Ernüchterung bei Toro Rosso: Top 10 plötzlich ganz weit weg
Es sah lange Zeit zumindest für Carlos Sainz gut aus, doch im Qualifying konnte er Q3 nur mit dem Fernglas sehen - Daniil Kwjats Pechsträhne geht derweil weiter
(Motorsport-Total.com) - Für die Scuderia Toro Rosso sah das Spa-Wochenende der Formel 1 äußerst vielversprechend aus - zumindest auf Seiten von Carlos Sainz. Der Spanier fuhr in allen Trainingssitzungen beim Großen Preis von Belgien 2017 bis Q1 in die Top 10. Doch dann kam der Rückschlag in Q2: Nur Position 14 trotz einer recht anständigen Runde des jungen Spaniers. Daniil Kwjat fiel bereits in Q1 aus, was nach den vielen Problemen am Freitag keine Überraschung war. (So lief das Qualifyng der Formel 1 in Spa-Francorchamps)

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Und plötzlich waren alle schneller: Carlos Sainz schaut frustriert aufs Spa-Ergebnis Zoom
"Ich bin mit mir persönlich sehr zufrieden, aber wenn man dann auf die Ergebnisliste schaut, kommt schon Frust auf", sagt Sainz über seinen Startplatz in der siebten Startreihe. "Es ist schon frustrierend, das ganze Wochenende über gute Runden abzuspulen - sogar in Q2. Und dann sieht man sich nur auf Platz 14 und fragt sich, warum man sich nicht so verbessern kann wie die anderen." Es ist bekannt, dass die Mercedes-Teams den Motor im Qualifying aufdrehen können, doch auch das Renault-Werksteam und Haas ließen Toro Rosso keine Chance. (Ergebnis des Qualifyings zum Großen Preis von Belgien 2017)
Die Enttäuschung im Qualifying kam für Sainz nicht einmal überraschend: "Wir liegen eine halbe Sekunde hinter Renault, wie in Silverstone. Das ist nichts Neues. Force India hat im Qualifying einen großen Schritt mit dem Motorprogramm gemacht. Renault hat die halbe Sekunde gehalten. Haas hat im dritten Freien Training nicht den Ultrasoft benutzt, aber sie lagen nur eine Zehntelsekunde hinter uns. Wir haben erwartet, dass sie schneller sein würden und konnten leider keinen von ihnen erwischen. Wir wussten, dass Q3 sehr schwer werden würde, aber es ist schon frustrierend."
Einen besonderen Grund, etwa beim Fahrverhalten, gibt es dafür nicht - außer dass die Konkurrenz einfach mehr zulegen kann. "Wir haben das Auto seit dem ersten Freien Training nicht mehr angerührt, weil die Balance wirklich gut war", so der 22-Jährige. "Das ist das erste Mal in dieser Saison, dass wir das Auto nicht verändert haben. Deshalb war es für mich so leicht, im Qualifying das Limit zu finden." Sein Problem: Er fuhr in Q1 schneller als in Q2. Mit jener 1:45.374 Minuten hätte er immerhin Kevin Magnussen auf Platz 13 geschlagen. Er brachte in Q2 jedoch nur 1:45.439 Minuten zustande.
Kwjat ohne jede Vorbereitung auf Qualifying und Rennen
Für Daniil Wjatscheslawowitsch Kwjat ging das große Pech in Spa-Francorchamps weiter. Nachdem er am Freitag schon diverse Probleme hatte, entschloss sich Toro Rosso nach erneutem Ausrollen im dritten freien Training zum Wechsel mehrerer Komponenten der Antriebseinheit. Das führte zu 20 Strafplätzen für den Russen. Zehn für den fünften Verbrennungsmotor, fünf für den fünften Turbolader und fünf für die fünfte MGU-H. Im Qualifying schied er wenig überraschend in Q1 aus, da er sich kaum vorbereiten konnte. Er startet von Platz 19.
"Er hatte keine Referenzpunkte für dieses Wochenende", hält STR-Technikchef James Key seine schützende Hand über ihn. "Keine Longruns auf den weicheren Reifen, keine Shortruns auf den Ultrasofts vor dem Qualifying. Er war also von vorn herein kompromittiert. Das Team entschuldigt sich bei ihm dafür."
Warum trifft es immer den Russen bei Toro Rosso? "Ich weiß es nicht", schüttelt der 23-Jährige den Kopf. "Das Team schaut sich alles an, aber sie wissen es noch nicht genau. Wir hatten mehrere Probleme an diesem Wochenende mit unseren Antriebseinheiten. Wir haben jetzt eine dicke Strafe, aber hoffentlich behebt es das Problem. Wir werden morgen sehen: Wenn wir die Zielflagge sehen, wissen wir, dass wir die Probleme behoben haben."

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Bild mit Seltenheitswert: Ein fahrender Daniil Kwjat! Zoom
Das Qualifying war für Kwjat eine Qual: "Ich bin schon so schnell gefahren wie ich konnte und habe die bestmögliche Rundenzeit für diese Umstände erzielt. Natürlich ist es im Nachhinein leicht zu sagen, dass ich in dieser und jener Kurve noch etwas hätte anders machen können und so weiter, aber es war meine erste wirkliche Runde. Ich habe mein Bestes gegeben, aber es war ziemlich verhunzt, mit vielen Korrekturen und Querstehern. Es war eine Instinkt-Runde ohne jegliche Vorbereitung."
Auch das Rennen wird ein Sprung ins kalte Wasser, denn wirklich vorbereiten konnte sich Kwjat auch auf den Sonntag nicht. "Ich glaube nicht, dass es irgendwelche Wunder geben wird", bleibt er wenig optimistisch. "Ich hatte keinerlei Longruns, also muss ich es morgen einfach versuchen." Auf das Material will er dabei keine Rücksicht nehmen: "Ich werde nicht auf Ankommen fahren, sondern versuchen, das Bestmögliche herauszuholen. Ich werden so schnell ich kann fahren."

