• 17.08.2013 16:46

  • von Christian Schrader

Ein Rennwochenende im Leben des Mark Webber

Zwischen Mourinho, Medienterminen und Mountainbiking: Was der Australier Mark Webber schätzt, schlemmt und wem er auf seinen Reisen begegnet

(Motorsport-Total.com) - Seit über zehn Jahren fährt Mark Webber in der Formel 1, seine Karriere in der Königsklasse beendet er nach seiner insgesamt zwölften Saison. Ein Marathon. Wie ein typisches Rennwochenende für ihn aussieht, was er dabei mag, wen er alles auf seinen Reisen trifft und wie er entspannen kann, erzählt der Australier auf seiner offiziellen Homepage. Eine Woche im Leben eines Rennfahrers, ein Rennwochenende im Leben des Red-Bull-Piloten Mark Webber.

Titel-Bild zur News: Mark Webber

So entspannt wie hier ist es selten im Rennfahrerleben des Mark Webber

Während der Formel-1-Saison wohnt Webber in Aston Clinton in der Grafschaft Buckinghamshire. Drei oder vier Tage vor dem Rennen verlässt der Mann aus Queanbeyan seine Wahlheimat. "Ich packe wirklich nicht so viel ein", sagt er über sein Reisegepäck. "Ich brauche nur Jeans, T-Shirts und vielleicht einen Pullover, um zum Essen auszugehen." Webber mag es leger. "Sofern es keine Zweckbestimmung gibt, was selten ist, trage ich keine Anzüge oder schwarze Krawatten."

Wenn die sieben Sachen gepackt sind, macht er sich auf die Reise zu den Grand-Prix-Strecken dieser Welt. Klar, dass Webber bereits einige Flughäfen in seinem Leben gesehen hat. Doch nicht nur das. "Du siehst hier und da immer Leute", berichtet er.

Begegnung mit "The Special One"

"Ich habe vor kurzem Jose Mourinho getroffen. Ich bin zu ihm hingegangen, habe mich vorgestellt und ihm gesagt, dass ich denke, er sei gut für den Sport, und er tat scherzhaft überrascht, dass ich ihn erkannt hatte", lacht Webber über die Begegnung mit dem selbsternannten "The Special One". Personen mit Ecken und Kanten scheinen Webber zu behagen. "Wir haben uns gut amüsiert", sagt er abschließend über den Fußballtrainer.

Zu weiteren Schlüsselbegegnungen kam es unter anderem mit dem Pfadfinderleiter Edward - genannt Bear - Grylls auf dem Londoner Flughafen in Heathrow und der US-amerikanischen Filmschauspielerin Sharon Stone. "Natürlich kommen die Leute auch zu mir und sagen hallo", so Webber, der das nicht nur auf Personen des öffentlichen Lebens bezieht. "In Großbritannien gibt es immer Leute, die dich kennen und wenn du in einem Land, wo das nächste Formel-1-Rennen stattfindet, landest, dann versammeln sich immer Menschen, um dich zu begrüßen. Es ist toll, so eine Leidenschaft bei dem Sport zu sehen."

Mark Webber und Sebastian Vettel

Ein Flug kann auch lustig sein: Webber amüsiert sich mit Teamkollege Vettel Zoom

Inzwischen bevorzugt es der Australier aber, zumindest zu den Europa-Rennen mit einem Privatjet anzureisen. "In so einem intensiven Sport musst du alle kleinen Tricks finden, um das Energielevel hochzuhalten - und es sind die Reisen, die dich auslaugen", erklärt er.

"In so einem intensiven Sport musst du alle kleinen Tricks finden, um das Energielevel hochzuhalten." Mark Webber

Meeresfrüchte am Rennwochende? Nein, danke!

Wenn Webber das Reiseziel erreicht hat, fährt er gerne umgehend ins Hotel, welches seine Residenz für die folgenden vier Tage sein wird. "Ich mag es, nahe bei der Strecke zu sein", fügt der Australier hinzu. "In Schanghai zum Beispiel bleiben viele Kollegen in der Stadt, weil das Hotel dort gut ist, aber ich habe ein Hotel gefunden, das nicht so weit von der Strecke entfernt ist, was ich mag. Es ist nicht das Ritz, aber das muss es auch nicht sein. Ich hasse es, im Verkehr festzuhängen und gefahren zu werden. In einigen Ländern muss ich Passagier sein, was - gelinde gesagt - eine Erfahrung ist. Ich mag es, die Fahrten auf ein Minimum zu reduzieren", so der Australier.

Durch die vielen Reisen kommt Webber auch stets in den Genuss von kulinarischen Köstlichkeiten. "Wenn ich nicht an der Strecke esse, gibt es auch spezielle Restaurants, die ich mag", sagt er und nennt umgehend seine Favoriten: "In Melbourne gibt es einige phantastische Restaurants wie Rockpool, das ich liebe. Kanada hat auch ein paar großartige Ecken", so Webber, der vor allem die italienische und thailändische Küche schätzt. Nur auf eines verzichtet der Red-Bull-Pilot an seinen Arbeitstagen an der Strecke: "Ich mag auch Meeresfrüchte gerne, aber das ist etwas, wovon ich während der Rennwochenenden Abstand halte." Ist vielleicht auch besser so.

"Ich mag Meeresfrüchte gerne, aber das ist etwas, wovon ich während der Rennwochenenden Abstand halte." Mark Webber

Am Donnerstag stehen verpflichtende Medientermine auf der Agenda. Nicht weniger stressig geht es am Freitag bei den Trainingseinheiten zu, gefolgt von der Qualifikation am Samstag und dem Hauptereignis, dem Rennen am Sonntag. "Freitag kann es an der Strecke sehr spät werden, normalerweise verlasse ich sie so um 21.30 Uhr", erzählt Webber. "Donnerstag und manchmal auch Samstag können ein bisschen entspannter sein, aber es hängt davon ab, wie sich das Auto anfühlt. Wenn wir allerdings einen harten Tag hatten, sind das die Tage, wo man danach die Familie sehen oder ein bisschen relaxen kann."

Rennfahren ist sein Job, die Familie bleibt meist daheim

Entspannung heißt auch, das gewohnt Umfeld, die Familie um sich herum zu haben. Doch Webbers 15 Jahre ältere Freundin Ann Neal begleitet ihn nur zu ungefähr der Hälfte der Rennen, berichtet er, "mein Dad zu 30 Prozent und meine Mum sogar zu noch weniger". Rennfahren ist schließlich sein Beruf und am Wochenende gilt die Konzentration zu 100 Prozent dem Grand Prix am Sonntag, was seine Familie auch wisse, betont Webber. "Ich bin vielleicht in der Lage, mich hinzusetzen und mit ihnen einen schnellen Imbiss einzunehmen, während ich mich vorbereite. Das ist aber auch alles."

Wenn die Familie nicht an der Rennstrecke weilt, ermöglicht die moderne Technik, den Kontakt nach Hause zu halten. "Mein Vater hat angefangen, FaceTime zu benutzen, wenn meine Familie nicht persönlich vor Ort ist", berichtet Webber, der die Kontaktfrequenz etwas großzügiger auslegt. "Ich neige dazu, nur einmal am Wochenende eine Textnachricht zu schicken um sie auf dem Laufenden zu halten, wie sich das Auto anfühlt und wie es mir geht", gesteht er.

"Ich neige dazu, nur einmal am Wochenende eine Textnachricht zu schicken." Mark Webber

"Wenn ich gewonnen habe oder ein phänomenales Rennen gefahren bin", fährt Webber fort, "dann habe ich 100 Nachrichten auf meinem Handy. Du musst sie alle beantworten, was niemals einfach ist." Vor allem, wenn es einmal alles andere als rund läuft beim Mann aus "Down Under". "Auch wenn ich einen schlechten Tag habe, bekomme ich Nachrichten, auch wenn die meisten Menschen sich zurückhalten, weil sie wissen, was sie sagen sollen."

Sport und Entspannung in der Freizeit

Um den Verpflichtungen in der Formel-1-Manege und den stressigen Reisen einen Ausgleich entgegenzusetzen, nennt Webber unzählige Hobbys sein Eigen. Angefangen von A wie Ausdauersport bis Z wie Zoo - der Australier hat daheim einen regelrechten Privatzoo: "Einen Esel, einige Hühner zwei Hunde und einige Alpakas", wie er einst aufzählte. Zu seinen sportlichen Leidenschaften gehören unter anderem Mountainbiking, Tennis, Squash, Fitness, Kajaking, Cricket und Rugby.

Etwas ruhigeres, das nicht fehlen darf: eine gepflegte Runde vor dem Fernseher, wo der Australier Sport, Talkshows "mit guten Interviews" oder Dokumentationen schätzt. Jedoch weniger Filme, "weil sie nicht mein Interesse erwecken". "Ich bin auch ab und zu ein Leser", outet er sich.


Fotos: Mark Webber auf dem Mountainbike


Geht Webber selber bald unter die Autoren?

Neben Büchern von Managern und Wirtschaftsführern "habe ich ein paar Sportautobiografien gelesen, wie die von Roy Keane, die - gelinde gesagt - ziemlich hitzig war. Andre Agassis war auch sehr gut. Beides sind Jungs, die eine lange Karriere hatten und in ihrer Sportart an der Spitze standen." Vielleicht schreibt Webber selber bald ein Buch über seine Duelle mit Teamkollege Sebastian Vettel.

Dennoch: die Freizeit ist knapp bemessen. Stehen doch in der rennfreien Zeit ebenso Besuche in der Red-Bull-Fabrik in Milton Keynes auf der Tagesordnung, um im Simulator zu testen und sich auf die nächste Strecke vorzubereiten. Dann geht es schon los und es beginnt wieder: ein Rennwochenende im Leben des Red-Bull-Piloten Mark Webber.

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