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"Echte Sorgen": Williams-Talfahrt setzt sich in Silverstone fort

Williams sucht weiter nach Erklärungen für die Talfahrt - Selbst auf den Strecken, auf denen es in den Vorjahren richtig gut lief, hat man mittlerweile große Probleme

(Motorsport-Total.com) - Williams kommt momentan einfach nicht mehr in Fahrt. Ausgerechnet beim Heimspiel in Silverstone ging das Team aus Grove in diesem Jahr sogar erstmals komplett leer aus. Besonders bitter: Von hinten macht in der WM nun langsam aber sicher sogar Force India im Kampf um Platz vier druck. Die Mallya-Truppe liegt nur noch 19 Zähler hinter Williams. "Momentan sieht es so aus, dass wir eher nach hinten zu Force India schauen müssen als nach vorne zu Red Bull", gesteht Claire Williams.

Titel-Bild zur News: Valtteri Bottas

Keine Chance: Valtteri Bottas ging am Sonntag im Regen in Silverstone baden Zoom

"Das ist ein Problem und bereitet uns echte Sorgen", gesteht die stellvertretende Teamchefin und erklärt: "Wir wollen keine Rückschritte machen." Doch genau das scheint bei Williams in diesem Jahr passiert zu sein. An die stärken Leistungen der Saisons 2014 und 2015 kann man aktuell nicht mehr anknüpfen. Das zeigte sich vor allem am vergangenen Wochenende in Silverstone extrem deutlich.

2014 stand Valtteri Bottas dort als Zweiter noch auf dem Podium, im vergangenen Jahr konnte man das Rennen sogar lange anführen. 2016 waren für Bottas und Teamkollege Felipe Massa nur die Plätze 14 und elf drin. "Zum Glück haben wir während der vergangenen Rennen eine Menge analysiert und unsere Schwächen ausgemacht und behoben", versichert Williams und erklärt: "Diese Arbeit passiert hinter verschlossenen Türen."

Williams bei der Entwicklung abgehängt

"Wir haben einige Upgrades, die in den nächsten Rennen kommen werden", verspricht die stellvertretende Teamchefin. 'ORF'-Experte Alex Wurz geht mit Williams trotzdem hart ins Gericht und erklärt: "Die sind nicht mehr die 'New Kids on the Block', wie vor ein oder zwei Jahren. Die Aerodynamik muss angepasst werden, speziell für solche Strecken." Doch warum strauchelt Williams in diesem Jahr so extrem?

"Das Auto ist besser als im vergangenen Jahr. Es besteht kein Zweifel daran, dass wir uns verbessert haben", versichert Bottas. Seine Vermutung: "Die anderen haben noch größere Fortschritte gemacht. Wir müssen verstehen, warum wir diese Schritte nicht machen konnten." Klar ist, dass man den Anschluss an Red Bull und Ferrari offenbar verloren hat. Das ist möglicherweise darauf zurückzuführen, dass der Mercedes-Motor nicht mehr so dominant ist wie vor allem noch 2014.


Fotos: Williams, Großer Preis von Großbritannien


Doch auch Mercedes-intern hat Williams zu kämpfen. In den vergangenen fünf Rennen holte Force India ganze 59 Zähler. Williams brachte es im gleichen Zeitraum nur auf 27 Pünktchen. "Wir konnten bei der Entwicklung während der Saison nicht mithalten, deshalb sind wir momentan in einer schwierigen Situation", grübelt Bottas. "Natürlich hängt das auch von den Kursen ab, aber das (Silverstone; Anm. d. Red.) sollte normalerweise ein guter für uns sein."

Reifen machen weiterhin Probleme

"Das Ergebnis zeigt, wo wir momentan stehen", urteilt der Finne nach Silverstone schonungslos. Ein großes Problem sind aktuell die Reifen. "Es hängt alles mit den Reifen zusammen. Wir sprechen immer über die Dinge, die wir mit den Reifen machen. Aber sie überraschen uns noch immer - uns alle! Auch Red Bull, Ferrari und sogar Mercedes", erklärt Technikchef Pat Symonds. Doch Williams scheint es in diesem Jahr besonders hart zu treffen.

"Ich denke, es hängt mit den Mischungen selbst zusammen. Dass wir beim Reifendruck nicht mehr so viel Freiheit haben, macht es noch etwas schwerer", sagt Symonds und ergänzt: "Ich denke, dass es kein Team gibt, das die Reifen komplett im Griff hat." Gegenüber 'Sky Sports F1' erklärt Bottas: "Wir haben viele Ideen, aber es ist leichter gesagt als getan. Wir brauchen zum Beispiel mehr mechanischen Grip und mehr Aero. Wir arbeiten hart daran."


Fotostrecke: F1 Backstage: Silverstone

"Jetzt hatten wir schon wieder ein Wochenende zum vergessen. Wir müssen es wieder gründlich analysieren und davon lernen. Wir müssen uns verbessern - auch ich als Fahrer. Ich muss auch etwas aus einem Rennen lernen, das für mich nicht gut war", erklärt der Finne. Doch aktuell herrscht bei Williams vor allem Ratlosigkeit. Auf die Probleme angesprochen hört man von Bottas immer wieder die Antwort: "Ich weiß es nicht."

Williams schreibt 2016 noch nicht ab

So musste man unter anderem auch die Tests mit dem neuen Frontflügel in Silverstone ein weiteres Mal verschieben - zu groß sind aktuell die anderen Baustellen. Die große Hoffnung besteht nun darin, dass 2017 wieder alles besser wird. "Wir bringen zu den nächsten drei Rennen neue Teile mit. Es ist noch nicht vorbei", erklärt Symonds, der 2016 zwar noch nicht abhaken möchte. Doch dass die große Wende noch gelingen wird, erscheint aktuell ziemlich fraglich.

Auch Bottas setzt daher bereits auf die neuen Regeln 2017. "2014 war für uns ein ziemlich konkurrenzfähiges Jahr im Vergleich zu viel größeren Teams. Wir können vorne dabei sein", erinnert er an die letzten großen Regeländerungen in der Königsklasse und erklärt: "Das Team ist jetzt viel stärker als vor zwei Jahren." Symonds ergänzt im Hinblick auf 2014: "Wir haben zu Saisonbeginn nur als fünftschnellstes Team angefangen und waren am Ende des Jahre das zweitschnellste Team."

"Wir haben wirklich gut entwickelt. Jetzt haben wir da Probleme", weiß der Brite und erklärt: "Vielleicht haben wir das nicht so gut gemacht wie 2014." Trotzdem ist er im Hinblick auf 2017 "optimistisch" und erklärt: "Wir liegen in der WM auf Platz vier. Es gibt nichts, wofür wir uns schämen müssten. Wir legen an jedem Sonntag die schnellsten Boxenstopps hin. Es gibt viele Dinge, auf die wir bei Williams stolz sein können."