Fahrer kritisieren: Was sollen höhere Tracklimit-Strafen bitte bringen?

Die FIA will härtere Strafen bei Tracklimit-Verstößen verteilen, doch für viele Fahrer ist das nicht die Lösung des eigentlichen Problems

(Motorsport-Total.com) - Die FIA plant, Tracklimit-Vergehen in Zukunft noch härter zu bestrafen. Bislang war es so, dass sich Fahrer während eines Formel-1-Rennens drei Verstöße gegen die Streckenbegrenzung erlauben können, bevor sie eine Verwarnung erhalten. Beim nächsten Verstoß wurde bislang eine Fünf-Sekunden-Strafe ausgesprochen, doch das könnte demnächst höher ausfallen.

Titel-Bild zur News: Nico Hülkenberg, George Russell

Nico Hülkenberg und George Russell diskutieren auch über Tracklimits Zoom

Denn die FIA möchte die Zeitstrafe für Tracklimit-Vergehen auf zehn Sekunden verdoppeln - auch wenn ein Fahrer einen Vorteil daraus zieht.

Denn in der Vergangenheit nahmen Fahrer Fünf-Sekunden-Strafen in Kauf, um an einem Konkurrenten vorbeizukommen, weil es besser war, die Strafe zu bekommen, als noch mehr Zeit hinter dem Vordermann zu verlieren. In der Formel 3 wurde die verschärfte Strafe in Bahrain schon angewendet.

"Das würde uns zwingen, etwas vorsichtiger zu sein", meint Nico Hülkenberg, der kein Problem mit einer schärferen Strafe hätte: "Warum nicht?"

Allerdings steht der Haas-Pilot mit seiner Meinung relativ alleine da, als die Fahrer in der Pressekonferenz vor dem Rennen in Saudi-Arabien auf dieses Thema angesprochen werden. Die meisten hinterfragen den Sinn und sehen darin nicht die Lösung des Problems.

"Wenn du von der Strecke kommst, bekommst du eine Strafe - ob es jetzt fünf oder zehn Sekunden sind", macht das für Lance Stroll keinen Unterschied. "Wir pushen alle und versuchen, innerhalb der Strecke zu bleiben."

Ferrari-Pilot Charles Leclerc hat jedoch kein Verständnis für die mögliche Verschärfung: "Fünf Sekunden sind schon ziemlich schmerzhaft, und zehn Sekunden sind meiner Meinung nach zu viel", sagt er. "Das ist schon ziemlich hart."

Er sieht die FIA und die Strecken eher in der Pflicht, die Situation rund um die Tracklimits zu verbessern. "Die Priorität sollte sein, das Problem zu lösen oder uns zumindest dabei zu helfen, die Tracklimits besser zu respektieren", fordert er. "Denn so wie die weißen Linien im Moment sind, sehen wir sie nicht wirklich."

Fahrer sehen Linien nicht gut

Das ist das Problem vieler moderner Strecken. Während die Begrenzung früher mit Gras und Kies eine natürliche war, besitzen viele Kurse heute einen Asphaltauslauf, der im Grunde nur durch weiße Linien begrenzt wird und für die Fahrer nicht spürbar ist.

Auch die immer flacheren und harmloseren Randsteine, die zudem noch sehr breit gebaut werden, sorgen nicht gerade dafür, dass die Fahrer ein Gefühl für den Rand der Strecke bekommen.


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"Man sitzt so tief und sieht nur die oberen 15 Zentimeter des Reifens", erklärt George Russell. "Die Autos fahren 70 Millimeter über dem Asphalt, am Ende der Gerade sogar weniger, und von daher brauchen wir einfach einen Randstein, den wir spüren können", so der Brite.

Manche Strecken sind das Problem

Auf den meisten Strecken sieht Russell allerdings kein Problem. "Es sind nur eine Handvoll Strecken, auf denen wir viele Tracklimit-Probleme haben." 2023 stach vor allem Spielberg heraus, wo die Rennkommissare mehr als 1.200 potenzielle Verstöße überprüfen mussten und nicht mehr hinterherkamen.

Und auch auf Strecken wie Katar und Austin, wo die Kommissare selbst mit der FIA-Regelung frustriert waren, hatte es Schwierigkeiten gegeben "Die größeren Probleme kommen einfach daher, wie die Tracklimit-Situation ist", kritisiert Stroll die Kurse.


"Wenn wir die eigentliche Natur vieler Strecken verändern würden und es einfacher machen würden, innerhalb der Grenzen zu bleiben, dann hätten wir weniger Probleme", sagt der Kanadier und findet, dass ein Abkommen der Strecke härter bestraft werden müsse - allerdings durch Kies oder Gras und nicht durch eine höhere Zeitstrafe.

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