• 02.09.2012 09:50

  • von Dieter Rencken & Roman Wittemeier

Entwicklung: Neun Rennen vor der Brust, drei Autos im Blick

Die Formel-1-Teams konzentrieren sich immer mehr auf die Entwicklung der nächstjährigen Autos - Problem: Der nächste große Sprung folgt 2014

(Motorsport-Total.com) - Die Formel-1-Saison biegt mit dem anstehenden Lauf in Spa-Francorchamps auf eine lange Zielgerade ein. Der Schlussspurt der Königsklasse 2012 besteht aus neun Rennen innerhalb von nur 13 Wochen. Für Teams und Fahrer bedeutet diese intensive Phase Stress, die Technikabteilungen in den Formel-1-Fabriken arbeiten auf Hochtouren. Während sich das untere Drittel der aktuellen Hierarchie auf 2013 konzentrieren kann, geht die Entwicklung der 2012er-Autos bei den besten Teams nahezu ungebremst weiter.

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Keine Pausen: In der Formel 1 steht die Entwicklung nie still Zoom

"Ich gehe davon aus, dass es an der Spitze weiterhin so eng zugehen wird wie im Moment. Es gibt eine Reihe von Teams, die sich Chancen auf den Titel ausrechnen. Von diesen Teams wird niemand nachlassen, wenn es um die Weiterentwicklung geht", meint McLaren-Technikchef Paddy Lowe. "Im Gegensatz dazu werden sich die Teams, die etwas weiter zurückliegen, frühzeitig auf die Saison 2013 konzentrieren. Aus diesem Grund rechne ich damit, dass sich in der zweiten Saisonhälfte drei, vier Teams vom Rest absetzen werden."

Jedes Team muss etwaige Chancen 2012 gegen mögliche Nachteile 2013 abwägen. "Die Saison beginnt in der Regel im März und man konzentriert sich zunächst auf das aktuelle Auto. Dann kommt ein Punkt, an dem die Entwicklung komplett gestoppt wird, weil neue Teile nicht mehr rechtzeitig für die noch ausstehenden Rennen produziert werden können", beschreibt Lowe die Abläufe in den Entwicklungsabteilungen.

"Im Verlauf der zurückliegenden Wochen haben wir festgelegt, wie viel Zeit im Windkanal wir noch für das diesjährige Auto aufwenden und wie viel für das nächstjährige. Zum jetzigen Zeitpunkt hält sich die Entwicklung für das diesjährige und das nächstjährige Auto bei uns die Waage", so der Brite. McLaren plant bei den nun anstehenden Back-to-Back-Rennen jeweils zum ersten Lauf neue Teile zu bringen. "Aber wir stecken etwas im Dilemma, denn 2014 folgt ein Regelumbruch, den wir jetzt schon betrachten müssen."

Die Entwicklungen der kommenden Wochen sollen die Autos der Topteams auch für 2013 in eine gute Position bringen. In den meisten Fällen wird man im kommenden Jahr nur Evolutionen der aktuellen Boliden sehen, die im Saisonverlauf eher mäßige Entwicklungen erfahren. Die neuen Regeln 2014 stehen im Vordergrund. Jedes Team möchte sich rechtzeitig möglichst gut auf das neue Regelwerk einstellen, um keinen Kniff oder Trend zu verpassen.

"Für die Saison 2014 stehen uns gravierende Änderungen ins Haus, aber für die kommende Saison wird sich nicht viel ändern. Das Interessante ist also weniger die kommende Saison als vielmehr die danach", stimmt Williams-Chefingenieur Mark Gillan seinem Kollegen von McLaren zu. "Damit meine ich die entsprechende Aufteilung der Ressourcen. Wir werden am nächstjährigen Auto mit Sicherheit einige neue Teile haben, aber das Auto wird keine Revolution werden."

"Abgesehen davon gewinnt man natürlich immer neue Erkenntnisse, was man am Auto noch verbessern könnte, auch wenn die Regeln weitestgehend konstant bleiben. Wir haben ein paar interessante Konzepte für das nächste Jahr. Gleiches gilt für die Saison 2014", verspricht der Brite, dessen FW34 derzeit eines der besten Autos im Feld ist. "Das Ausreizen der Reglementgrenzen wird mit Sicherheit auch im nächsten Jahr weitergehen. Das muss auch so sein."