Ecclestone warnt weiter vor Motorensound 2014

Bernie Ecclestone kritisiert weiter das von Jean Todt forcierte Motorenreglement 2014 - Ist das Teil des Machtspiels oder ist der Sound wirklich ein Problem?

(Motorsport-Total.com) - Bernie Ecclestone sind die neuen Motoren nach wie vor ein Dorn im Auge. Ab 2014 werden die aktuellen 2,4-Liter-V8-Sauger durch kleinere 1,6-Liter-V6-Turbos ersetzt - der Formel-1-Boss befürchtet, dass der Motorensound darunter leiden wird und in der Folge nicht mehr so viele Zuschauer zu den Rennen kommen werden.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone (Formel-1-Chef), Jean Todt

Bernie Ecclestone ist Jean Todts Motorenformat ein Dorn im Auge Zoom

"Das Problem ist, dass die Hersteller viel Geld für die Motoren ausgegeben haben", zeigt Ecclestone gegenüber 'Autoweek' Verständnis, dass Renault, Mercedes und Ferrari das neue Reglement nun durchziehen wollen. "Ich habe ihnen bereits versucht, klarzumachen, dass sie viel Geld ausgeben müssen, wenn sie es nicht hinkriegen."

Ecclestone warnt vor weiterem Herstellerschwund

Und sollte das Unterfangen tatsächlich schieflaufen, befürchtet Ecclestone das Schlimmste: "Die Gefahr ist, dass das passieren würde, was bei den Herstellern in solchen Situationen immer passiert - wenn es nicht funktioniert, dann hören sie auf." Zuletzt geschah dies durch die Wirtschaftskrise Ende des vergangenen Jahrzehnts, als sich der Reihe nach BMW, Honda und schließlich Toyota aus der Formel 1 verabschiedeten. Nur Renault - allerdings als Motorenhersteller -, Ferrari und Mercedes blieben dem Sport erhalten.

Bisher hat sich kein Hersteller durch das neue Reglement ab 2014, das seriennähere Aggregate bringt, entschieden, in die Formel 1 einzusteigen - Interesse gab es aber zuletzt von Honda. Es wird spekuliert, dass die Japaner die alte Traditionspartnerschaft mit McLaren neu aufleben lassen wollen. Bis 2015 ist das Team aus Woking aber an Mercedes gebunden.

Ecclestones Match gegen Todt

Hinter Ecclestones demonstrativer Abneigung gegen die neue Motorenformel steckt aber auch ein Machtkampf gegen FIA-Boss Jean Todt, der sich massiv für das neue Reglement ausgesprochen hat. Der Franzose glaubt, dass kein Weg daran vorbei führt, den Motorsport durch "grüne" Technologien für die Wirtschaft und speziell die Automobilhersteller attraktiver zu machen.

Ecclestone hatte mit seinen Querschüssen bisher durchaus Erfolg: Erst wendete er die ursprünglich geplanten Vierzylinder-Aggregate wegen Bedenken über den Sound ab, dann gründete der Ecclestone-Vertraute Ron Walker - Vorsitzender des Australien-Grand-Prix - die Rennstrecken-Organisation FOPA (Formula One Promoters Association), die als verlängerter Arm des Formel-1-Bosses gilt. Aussagen des Australiers, er würde den Grand Prix in Melbourne von der Formel 1 zu den IndyCars abziehen, ließen nicht lange auf sich warten.

Und einen weiteren Erfolg hatte Ecclestone zu verbuchen: Der 82-Jährige wehrte sich gegen Todts Pläne, dass die Boliden in der Boxengasse nur noch elektrisch fahren. Da das Motorengeräusch fehlen würde, wäre dies ein großes Sicherheitsrisiko. Der FIA-Boss verschob die Innovation dadurch um mindestens drei Jahre.

Ecclestone mobilisiert Rennstrecken

"Wie Bernie bestätigen wird, klingt der Motor wie ein Rasenmäher, und wir werden das auf Gedeih und Verderb bekämpfen." Ron Walker

Nun hat man den Motorensound als Lieblingsthema wiederentdeckt. "Wie Bernie bestätigen wird, klingt der Motor wie ein Rasenmäher, und wir werden das auf Gedeih und Verderb bekämpfen", schießt sich Walker gegenüber 'Autoweek' auf die V6-Triebwerke ein. "Ich möchte daher alle Promoter in Genf irgendwann vor Juni zusammenzubringen, um einen Plan zu erstellen, damit der Status der Kurse ein für alle Mal gesichert wird."

Ecclestone setzt zum Doppelpassspiel an: "Ron sagt, dass wir sicherstellen müssen, dass die Motoren an die 16.000 Umdrehungen pro Minute schaffen. Drauf hatten wir uns geeinigt, und jetzt wissen wir, dass sie nicht annähernd in diesem Bereich sein werden." 15.000 Umdrehungen in der Minute werden erwartet - derzeit sind es 18.000.

Ist der Sound wirklich ein Problem?

"Bei der Benzin-Durchflussmenge wurde man sich einig, und selbst mit großen Tanks ist man bei den Umdrehungen pro Minute beschränkt", sagt Ecclestone. "Das ist es, was Ron anspricht - und er hat zu 100 Prozent recht." Der Brite schildert seine eigenen Erfahrungen, was den Motorensound angeht: "Ich habe den Ferrari-Motor gehört. Ich habe das aktuelle Auto gehört und das neue." Die Gefahr sei groß, dass man den Sound im Fernsehen nicht hört, und "es besteht die Gefahr, dass die Leute nicht mehr zu den Rennen kommen, weil der Sound nicht mehr so ist, wie er früher einmal war. Das ist ein realistisches Szenario."

"Vielleicht schaffen wir es, dass die kommenden Motoren so klingen wie die aktuellen Motoren." Bernie Ecclestone

Dennoch ist Ecclestone klar, dass er die kommenden V6-Aggregate nicht mehr aufhalten kann. Daher hat er einen anderen Plan: "Vielleicht schaffen wir es, dass sie so klingen wie die aktuellen Motoren." Ecclestones Ausführungen sind interessant, schließlich war 'Motorsport-Total.com' dabei, als Mercedes im Motorenwerk in Brixworth Journalistenvertretern eine erste Kostprobe des neuen V6-Turbos gab.

Jegliche Bedenken wurden dabei beseitigt. Die Aggregate werden demnach zwar weniger laut und weniger hoch klingen, sondern tiefer und rauer, aber keineswegs unspektakulär. Zur Verbesserung soll auch das Auspuffsystem beitragen, das bei der Hörprobe noch nicht mit einbezogen wurde. Außerdem muss in Betracht gezogen werden, dass auch die Turbomotoren der 1980er-Jahre mit niedriger Drehzahl auskamen - die soll bei den neuen Turbos übrigens deutlich höher sein als in der legendären Turboära.