• 04.10.2008 14:55

  • von Roman Wittemeier

Ecclestone: "Vettel wird mal Weltmeister"

Bernie Ecclestone über den kometenhaften Aufstieg von Sebastian Vettel und seinen ganz besonderen Traum: Schumacher gegen Vettel

(Motorsport-Total.com) - Bernie Ecclestone sitzt seit über 30 Jahren am Ruder der Formel 1 und hat in dieser langen Zeit viele Klippen umschifft und mindestens ebenso viele neue Welten entdeckt. Der neueste Coup des Briten war die Inszenierung eines Nachtrennens in der Königsklasse, welches nicht nur in Singapur selbst, sondern weltweit für viel Freunde gesorgt hat. In gut 30 Jahren hat Ecclestone viele Stars in der Formel 1 miterlebt und seit jeher ein gutes Gespür für Talente.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone (Formel-1-Chef)

Bernie Ecclestone sieht Sebastian Vettel als kommenden Champion

Umso bedeutender sind die Aussagen des 77-Jährigen über Sebastian Vettel. "Als er vergangenes Jahr seinen ersten Grand Prix in der Türkei fuhr, habe ich ihn vor seinem Einsatz darauf aufmerksam gemacht, dass er seine Superlizenz nur unter Vorbehalt bekommen hat", erklärte Ecclestone im Interview mit der 'Welt am Sonntag' und hatte dabei offenbar vergessen, dass Vettels erster Einsatz 2007 in den USA in Diensten des BMW Sauber F1 Teams stattgefunden hatte.#w1#

"Ich habe ihm geraten, es nicht zu übertreiben und keine Dummheiten zu machen. Als ich am anderen morgen die Rundenzeiten des Trainings verfolgte, fiel mir auf, dass Sebastian die schnellste Zeit fuhr. Außergewöhnlich! Heute weiß ich: Sebastian wird mal Weltmeister", beschrieb der Formel-1-Boss die Geschehnisse aus dem vergangenen Jahr. Mittlerweile hat Vettel dieses Potenzial mit dem Sieg in Monza eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

Vettel spiele aus seiner Sicht eine große Rolle in der Formel - schon jetzt, so Ecclestone: "Er ist absolut wichtig. Sebastian ist jung, smart, freundlich. Er ist die ideale Ergänzung für ein halbes Dutzend junger Formel-1-Piloten, die in Zukunft alle in der Lage sind, Weltmeister zu werden." Welche sechs Fahrer er damit meinte, ließ der Brite offen. Sein Traum wäre die Rückkehr von Michael Schumacher: "Ein Comeback wäre fantastisch. Der siebenfache Weltmeister als Herausforderer der jungen Löwen - diese Konstellation wäre ein Traum."

Für weniger traumhaft hält der frühere Teamchef die Leistungen des amtierenden Weltmeisters Kimi Räikkönen. "Von Kimi bin ich extrem enttäuscht", sagte Ecclestone und fügte zum teaminternen Ferrari-Duell an: "Ich gebe zu, dass ich Felipe seit langer Zeit unterstütze und ihm helfe, wo ich kann. Er wird seit langem unterschätzt. Erst in letzter Zeit war er in der Lage, sein wahres Potenzial zu zeigen und hat bei Ferrari Kimi definitiv im Griff."

"Kimi ist so ein fantastischer Fahrer. Ich dachte, er sei nicht mehr motiviert, aber dann hat er für zwei weitere Jahre bei Ferrari unterschrieben. Für mich ist Kimi ein Rätsel", sprach Ecclestone kopfschüttelnd. Dem Formel-1-Chef kann es jedoch nur recht sein. Je mehr unterschiedliche Charaktere sich an der Spitze balgen, desto besser die Show - und Ecclestones Einnahmechancen. Wenn es um die Krone 2008 geht, hält der Vermarkter zu Lewis Hamilton. "Ich fand es einfach schade, dass er die WM so knapp verloren hatte. Es wäre gut, wenn es ihm in diesem Jahr gelänge."


Fotos: Großer Preis von Singapur


Im Rahmen der Diskussion um Kostensenkung in der Formel 1 bezog Ecclestone klar Stellung. Er habe immerhin als Treibfeder bei der Gründung der Formula One Teams Association (FOTA) agiert. Auf seinen Wink hin, hätten die Teams zusammengefunden, um FIA-Chef Max Mosley Wege zur Einsparung vorzulegen. Ohnehin hat sich das Verhältnis zwischen Ecclestone und Mosley offenbar wieder normalisiert. Nach dem Sex-Skandal war Ecclestone einer der ersten gewesen, die den Rücktritt des FIA-Präsidenten forderten.

Er gestand im Zuge der Affäre Fehler ein. "Es war ein massiver Schock. Niemand hatte so etwas von Max erwartet. Die erste Reaktion war deshalb auch sehr emotional, auch meine. Wir hätten alle ruhiger reagieren sollen. Auch Max hat im ersten Moment falsch gehandelt. Statt öffentlich zu provozieren, hätte er sich bei allen Automobilclubs entschuldigen müssen mit der Ankündigung, irgendwann zurückzutreten. Dann hätte er die Generalversammlung der FIA einberufen können. Dort hätte man ihn wiedergewählt."