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"Fast surreal": Goldesel Alexander Rossi fiel aus allen Wolken
Der US-Amerikaner will sich seinen Platz für 2016 sichern, während der degradierte Roberto Merhi wenig diplomatisch erklärt, dass er einem Paydriver weichen musste
(Motorsport-Total.com) - Alexander Rossi und Roberto Merhi staunten nicht schlecht, als sie zu Wochenbeginn in Singapur anreisten und von der Fahrerrochade bei ihrem Arbeitgeber Manor-Marussia erfuhren. Dass der US-Amerikaner bei fünf der kommenden sieben Grands Prix als Einsatzpilot ins Lenkrad greifen soll, ließ ihn aus allen Wolken fallen: "Ich hätte nicht erwartet, dass ich 2015 Rennen fahren würde", sagt Rossi, der lange auf der Ersatzbank saß: "Fast surreal, dass es jetzt klappt. Ich habe trotzdem immer daran geglaubt."
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Alexander Rossi ist nicht nur schnell, sondern hat auch eine Mitgift im Gepäck Zoom
Nach zwei Jahren als dritter Mann bei Caterham nahm Rossi 2014 die Reservistenrolle bei Manor-Marussia ein, ging mit dem Team in die Insolvenz und stand ohne Perspektive da. Sein Kampfgeist war ungebrochen: "Seit ich jung bin, weiß ich: Irgendwann kommt plötzlich ein Anruf - und es gilt, auf ihn vorbereitet zu sein", erklärt Rossi, der sich festbeißen will: "Mein Ziel ist es, dauerhaft in der Formel 1 zu fahren. Wie auch immer sich die Situation entwickeln wird, ich werde mich darauf einstellen."
Rossis Vorteil: Er bringt Geld mit und kann sich den Drive beim Hinterbänkler mit respektablen Leistungen dauerhaft sichern. Denn Merhi, ein John-Booth-Schützling aus Formelsport-Tagen, hat keine Geldgeber im Rücken. "In diesen Tagen ist das Budget extrem wichtig, aber nicht so einfach aufzutreiben", pustet der Ex-DTM-Pilot durch. Ihm war jedoch klar, dass er seinen Job los sein würde, sobald ein Paydriver genügend Bares mitbringt. Das hatte Manor-Marussia auch öffentlich kommuniziert.
Entsprechend gefasst trägt Merhi seine Degradierung: "Am Jahresanfang wusste ich gar nicht, wie lange die Sache hält. Zwölf Rennen sind nicht schlecht, also bedanke ich mich. Die Entscheidung ist auf lange Sicht sicher besser für das Team." Heißt im Klartext: Rossi hat die größere Mitgift, dazu eine gute GP2-Saison und einen strategischen Vorteil. "Ich habe bewiesen, dass ich bereit bin. Ich bin der einzige US-Amerikaner mit einer gültigen Superlizenz", unterstreicht der 23-jährige Kalifornier und nennt damit einen Grund, warum Haas Formula ihn trotz gegenteiliger Äußerungen doch nehmen sollte.
Auch um einen Einstieg von Investoren aus Nordamerika ranken sich bei Manor-Marussia seit geraumer Zeit Gerüchte. Dazu passt, dass Rossi seine Zukunft bis zu seinem Heimspiel beim Texas-Grand-Prix Ende Oktober sondiert haben will: "Wir stehen in Kontakt. In Austin wird das geklärt sein." Merhi glaubt, dass das 2015 noch punktlose Team dann in der Lage sein wird, um WM-Zähler zu kämpfen.
Mit Blick auf sein Debüt in Singapur demonstriert Rossi eine breite Brust und sagt Stallgefährte Will Stevens den Kampf an: "Ich bin seit dem Belgien-Grand-Prix 2014 das Auto häufig gefahren. Der Unterschied zur GP2 ist auch nicht mehr so groß, also sollte ich zügig bei der Musik sein. Auch die Reifen sind nicht neu für mich", so Rossi. "Ich muss mich also nur auf das Auto auf dieser Strecke einstellen. Ich will meinen Teamkollegen schlagen."