wie groß war die Hilfe durch die Servolenkung?"
Fauzy: "Man kann das Auto jetzt fast mit einer Hand fahren. Ohne Servolenkung ist es einfach nur schwergängig, allein schon wegen des enormen Abtriebs. Du kannst dann kein richtiges Gefühl aufbauen und entsprechend auch nicht richtig Druck machen. Mit Servolenkung kannst du in den Kurven wirklich angreifen, kannst Vollgas geben. Wenn das Auto mal übersteuert, dann kannst du es leicht wieder einfangen."

"Ohne Servolenkung kannst du es vergessen, dann ist das Auto nämlich unfahrbar. Das Auto ist eben für eine solche Lenkunterstützung ausgelegt, allein von der Aufhängungsgeometrie. Mein Ziel in Jerez war es allerdings nur, meine Superlizenz zu bekommen. Als ich die im Sack hatte, habe ich einfach noch die Arbeit erledigt, die gerade anstand. Für uns war es wichtig, möglichst viele Kilometer zu fahren - ob nun mit Servolenkung oder nicht. Wir haben eine Art Rennsimulation abgespult, um die Zuverlässigkeit zu testen."

"Wir wollen sicherstellen, dass wir für das erste Rennen gut aufgestellt sind. Vor allem in Bahrain ist das wichtig, weil es dort sicherlich sehr heiß wird. Wir konnten nie in der heißen Wüste testen, daher wird es dort mit vollen Tanks und einem schweren Auto ganz bestimmt interessant. Auch die Bremsen werden dort sicherlich arg leiden. Das wird nicht nur für uns, sondern auch für alle anderen Teams eine spannende Angelegenheit."

Fairuz Fauzy

Fairuz Fauzy muss nun für Jarno Trulli und Heikki Kovalainen Platz machen Zoom

Frage: "Wie viel Potenzial steckt im Auto? Um wie viel kannst du noch zulegen, wenn du dich erst einmal wirklich wohlfühlst?"
Fauzy: "Ich hätte hier auf eine 1:26er-Zeit kommen können, wenn noch ein Run möglich gewesen wäre. Es steckt noch viel im Auto, aber leider dauern Setupveränderungen immer sehr lange. Es war schon ein großer Sprung von 1:30er-Zeiten auf 1:28er, aber es sind sicherlich noch weitere zwei Sekunden drin. Die rote Flagge gegen Ende war schade, denn in den Bereich von 1:27er-Zeiten wäre ich ganz bestimmt gekommen."

"Wir sind immer noch deutlich zurück, aber es gibt Fortschritte. Am wichtigsten ist es doch, dass man merkt, dass es bergauf geht. Wir wollen zu Beginn auch keine großen Fehler machen, sondern uns langsam herantasten. Wir hatten gestern den ganzen Tag lang Zeit. Es ist doch besser, erst am Ende voll zu pushen, anstatt gleich zu Beginn Vollgas zu geben. Das Team macht einen tollen Job. Auch wenn wir am Vormittag ein kleines Problem hatten, konnten wir viele Informationen sammeln und das Auto verbessern."

Viel Potenzial im neuen Lotus?

Frage: "Wann wirst du wieder im Auto sitzen dürfen?"
Fauzy: "Ich weiß es nicht. Ich halte mich einfach stets bereit, denn man weiß ja nie. Wenn sich eine Möglichkeit bietet, dann nutze ich sie natürlich. Mal abwarten, wie es nun mit mir weitergeht. Am Freitag macht Jarno seinen Job. Mal schauen, wie weit er das Auto fortentwickeln kann. Danach darf natürlich Heikki noch einmal ins Auto. Es bleiben nur noch drei Tage, um das Auto nach vorn zu bringen."

"Ich hoffe, dass wir den Wagen in den Bereich von 1:24er-Zeiten bekommen können. Realistisch betrachtet wäre das ein tolles Ergebnis, wenn wir ohne Updates am Auto in die 1:24er vorstoßen könnten. Ich hoffe, dass wir im Verlauf der Saison große Updates im Bereich Aerodynamik nachlegen werden. Dann geht es bestimmt mir großen Schritten voran."

Frage: "Barcelona ist bezüglich Aerodynamik und Reifen eher relevant als Jerez. Wie fühlte es sich an?"
Fauzy: "Im Vergleich zu den Topteams fehlt uns noch Abtrieb, aber daheim in der Firma wird bereits intensiv an der Aerodynamik gearbeitet. Man muss realistisch bleiben. Das Auto musste innerhalb von nur fünf Monaten entworfen und gebaut werden. So etwas ist nicht einfach. Wenn man ein Auto in fünf Monaten baut und dann nur sechs Sekunden hinter den anderen Teams zurückliegt, ist das doch eine starke Leistung."


Fotos: Fairuz Fauzy, Testfahrten in Barcelona


"Wir hatten einen guten Start, wir legen konstant zu. Aber wir sind ein neues Team. Unser derzeitiger Stand ist ein voller Erfolg, wenn man bedenkt, dass noch nicht einmal das erste Rennwochenende absolviert ist. Ich bin sicher, dass wir den Abstand auf vier Sekunden verkürzen können, danach auf drei Sekunden, anschließend auf zwei. Man weiß es nicht. Wir warten mal ab, wie es läuft."

"Einige der neuen Teams sind noch gar nicht auf der Strecke. Die werden auch ihre Probleme bekommen. So gesehen war es ein großes Glück, dass wir fünf Monate lang die Chance hatten, uns möglichst gut vorzubereiten. Hoffentlich können wir bei diesem Test auf Zeiten im Bereich 1:24 Minuten kommen, das wäre wirklich eine starke Leistung. Wenn wir nur zwei oder drei Sekunden hinter den Besten sind, dann ist das für uns fantastisch. Die zukünftigen Updates werden uns sicherlich helfen."

Frage: "Wenn man die Fortschritte seit Jerez betrachtet, in welcher Form wird Lotus in Bahrain ankommen?"
Fauzy: "Das ist schwierig zu sagen. Die Reifen sind noch nie wirklich schwierigen Bedingungen ausgesetzt gewesen, denn hier ist es im Vergleich zu Bahrain recht kühl. Das wird die große Herausforderung, denn du schleppst bis zu 160 Kilogramm Benzin mit dir herum. Die Bremsen werden dann auch zu einem großen Problem, für die Reifen wird es auch hart. Ich bin sicher, dass unsere Ingenieure hier noch entsprechende Testläufe planen."