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  • 21.02.2015 15:36

  • von Dominik Sharaf

Drei Teams, ein Auto: Woran ein neuer Sparplan scheitert

Sauber, Force India und Lotus könnten ein identisches Grundmodell entwerfen und individuell verbessern, das ist aber illegal - Keine Bereitschaft zur Kostensenkung?

(Motorsport-Total.com) - Wenn die Formel 1 sparen will, wird sie neue Wege gehen müssen. Skizziert wurden Lösungen der Finanzprobleme kleiner Teams häufig, umgesetzt nie: Von einer B-Liga war die Rede, die Großen kokettieren mit Kundenautos, eine Kostenobergrenze und die Einnahmenverteilung sind zum Dauerthema avanciert. Die lange Liste besteht aber nur aus Fehlschlägen. Zu Beginn des Jahres 2015 geistert ein neuer Sparplan durch das Paddock. Er kommt von den Betroffenen und heißt "Co-Constructor".

Titel-Bild zur News: Charles Pic, Giedo van der Garde, Heikki Kovalainen, Adrian Sutil

In der Boxengasse wird so schnell kein Ei dem anderen gleichen Zoom

Dahinter verbirgt sich eine Entwicklungsgemeinschaft der kleinen Teams. Sauber, Force India und Lotus, die aktuell am ärgsten kämpfen, könnten ein gemeinsames Grundmodell eines Formel-1-Rennwagens entwickeln. Es spart Personalkosten und reduziert die Menge der benötigten Anlagen, weil zum Beispiel ein einziger Windkanal ausreicht. Der Basisrenner lässt sich mit individuellen Upgrades und wie gewohnt mit einem eingekauften Antriebsstrang ausrüsten, um Wettbewerb herbeizuführen.

Monisha Kaltenborn ist ohnehin überzeugt, dass die Formel-1-Teams ihr Geld verpulvert hätten. "Gewiss hätte man das alles sehr viel günstiger haben können, wenn auch nicht gleich zum halben Preis", meint die Sauber-Teamchefin im Gespräch mit dem 'Blick'. "Ich möchte mich nicht auf eine Zahl festlegen, aber es ist klar, dass man für viel weniger Geld eine sehr gute Show haben kann, wenn die Rahmenbedingungen stimmen." Genau diese Einsparung scheint mit "Co-Constructorn" möglich.

Kaltenborn klagt: Keine Basis für Kostensenkungen

Das Problem: Es braucht die Gnade der Platzhirsche. Der Anhang 6 des Sportlichen Reglements schiebt der Idee nämlich einen Riegel vor. Es geht um die "gelisteten Teile", die ein Team selbst entwerfen und bauen respektive exklusiv von einem Zulieferer beziehen muss. Darin heißt es: "Wenn das Design ausgelagert wird, darf die dritte Partei kein Wettbewerber oder eine Person, die Teile direkt oder indirekt für einen Wettbewerber designt, sein." Die Bestimmungen sind sogar noch schärfer.

Denn weiter fordert die FIA, dass kein Team Informationen über seine "gelisteten Teile" gegenüber Konkurrenten öffentlich machen darf. Das ist "nicht nur auf die Verbreitung oder den Zugang von Zeichnungen" beschränkt, sondern auch auf die "Inanspruchnahme von Beratung oder jeder anderen Art von Dienstleistung". Nach Informationen von 'auto motor und sport' soll McLaren-Patron Ron Dennis ein entschiedener Gegner des Vorschlags sein und befindet sich vor diesem Hintergrund in guter Position.


Fotos: Testfahrten in Barcelona


Kaltenborn ist ohnehin überzeugt, dass die Bereitschaft, auf die Ausgabenbremse zu treten, im vorderen Teil der Startaufstellung kaum noch zu finden ist. "Wenn man sich die Entwicklung der vergangenen Jahre ansieht, dann kann man diese Frage nicht mit 'Ja' beantworten", sagt die Österreicherin. "Das ist deshalb erstaunlich, weil es zu einer Zeit, als noch zahlreiche Hersteller, unter anderen BMW und Toyota, vertreten waren, durchaus eine Basis für Kostensenkungen gab. Heute ist diese nicht mehr vorhanden."